Renault Twingo 1.6 16V 130 RS im Test
Wenn Downsizing angesichts der aktuellen Weltwirtschaftskrise das Gebot der Stunde ist, dann hat Renault mit dem Twingo RS alles richtig gemacht: 133 Saugmotor-Pferde lassen den 1.100-Kilo-Floh munter aufgaloppieren. Kaufpreis und Unterhaltskosten bleiben im Rahmen.
Als Renault im März des noch laufenden Jahres auf dem Genfer Automobilsalon sein jüngstes Sportmodell vorstellte, waren nicht wenige erstaunt. Trat der mit den illustren Lettern RS versehende Top-Twingo doch nicht etwa mit einer erstarkten Variante des aus dem Twingo GT bekannten 1,2-Liter-Turbomotors an, sondern mit einem aus 1,6 Liter Kraft schöpfenden Vierzylinder-Sauger. Ein vergleichsweise ungewöhnlicher Schritt, der fürchten ließ, dass es just dem ganz oben in der Twingo-Range positionierten RS an Lendenkraft fehlen könnte. Schließlich schlug auch beim Vergleich zwischen dem exzellent konditionierten Fiat 500 Abarth und dem Suzuki Swift Sport das Pendel zugunsten des italienischen Turbo-Sportlers aus.
Hockenheim-Rundenzeit von 1.22,5 Minuten
Der von einem 1,6 Liter großen Saugmotor befeuerte Japaner hatte in Sachen Antritts- und Durchzugsvermögen klar das Nachsehen. Beim Blick auf die Standardmesswerte scheint sich diese ungute Ahnung erst einmal auch in Bezug auf den Twingo RS zu bewahrheiten. Mit 9,3 Sekunden für den 0-100-Sprint und 26,8 Sekunden bis zum Erreichen der 160-km/h-Marke operiert der knackig-kurze Franzose tatsächlich eher auf Suzuki-, denn auf Abarth-Niveau. Erst wenn es ans Eingemachte, sprich: die sportlich-dynamische Konstitution geht, beweist der frontgetriebene Zweitürer, dass er deutlich mehr Format hat, als seine knappen äußeren Abmessungen von 3,61 Meter Länge und 1,68 Meter Breite vermuten lassen. Dabei ist es nicht einmal so sehr die in dieser Klasse fraglos famose Rundenzeit von 1.22,5 Minuten auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim, die beeindruckt. Damit kann der 135 PS starke 500 Abarth auch aufwarten.
Beispielhaft ist vielmehr das bestechend agile und zugleich narrensichere Fahrverhalten des Twingo RS. Der Renault lenkt zackig und präzise ein, schiebt zu keiner Zeit ungehörig über die Vorderräder und kann zudem auf eine mit einem klar definierten Druckpunkt versehene, zupackend ans Werk gehende und standfeste Bremsanlage vertrauen. Die vorn und hinten um rund sechs Zentimeter größer gewordene Spurweite zeigt hier ebenso Wirkung wie die üppiger dimensionierten Querstabilisatoren und die strafferen Feder-/Dämpferkennungen. Ungebührliche Wankbewegungen der Karosserie sind im Sport-Twingo kein Thema.
ESP ist auf Wunsch komplett deaktivierbar
Der Testwagen durfte zudem auf das optional verfügbare Cup-Fahrwerk nebst nochmals strafferer Abstimmung, 14 Millimeter Tieferlegung und auf stahlgraue 17-Zoll-Leichtmetallräder montierte Conti SportContact3-Pneus der Dimension 195/40 vertrauen. Im Normalfall trägt der Twingo RS 16 Zoll große Schlappen. Das serienmäßig an Bord befindliche elektronische Stabilitätsprogramm ESP ist auf Wunsch komplett deaktivierbar, sofern die Position der gut versteckten Off-Taste bekannt ist. Ohne weiteres finden lässt sich das weit unterhalb des Lenkrads angebrachte, Spaß bringende Schalterchen nämlich nicht. In Anbetracht der tadellosen Abstimmungsarbeit seitens der Renault Sport-Ingenieure hätte so viel Vorsicht eigentlich gar nicht not getan.
Schließlich lässt sich der flotte Viersitzer nicht einmal durch schnell aufeinanderfolgende Richtungswechsel aus seiner vorbildlichen Ruhe bringen. Trotz des angenehm leichten, Richtungswechsel willig unterstützenden, da mitlenkenden Hecks neigt der Twingo RS nicht zum Aufschaukeln. Im Gegenteil: Der kleine Renault-Sportler gibt sich gutmütig-agil und macht es seinem Fahrer leicht, die richtige Linie zu treffen. In der Folge notiert das Messgerät am Ende des 180 Meter langen Slalomparcours eine eindrucksvolle Durchschnittsgeschwindigkeit von 69,4 km/h. Damit kommt der stärkste Twingo veritablen Sport-Coupés wie beispielsweise dem Porsche Cayman schon verdächtig nahe.
Grundpreis von 14.800 Euro
Das sport auto-Wertungssystem würde die beeindruckende Performance des frischen Franzosen in dieser Disziplin mit neun von zehn Punkten belohnen. Wären da nicht die nach wie vor zu kurz geratenen Oberflächenauflagen des ansonsten gut konturierten Sitzgestühls und das wenig geschmeidig agierende Fünfganggetriebe – man hätte dem 133-PS-Zwerg ungeteilt Beifall spenden können. Auch und besonders, weil Renault in puncto Finanzen Maß gehalten hat: Mit einem Grundpreis von 14.800 Euro unterbietet der Twingo RS die Konkurrenz deutlich. Selbst der komplett ausgestattete Testwagen kommt mit 16.840 Euro immer noch günstiger als der 500 Abarth in der Grundversion (18.100 Euro). So macht Sport treiben Spaß.