Mittelklasse-Limousine mit 260 PS und Allrad

Opel Insignia Grand Sport 2.0 DI TURBO 4x4, AMS1417

Wann war es zuletzt ein Vergnügen, ein Mittelklassemodell von Opel zu fahren? Also ein echtes Vergnügen, und nicht etwa so schlecht, dass es schon wieder lustig war. Uns fällt da erst der Ascona B von 1975 ein. D. Doch die Ära belanglosen Handlings hat nun ein Ende.

Denn der neue Insignia fährt einfach schön. Das wollten wir gleich mal sagen. Seine Entwicklung startet natürlich noch zu GM-Zeiten. Als Basis nutzt er die Konzernplattform E2, die sich besser anpassen lässt.

Dazu gibt es mehr hochfesten Stahl und etwas Alu (Motorhaube), so sank das Gewicht erheblich. Der Testwagen wiegt mit Allrad und Automatik 1.645 kg. Das sind über 100 Kilogramm weniger als ein vergleichbares Modell des ersten Insignia.

760 Millimeter: Im Fond schafft der neue Insignia 60 Millimeter mehr Normsitzraum als sein Vorgänger. Dar man auch erwarten bei 92 Millimeter mehr Radstand.

Der derzeitige Top-Antrieb ist ein Zweiliter-Turbo-Direkteinspritzer, wie überall jetzt, mit genug Wums und ordentlicher Laufkultur. Im Test verbraucht er 9,8 l/100 km – absolut gesehen viel, geht aber in Relation zu den eiligen Fahrleistungen in Ordnung.

Das 260 PS starke Topmodell liefert Opel nur mit der Achtstufenautomatik von Aisin und Allradantrieb mit Torque Vectoring. Wobei es keineswegs unbedingt diese Technik braucht, damit der große Opel sein Handlingtalent auspackt.

Nett eingerichtet haben sie ihn. Das optionale Head-up-Display kam etwas verspätet zur Gesamtentwicklung dazu, was die nicht allzu grazile Integration über dem Instrumentenbrett...

... und die versteckten Tasten für dessen Bedienung erklärt. Das stört den Eindruck der Wohlaufgeräumtheit und Solidität etwas.

Das teil-virtuelle Cockpit setzt sich aus analogen Anzeigen für Drehzahl, Wassertemperatur und Tankinhalt sowie einem zentralen Display, dessen Darstellung sich je nach gewählten Fahrmodi ändert, zusammen.

An Assistenzsystemen dagegen fährt Opel so ziemlich alles auf, was man so erwartet in seiner Klasse: Notbremssystem mit Fußgängererkennung, Abstandswarner, Adaptivtempomat, Spurwechselhelfer, dazu den serienmäßigen Spurhalter.

Die Bedienung benötigt ein wenig Eingewöhnung, bis man alle Tasten am Lenkrad sortiert hat und die Menü-Tiefen des Infotainments ergründet hat.

Die Adaptivdämpfer sind im Top-Benziner serienmäßig an Bord und sorgen für eine breite Spreizung des Fahrwerks. Geschmeidig auf "Tour", schneidig auf "Sport".

Schon im leichtgängigen Tour-Modus (variiert wie Sport und Normal die Kennlinie für Lenkung, Gasannahme und Dämpfer) steuert sie den Insignia mit fein ausbalancierter Präzision.

Mehr Rückmeldung? Dafür gibt es den Sport-Modus, in dem der Insignia erstaunlich handlich fährt. Ja, ab und zu muss man sich daran erinnern, dass man da eine Limousine mit 9,1 Quadratmetern Grundfläche herumscheucht.

So wie der Opel Kurven durchfährt – leichtfertig, agil, lange neutral, mit ESP sehr sicher und spät sacht untersteuernd –, das kann allein ein guter Grund sein, ihn zu kaufen.

Der getestete Business Innovation bringt zudem aufpreisfrei die strahlstrahlkräftigen Matrix-LED-Scheinwerfer samt blendfreiem Dauerfernlicht mit (sonst 1.590 Euro), denn anders als beim Astra steuert der Insignia auf jeder Seite 16 statt acht LED an.

Die Verzögerung des Insignias ähnelt eher Ankern als Bremsen. Aus 100 km/h mit kalter Bremse steht die Limousine nach 34,3 Metern - und nach nicht mal 2,5 Sekunden.

Mit der Nutzung der neuen GM-Plattform versprach sich Opel auch eine verbesserte Raumökonomie - war doch dies eine der Hauptschwächen des Vorgängers.

Etwas hoch positioniert der Insignia Pilot und Co. auf den sehr bequemen, haltintensiven AGR-Sitzen. Das Polstermuster im Stil von Waschtüchern ist Geschmackssache.

Den Fond möbliert eine Dreierbank, die tief positioniert ist, damit das mit der Kopffreiheit einigermaßen ausreicht. Ansonsten passt es da hinten, mit viel Normsitzraum – sechs Zentimeter mehr als beim Vorgänger sind es, aber sechs weniger als beim kürzeren Skoda Superb.

Unter das Schrägheck schließlich packt der Opel Isignia als Grand Sport 490 Liter.

Klappt die dreigeteilte Rücksitzlehne fernentriegelt zu einer zerfurchten Ladefläche, reicht es für 1.450 l – auch das eher gehobenes Kompakt- als Mittelklasseformat. Wer mehr benötigt, greift am besten zum Sports Tourer.

Das Topmodell mit dem 260-PS-Turbo und Allrad beginnt bei 42.295 Euro. Selbst unser sehr gut ausgestatteter Testwagen bleibt mit 46.130 Euro noch im Rahmen.

So überzeugend wie der neue Insignia war Opel in der Mittelklasse seit Jahrzehnten nicht mehr. Er hat viel Platz, feinen Komfort und fährt einfach schön durch Kurven. Nicht so schön: Rundumsicht und Bedienung.

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