Vergo, Bikeinside, Radstand und Radfazz im Praxistest

Der Stauraum im Heck von Kastenwagen ist oft groß genug, um darin Fahrräder zu transportieren – fehlt nur noch ein sicheres Haltesystem. Der Test von 4 Modellen für innen zeigt, ob Innenraumträger im Campingbus Abhilfe schaffen können.
Eine Menge Platz ist oft zwischen den seitlichen Kästen im Heck von Querbett-Campingbussen. Je nach Modell reicht es bei hochgeklapptem Bett, um zwei bis drei Fahrräder geschützt vor schlechtem Wetter und Dieben zu verstauen und noch zwei Campingstühle mit Tisch dazu. So werden die Modelle auch häufig von ihren Herstellern angepriesen. Eine ordentliche Fahrradhalterung hat aber bisher niemand dazu geliefert.
Manchmal findet man Zurrösen am Boden, durch die wenigstens ein Spanngurt geführt werden kann. Das Rad steht dann zwar sicher, das Verzurren ist aber mühsam. Die einschlägigen Hersteller von Fahrradträgern aus der Campingbranche bieten wenige wirklich passende Modelle. Mancher Träger für die Heckgarage passt zwar auch in den Stauraum eines Campingbusses. Die Systeme sind mit ihren Verankerungen in den Seitenwänden und den Auszugschienen aber oft so groß, dass Türen an den Seitenkästen versperrt würden.
Testkandidaten: 4 Campingbus-Fahrradträger
Eine Lösung des Problems könnten die für große Pkw wie Kombis, Minivans oder Kleinbusse angebotenen Innenraumträger sein. Einer der bekanntesten ist der Vergo des japanischen Herstellers Minoura. Seine Konkurrenten Bikeinside, Radstand und Radfazz wurden allesamt von Ingenieuren aus Deutschland entwickelt. Hymer bietet Radfazz als Original-Zubehör für Heckgaragen und die Hymer-Car-Campingbusse an.
Gemeinsam ist den Systemen, dass sie alle mit Gabelhalterungen ausgestattet sind. Das Vorderrad muss also zuerst abmontiert werden, danach wird die Gabel auf den Träger gesteckt und fixiert. Alle vier Herstellerbieten Aufnahmen für Schnellspanner mit neun Millimeter Durchmesser oder Steckachsenmit 15 Millimeter Durchmesser an. Damit sind die gängigen Achsstandards von üblichen guten Trekkingrädern, Rennrädern und Mountainbikes abgedeckt.
Tipp: Kein Muss, aber empfehlenswert ist der versetzte Einbau indes schon bei zwei Rädern. Wenn die Bikes nicht Griff an Griff stehen, lassen sie sich dichter zusammenstellen. So bleibt daneben mehr Platz für Gepäck. Werden die Fahrradlenker zudem um 90 Grad gedreht, rücken die Gestelle noch enger zusammen.
Drei Arten des Einbaus
1. Minoura Vergo: Ruht auf gummierten Füßen und wird einfach in den Innenraum gestellt.2. Bikeinside: Das Modell besteht aus einer Teleskopschiene mit Kunststoffstoppern, die zwischen die Seitenwände geklemmt wird.3. Radstand / Radfazz: Keine feste Verankerungen. Beide Hersteller bevorzugen dafür in den Boden eingelassene oder an den Seiten befestigte Schienen als Aufhängung für das Grundprofil der Träger. Alternativ bieten sie Winkelbefestigungen, Hakenschrauben oder Klicksysteme für Bodenösen und Rändelschrauben für Bodengewinde an. Diese Version kommt im Test zum Einsatz, weil im Testwagen schon Gewinde vorhanden sind. Zurrschienen oder Einziehgewinde können je nach Fahrzeugmodell auch nachgerüstet werden.
Der Test
Die Innenraumträger dieses Praxistest sind für den Fahrradtransport in Pkw gedacht, wo die engen Platzverhältnisse Bikes und Träger meist von selbst in Position halten. Da im Stauraum von Kastenwagen mehr Platz ist, macht die Standsicherheit 40 Prozent der Bewertung aus. Es galt für die Träger, Bremsmanöver und temporeiche Kurvenfahrten zu überstehen.
Qualitätseindruck und Stabiliät machen 15 Prozent der Endnote aus. Immerhin hängen an den Haltern bisweilen Fahrräder, die mittlere vierstellige Summen wert sind.
Die Montage der Träger trug ebenfalls mit 15 Prozent zur Endabrechnung bei.
30 Prozent zählte schließlich die Handhabung bei der Befestigung des Radsauf dem Träger. Dabei stand die Gabelaufnahme im Fokus: Je leichter sich die Aufnahme verschieben und verstellen ließ und die Gabelfixiert werden konnte, umso mehr Punkte erhielt der Träger.
Die getesteten Varianten der Innenraumträger sind durchweg breit genug, um drei Räder zu transportieren. Drei Fahrräder direkt nebeneinander zu stellen, ist aber selbst im 112 Zentimeter breiten Stauraum des Testcampingbusses, einem Globecar, kaum möglich.
Installation
Die Bedienung der Gabelaufnahme und damit die Befestigung der Räder geht in allen vier Fällen gut von der Hand. Beim Bikeinside stört allerdings der Übergang zwischen den beiden Teilen der Teleskopschiene beim seitlichen Verschieben. Zudem fehlt die Möglichkeit, die Aufnahme zu verdrehen. Am Vergo ist der Drehgriff relativ schwergängig, mit dem die Verklemmung des Gabelhalters geöffnet wird.
Positiv: Beim Radstand-Träger kann man das Zwischenprofil mit der Achsaufnahme um 16 Zentimeter verstellt werden. So ist schon in der Grundausstattung ein versetztes Einladen der Räder möglich. Dem Radfazz liegen für solche Fälle ebenfalls Verlängerungsprofile bei. Für den Bikeinside gibt es als Zubehör Extender.
Fahren & Bremsen
Die feste Verankerung im Boden erweist sich eindeutig als Vorteil der Radfazz- und Radstand-Träger. Sicherer können die Räder nicht stehen. Selbst bei Vollbremsungen sitzt der Träger fest. Es besteht also nicht die Gefahr, dass die Ladung sich selbstständig macht – ganz nach Straßenverkehrsordnung.
Obwohl auch der Bikeinside beim Bremstest nicht verrutscht, traut man dem Klemmmechanismus und der Kunststoffstange bei extremeren Verzögerungen nicht die nötige Haltekraft zu. Der Hersteller gibt in der Bedienungsanleitung auch an, dass der Träger bündig an einer Rückenlehne oder einer Kante anliegen sollte. Gleiches gilt für das Hinterrad, sollte das Fahrrad gegen die Fahrtrichtung ausgerichtet sein. Diese Aufgabe kann bei Campingbussen eventuell die Schottwand oder der Kabelkanal zwischen Stauraum und Gang übernehmen.
Beim Minoura Vergo ist es noch wichtiger, einen festen Punkt zu finden, an den Träger oder Hinterrad anstoßen. Seine gummierten Füße stehen vielleicht auf Autoteppichen sicher, auf glatteren PVC-Böden von Campingbussen traut man es ihnen aber nicht wirklich zu.
Obwohl die Hinterräder auf der Fahrt nicht hin- und herrutschten, ist zusätzliches Verzurren empfehlenswert. Spanngurte liefern alle Anbieter gleich mit.
Testergebnisse des Vergleichtests
Hier finden Sie in der Übersicht alles zur Testwertung bis zu Größe und Preis.
Bikeinside
Breite: 80 bis 175 cm Befestigung (Alternative): verstellbare Teleskopschiene Gabelaufnahmen: Schnellspanner (9 und 10 mm), Steckachse (15 und 20 mm) Zubehör: Kettenblattschoner, Verlängerung der Gabelaufnahme Getestete Version: Grundträger 1,2 bis 1,75 Meter Preis: 85 Euro Träger + je 39 Euro Gabelaufnahme
Bewertung
Eindruck/Stabilität (15%): 4 von 5 Aufbau (15%): 4 von 5 Handhabung (30 %): 4 von 5 Standsicherheit (40%): 3,5 von 5 Gesamtnote: 4 von 5
Minoura Vergo
Breite: 99 cm Befestigung (Alternative): gummierte Füße aus Kunststoff Gabelaufnahmen: Schnellspanner (9 und 10 mm), Steckachse (15 und 20 mm) Zubehör: Laufradhalter, Halter für Hinterbau Getestete Version: Vergo TF 2 Preis: 100 Euro Träger inklusive zwei Gabelaufnahmen
Bewertung
Eindruck/Stabilität (15%): 4 von 5 Aufbau (15%): 5 von 5 Handhabung (30 %): 4 von 5 Standsicherheit (40%): 2 von 5 Gesamtnote: 3,5 von 5
Radfazz
Breite: Anfertigung nach Maß (105 cm) Befestigung (Alternative): Gewinde in Boden (Klicksystem, Hakenschraube / Winkelbefestigung an Bodenösen, Adapterstück, Bodenschiene) Gabelaufnahmen: Schnellspanner (9 und 10 mm),Steckachse (15 und 20 mm) Zubehör: Laufradhalter, Verlängerung der Gabelaufnahme Getestete Version: Radfazz für Reisemobile mit zwei Gabelhaltern Preis: 97 Euro Träger + 99 Euro je Gabelaufnahme
Bewertung
Eindruck/Stabilität (15%): 5 von 5 Aufbau (15%): 5 von 5 Handhabung (30 %): 5 von 5 Standsicherheit (40%): 5 von 5 Gesamtnote: 5 von 5
Radstand
Breite: Anfertigung nach Maß (112 cm) Befestigung (Alternative): Gewinde in Boden (Klicksystem, Hakenschraube / Winkelbefestigung an Bodenösen, Bodenschiene) Gabelaufnahmen: Schnellspanner (9 und 10 mm),Steckachse (15 und 20 mm) Zubehör: Laufradhalter, Verlängerung der Gabelaufnahme Getestete Version: Radstand B mit zwei Standardzwischenprofilen Preis: 100 Euro Träger + 25 Euro je Gabelaufnahme
Bewertung
Eindruck/Stabilität (15%): 5 von 5 Aufbau (15%): 3 von 5 Handhabung (30 %): 5 von 5 Standsicherheit (40%): 5 von 5 Gesamtnote: 4,5 von 5
Weitere Anbieter
Bike-Holder: Erst auf der CMT 2019 der Öffentlichkeit präsentiert. Das System dieser Fahrradbefestigung für Campingbus-Innenräume, Wohnmobilgaragen oder auch Anhänger basiert auf einem Baukastenprinzip. Mit verschiedenen Klemmen und Stangen, sowie frei beweglichen Bodenschienen ist der Transport von Fahrrädern in den verschiedensten Campern möglich. Ab rund 140 Euro.
Easyin: Schiene mit Antirutschpad auf der Unterseite, die nur in den Heckstauraum des Campingbusses reingelegt wird. Mit 4 Rillen zur versetzten Gabelbefestigung, inklusive zwei Gabelhalter. Ab 289 Euro
Veloboy: Fahrradgabelhalterung zum einfacheren Befestigen. Hierzu hat das Modell selbst kleine Räder, mithilfe der das Fahrrad in die Heckgarage reingeschoben wird. Mit an der Halterung befindet sich außerdem eine Wartungsstütze, die das Fahrrad auf eine angenehmere Höhe zum Warten bringt. Ab 289 Euro.
Unsere Kollegen von Mountainbike zeigen, wie die Installation des Radfazz funktioniert: