Der Morgan Plus Six ist ein Neuwagen im Urzeit-Look. Darin
besteht sein Reiz. Neue Technik unter der Haube sorgt in Form von
500 Nm Drehmoment für einen standesgemäßen Vortrieb.
Das Design dient als Definitionsvorlage für englische Roadster:
nur echt mit langer Motorhaube, kurzem Heck und tief
ausgeschnittenen Türen, was der Seitenlinie den genretypischen
Schwung verleiht.
Die Schiebefenster können entfernt und hinter den beiden
Vordersitzen verstaut werden – diesen Bereich nennen sie bei Morgan
übrigens euphemistisch Kofferraum.
Warum bei einem von Grund auf neuen Modell wie dem Plus Six nach
alter Kutschensitte die Außenbleche über einen Holzrahmenaufbau
gedengelt werden? Auf Nachfrage heißt es trocken: „Wir bauen unsere
Autos bereits seit 110 Jahren nach diesem Prinzip. So können wir es
besonders gut.“
Beim Plus Six hat man gegenüber früheren Modellen 20 Zentimeter
mehr Sitzraum geschaffen. Dennoch ist Folgendes zu empfehlen: Bei
mehr als 180 Zentimetern Körperlänge sollte man vor dem Abschluss
eines Kaufvertrags auf jeden Fall zur Probe sitzen.
Frühere Morgan Generationen haben Leiterrahmen und Sitzpolster
als einzige nennenswerte Form der Federung verstanden. Der Plus Six
erstaunt jedoch mit einer unerwartet aufmerksamen Federung und
ebenfalls unerwartet bequemen Sitzen.
Der Plus Six erscheint als Blech gewordene Retrospektive des
30er-Jahre-Designs und ist dennoch kein bisschen retro. So bleibt
sich der englische Hersteller auch bei der Gestaltung der
Scheinwerfer schlicht und ergreifend treu.
Der Plus Six hat eine arbeitswillige Dämpfung, welche
ausschweifende Karosseriehübe verhindert, das Chassis dennoch atmen
lässt, damit man Tektonik und Traktion authentisch erspüren
kann.
Der mit Sportauspuff ausgerüstete Testwagen klingt englischer
als vermutet: tief und vollmundig, eher schmutzig-weich als scharf
konturiert, zuweilen sogar leicht dröhnig. Erst bei hohen
Drehzahlen mischt sich der typische Turbinenklang des BMW Z4
bei.