Summer in der City - Achtung Wortspiel! : Summer meint hier nicht die warmen Monate zwischen Frühling und Herbst, sondern zwei Plug-in-Hybride, die leise durch die Stadt stromern können.
Der Hybrid-Pionier Toyota Prius, der sich lange vor dem Thema Plug-in gescheut hat, tritt in unserem Vergleich nun als genau solcher gegen den VW Golf GTE an - wer machts besser?
Eins vorweg - die beiden unterscheiden sich nicht nur im Design radikal voneinander. Während der Golf sich als Dynamiker sieht, steht beim Prius die maximale Effizienz im Fokus.
Der GTE gibt sich trotz deutlichen Mehrgewichts nahezu so agil wie ein normaler 1.5 TSI und verhält sich auch im Grenzbereich lammfromm und berechenbar.
Für den 100er-Sprint benötigt der GTE 7,6 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 222 km/h. Damit ist der Hybrid-Golf nicht nur ein Auto für Sparfüchse sondern auch für sportlich-ambitionierte Fahrer.
Auch beim Fahrkomfort unterscheidet sich der Plug-in-Golf nur minimal von seinen konventionellen Brüdern. In den Fahrdynamik-Disziplinen wie Slalom und Spurwechsel deklassiert er den Toyota förmlich.
Zwei Herzen vereint. Beim GTE wird der 150 PS starke 1.4 TSI durch einen 102 PS starken E-Motor ergänzt. Damit erzielt VW eine Systemleistung von 204 PS. Allein der Elektromotor leistet bereits 330 Newtonmeter.
Seit dem Facelift kommt der Golf mit neuer Scheinwerfer-Grafik daher. Der blaue Zierstreifen zieht sich wie beim GTI bis in die Scheinwerfer. Ob der GTE diesem irgendwann einmal Konkurrenz macht?
So weit, so Golf. Im Innenraum zeigt der GTE kaum Unterschiede zum klassischen Bestseller. Es gibt blaue Nähte und ein Sportlenkrad. Ansonsten ist alles so wie es sein soll.
In keine der Golf-Varianten mit Verbrennungsmotor passen die digitalen Anzeigen besser als in den GTE. Gut gemacht ist die Kombination aus Drehzahlmesser und Poweranzeige. Die Darstellung ist übersichtlich, kostet aber Aufpreis.
Bei der Kraftübertragung setzt VW auf ein DSG. Es verfügt über sechs Gänge und wir mittels eine klassischen Wählhebels in der Mittelkonsole bedient. Auf Knopfdruck lässt sich der E-Modus zum rein elektrischen Fahren aktivieren.
Beim Blick unter die Haube könnte der Toyota auch ein klassischer Benziner sein. Der Golf verrät sich direkt durch die orangenen Kabel. Der Motor im Toyota ist mit 1,8 Liter 0,4 Liter größer als der VW-TSI.
Der Prius Plug-in überragt den Normalen um zehn Zentimeter. Die Verlängerung an Bug und Heck wurde nötig, da neue Komponenten untergebracht werden mussten. Praktisch sind die langen Überhänge nicht.
Das Fahrwerk im Prius wurde bei der Entwicklung etwas vernachlässigt. Er federt stößiger als der VW und schaukelt über lange Wellen. Und auch querdynamisch hat der Toyota keine Chance.
Bei den Leistungsdaten zeigt sich der Prius weniger sportlich als der VW. Der 1,8-Liter-Benziner leistet 98 PS. Dazu gibt es 72 und 31 Elekto-PS. Alles zusammen ergibt sich eine Systemleistung von 122 PS.
Die abenteuerlich anmutenden LED-Scheinwerfer mit vier Leuchtelementen sind Teil der Comfort-Ausstattung. Diese beinhaltet zudem noch Abstandsregeltempomat, sowie Spurwechsel- und Spurhalteassistent, Navigationssystem und Digitalradio.
Auch innen setzen die Japaner auf ausgefallenes Design. Egal ob die mittig angeordneten Digitalanzeigen, oder der stummelige Fahrstufen-Wählhebel, der Prius könnte auch als Raumschiff durchgehen. Abzüge gibt es aber bei der Bedienung.
Der außergewöhnlich designte Getriebewählhebel ist direkt unter dem Klimabedienteil positioniert und ragt dem Fahrer steil entgegen. Damit hat man zugriff auf das stufenlose Getriebe. Leider konnte dieses im Test nicht wirklich überzeugen.
Der Prius ist 37 Zentimeter länger als der GTE. Entsprechend mangelt es ihm an Beinraum hinten nicht (hier übertrifft er den Golf klar), doch die coupéartige Dachlinie beschneidet die Innenhöhe.
Das 145 Liter große Lithium-Ionen-Pack mit 8,8 kWh Speichervolumen liegt unter dem Kofferraum statt wie beim normalen Hybrid-Prius unter der Rücksitzbank – macht 360 statt 510 Liter Stauvolumen.
Beim Verbrauch haben die Japaner die Nase vorne. Auf unserer Testrunde benötigte der Prius 1,3 Liter Super und 9,7 kWh Strom. Der Golf genehmigte sich mit 3,5 Liter und 15,3 kWh deutlich mehr.
Zwei wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Toyota ist sehr gut ausgestattet und beeindruckt mit hoher Effizienz. Enttäuschend sind die Fahrdynamik und vor allem die Verzögerung. Fast 40 Meter braucht der Japaner von 100 km/h auf 0.
Der GTE erweitert die Tugenden des Golf um das rein elektrische Fahren und die Verbrauchsvorteile eines Hybrids. Mehr muss man dazu nicht sagen - Fahrspaß inklusive. Im Gesamtpaket ergibt das mehr Punkte. Der Toyota ist hier und da einfach etwas zu extrem.