Test Opel Zafira 1.6 CNG Turbo gegen Zafira 1.7 CDTi
Als erster Hersteller bringt Opel einen aufgeladenen Erdgasmotor. Der soll die Erinnerung an die Trägheit früherer CNG-Modelle wegblasen. Aber ist der Opel Zafira 1.6 CNG Turbo so günstig wie der Opel Zafira 1.7 CDTi?
Die gute alte Opel-Zeit liegt nicht 80, sondern nur ein paar Jahre zurück. In den frühen Neunzigern waren die Rüsselsheimer ganz weit vorn, als es um umweltfreundliche Autos ging. Opel Corsa, Opel Astra und Opel Vectra gehörten zu den Sparsamsten ihrer Klassen, kurvten in Werbespots durch dichte Wälder, und Louis Armstrong trötete im Hintergrund "What a wonderful world." So wundervoll ist die bei Opel bekanntlich gerade nicht, dabei mangelt es nicht an ökologischen Innovationen.
Opel Zafira CNG: Selten war Geld besser angelegt
Mit dem Opel Zafira 1.6 CNG Turbo bringen die Rüsselsheimer als erster Hersteller ein Erdgasauto mit Aufladung - wenn auch nur knapp vor VW mit dem ebenfalls 150 PS starken Passat 1.4 TSI EcoFuel. Bisher gehörte das Fahren eines Opel CNG-Autos zu der Kategorie von Dingen wie Kehrwoche, Mülltrennung oder Lohnsteuerjahresausgleich - sinnvolle Tätigkeiten durchaus, die aber prinzipiell keine Freude bereiten. Als Musterbeispiel dafür gilt die weiter angebotene Saugversion des Opel Zafira CNG, die sich zu 94 PS und 133 Nm aufrafft. Damit müht sich der Minivan so lethargisch vorwärts, dass man glaubt, durch die Kontinentalverschiebung schneller voranzukommen. Selten war Geld besser angelegt als die 3.010 Euro, welche die neue Turboversion extra kostet.
Mit bis zu 1,5 bar Überdruck plustert der Lader das mit 10,5:1 hoch verdichtete Triebwerk auf 150 PS und 210 Newtonmeter - für drei Sekunden sind es im Overboost sogar 240. Trotz der Leistungssteigerung bleibt der Opel Zafira 1.6 CNG Turbo ein monovalentes Erdgasauto - also eines, das auf den Betrieb mit CNG (Compressed Natural Gas) optimiert ist. Das zeigt sich schon im Verhältnis der Tankvolumina: Insgesamt 21 Kilogramm Erdgas bunkern die vier Stahltanks, die sich jeweils als Pärchen vor und hinter der Hinterachse zusammenkuscheln. Für Benzin bleibt nur ein Notreservoir von 14 Litern. Opel ist so sicher, dass es kaum einmal gebraucht wird, dass die Betriebsanleitung empfiehlt, "den Benzintank alle sechs Monate bis zum Leuchten der Kontrollleuchte leerzufahren und zu betanken. Dies ist erforderlich, um die für den Benzinbetrieb erforderliche Systemfunktion und Kraftstoffqualität aufrechtzuerhalten".
Opel Zafira 1.6 CNG Turbo: Unter 20 Grad Celsius sollte mit Benzin gestartet werden
Und tatsächlich kommt der Opel Zafira 1.6 CNG Turbo bis auf Extremfälle ohne Benzin aus. Erst unter minus 20 Grad Celsius sollte der Fahrer den Wagen mit Benzin starten. Wegen der hohen Verbrennungstemperaturen des Erdgases konstruierten die Opel-Entwickler einen neuen Zylinderkopf aus hochfestem Aluminiumguss, verstärkten die thermisch stark belasteten Ventile, versahen die Kolben mit einer hochfesten Legierung und wählten wegen der höheren Zündspannung iridium- und platinbeschichtete Zündkerzen. Lohn des Aufwands: Im Gegensatz zu anderen CNG-Autos muss der Zafira selbst bei hoher Belastung nicht immer wieder selbsttätig auf Benzinbetrieb umschalten, um durch Kraftstoffanreicherung für Innenkühlung zu sorgen.
CNG reicht leider nur 330 Kilometer
So bestimmt nur der Fahrer über einen Schalter in der Mittelkonsole, in welchem Modus er fährt. Und wird so lange wie möglich auf Erdgasbetrieb bleiben. Da schafft der Opel Zafira 1.6 CNG Turbo nicht nur minimal bessere Fahrleistungen als mit Benzin, sondern verbraucht vor allem sehr wenig. Minimal sind es 4,9 Kilogramm pro 100 Kilometer, im Schnitt 6,3 - macht lediglich 6,70 Euro Kraftstoffkosten. Einziger Nachteil: Das Gas reicht nur für 330 Kilometer. Oft muss zur Überbrückung der Lücken im Erdgas-Tankstellennetz eben doch auf Benzin umgeschaltet werden. Aus dem kleinen Tank bedient sich der Motor selbst bei sensiblem Gaspedalstreicheln gefräßig und verdirbt die günstige Kostenbilanz.
Die fällt beim Opel Zafira 1.6 CNG Turbo schon bei 8.000 Kilometer pro Jahr besser aus als bei dem in den Fahrleistungen vergleichbaren Opel Zafira 1.7 CDTi. Der konventionelle Selbstzünder kostet 710 Euro weniger als der 25 PS stärkere Erdgas-Turbo und verspricht ebenfalls zeitgemäße Sparsamkeit und druckvolles Temperament. Anders als der Opel Zafira 1.6 CNG Turbo erfüllt der Opel Zafira 1.7 CDTi schon die Abgasnorm Euro 5, was aber nichts daran ändert, dass die Erdgas-Variante rund 80 Prozent weniger Schadstoffe emittiert. Der umweltfreundlichere Antrieb ist also der CNG. Aber nicht der entspanntere. Während der Diesel im Opel Zafira 1.7 CDTi schon knapp über Leerlaufdrehzahl vehement anschiebt und im hohen Gang auf seiner Drehmomentwoge gleitet, hängt der CNG bis 2.300 Touren in einer Turbo-Schlucht, aus der er nur mühsam herausklettert.
Deswegen klappt es auch mit der Elastizität nicht recht. Nach einer Tempo-80-Autobahnbaustelle zieht sich der Opel Zafira 1.7 CDTi locker im großen Gang wieder auf Richtgeschwindigkeit und erledigt auch im Stadtverkehr alles niedertourig. Damit es im Opel Zafira 1.6 CNG Turbo ähnlich souverän vorangeht, muss er sich engagiert durch seine sechs etwas langwegig, aber präzise schaltbaren und gut abgestuften Gänge drehen. Das macht er quirlig, bleibt dabei immer kultivierter und leiser als der rumpelige Diesel. Der bietet dagegen den besseren Federungskomfort.
Straffere Achsabstimmung beim Opel Zafira 1.6 CNG Turbo
Wegen der 140 Kilogramm schweren Gasanlage bekam der Opel Zafira 1.6 CNG Turbo nicht nur eine angepasste ESP- und ABS-Regelung, sondern auch eine straffere Hinterachsabstimmung. Vor allem über kurze Stöße holpert er deutlich herber als der Diesel. Mit der verschobenen Gewichtsverteilung (Opel Zafira 1.6 CNG Turbo: 54:46, Opel Zafira 1.7 CDTi: 60:40) scheint sich der Zafira in der Erdgas-Version bewusst zu werden, dass er einen Hintern hat, mit dem er in Kurven mal zucken könnte - völlig harmlos, aber unterhaltsamer als der kopflastig-träge untersteuernde Selbstzünder. Bei der Ausstattung gibt es bis auf den fehlenden Bordcomputer beim Opel Zafira 1.6 CNG Turbo keine Unterschiede zwischen den Modellen, die in der Edition-Ausstattung ohnehin schon alles Wichtige mitbekommen. Für den CNG gibt es weniger Extras: Die Sensoren für Xenonscheinwerfer, eine niveauregulierte Hinterachse und ein Notrad finden keinen Platz mehr.
Opel Zafira 1.6 CNG Turbo: Derzeit das beste Erdgasauto
Ansonsten alles typisch Opel Zafira. Der wird im Juni vier, was man ihm anmerkt. Sein Innenraumdesign wirkt inzwischen angestaubt - alles solide und robust, aber ohne jeden Hauch von Premium-Glitter. Noch immer überzeugt sein großes Raumangebot mit sieben vollwertigen Sitzplätzen. Jüngere Konkurrenten erledigen die Sitzklapperei inzwischen aber leichter und schneller als das Flex-7-System. Mit dem CNG Turbo setzt Opel dennoch ein Highlight. Er ist fast so temperamentvoll wie der Opel Zafira 1.7 CDTi CDTi, sparsamer und günstiger und das beste Erdgasauto, das es derzeit gibt - auch wenn das nicht ins aktuelle Zeter-Profil der Firma passt.