Alle Infos rund um Räder, Reifen & Felgen
Was die Schuhe für den Fahrer, sind die Räder für den Campingbus. Die Auswahl ist groß, die Formate sind vielfältig. promobil schafft Durchblick im Felgen-Reifen-Dschungel.
So unscheinbar und nicht selten auch so unbeachtet. Dabei erfüllen Räder und Reifen höchstrelevante Aufgaben. Sie sind nicht nur für die Sicherheit verantwortlich, sondern ganz wesentlich auch für den Fahrkomfort und die -dynamik. Diejenigen, die ihre Wichtigkeit erkannt haben, nennen sie Schwarzes Gold. Sie hegen und pflegen ihre Reifen und prüfen penibel den Luftdruck.
Campingbus-Reifen viel Aufmerksamkeit zu schenken ist absolut berechtigt, wenn man bedenkt, dass für die Bodenhaftung und eine sichere Verbindung zwischen Wohnmobil und Straße vier gerade mal handtellergroße Flächen des Reifenprofils sorgen. Vier kleine Flächen, die 3,5 und mehr Tonnen in der Spur halten, abbremsen, beschleunigen und durch Kurven leiten. Allerhöchste Zeit, sich dem Thema eingehend zu widmen.
Was muss ein guter Campingbus-Reifen können?
Bei der Entwicklung eines Reifens müssen viele Eigenschaften unter einen Hut gebracht werden. Das Problem dabei: Es gibt den einen perfekten Reifen für alle Zwecke nicht. Man muss immer Kompromisse eingehen. Ein Pneu mit extrem guter Haftung hat in der Regel einen höheren Verschleiß, weil seine Gummimischung sehr weich ist. Auch das Klima spielt eine Rolle: Ein Reifen, der sehr gut bei kalten Temperaturen zurechtkommt, kann bei Hitze komplett andere Eigenschaften entwickeln.
Das zeigt sich natürlich besonders beim Vergleich von Sommer- und Winterreifen. Während die härteren Sommerpneus mit ihrer Gummimischung und dem Profil auf warme Temperaturen und Verdrängung von Wasser gegen Aquaplaning optimiert sind, haben die Winterreifen ein weicheres, auf Kälte abgestimmtes Gemisch und ein Profil mit vielen feinen Lamellen. Diese krallen sich in den Schnee und halten den Camper so in der Spur. Die praktischen Ganzjahres- oder Allwetterreifen stellen demzufolge natürlich erst recht einen Kompromiss dar. Manche Fabrikate sind eher für den Sommereinsatz optimiert und andere sind schon fast echte Winterreifen.
Die zukünftige Nutzung des Campingbusses ist also entscheidend für Wahl und Kauf des richtigen Gummis. Reifentests helfen darüber hinaus, den besten Pneu für den persönlichen Bedarf zu finden. Der Testsieger ist zwar in der Regel in allen Einsatzgebieten gut; wenn aber zum Beispiel die Eignung auf Nässe im Vordergrund steht, kann auch ein ganz anderer Reifen der Favorit sein.
+++ 10 Fakten zum Wohnmobil-Reifen +++
Wichtiger Blick auf die Reifenflanke
Ganz wichtig auf der Suche nach dem richtigen Pneu ist das Verständnis der Zahlen- und Buchstabenkombinationen auf der Flanke. Beim Fiat Ducato Light sind ab Werk 15-Zoll-Räder und beim Heavy- oder Maxi-Chassis 16-Zoll-Reifen aufgezogen. Am häufigsten sind 16-Zöller im Format 225/75 R 16 im Einsatz. Das bedeutet, die Reifen sind 225 mm breit und haben eine Seitenwandhöhe von rund 169 mm (75 % von 225 mm).
Bei den 15-Zoll-Rädern sind meist 215/70 R 15 montiert. Hier ist die Flankenhöhe nur gut 150 mm (70 % von 215 mm). Bei gleichem Luftdruck wird daher im Vergleich der 16-Zöller etwas komfortabler abfedern als der 15-Zoll-Reifen. Denn je höher die Flanke, umso besser die Eigenfederung des Rades.
Bei den 17-Zöllern ist für den Ducato die Dimension 235/60 R 17 üblich. Hier beträgt die Flankenhöhe nur noch rund 141 mm. Die bessere Optik geht also mit einem Komfortverlust einher.
Die größte Dimension, die man noch ohne Probleme auf einen Fiat Ducato eingetragen bekommt, sind 18 Zoll mit 255/55 R 18-Bereifung. Mit gut 140 mm Flankenhöhe würde sich der Fahrkomfort hier bei gleichem Luftdruck nochmals verschlechtern. Ein Vorteil von Reifen dieser Größe ist jedoch, dass sie mit weniger Luftdruck gefahren werden können. Dies, gepaart mit der breiteren Aufstandsfläche und weicheren Reifenflanken, sorgt dann, anders als bei Breitreifen im Pkw-Segment, für einen höheren Fahrkomfort.
Bei Camperreifen steht hinter der Größe oft CP (Camping) oder C (Commercial). CP bedeutet, dass die Reifen für die speziellen Anforderungen im Campingbetrieb optimiert wurden. Da es aber keine gesetzliche Regelung zur Vergabe der CP-Kennung gibt, kann man nicht verallgemeinern, welche Fähigkeiten das im Vergleich zu einem C-Reifen sind.
In der Regel haben aber alle CP-Reifen eine sogenannte Überlastresistenz. Das heißt, der Reifen kommt mit einer Überladung besser zurecht als ein vergleichbarer C-Reifen. Außerdem können CP-Reifen weniger anfällig für Standplatten sein, weil die Flanken verstärkt sind. Manche Modelle haben auch eine weichere Gummimischung für besseren Grip. Das geht dann jedoch zu Lasten der Laufleistung. Bei der Wahl des Reifens kann man übrigens frei entscheiden, ob ein C- oder ein CP-Typ montiert werden soll – solange das Format passt.
Wichtig vor diesem Hintergrund für alle Wintercamper und Ganz-Jahres-Fahrer. Allwetterreifen (sogenannte "Allseason") und Winterreifen gibt es nicht mit CP-Kennung. Hier muss der Griff zu C- oder XL-Reifen gehen. XL steht in diesem Fall für Extra-Load.
Eine weitere wichtige Information, die man der Reifenflanke entnehmen kann, ist das Alter des Pneus. Die auf jedem Reifen zu findende DOT-Nummer besteht aus vier Ziffern, die ersten beiden für die Kalenderwoche, die zweiten beiden für das Produktionsjahr. "0220" bedeutet also, dass der Reifen in der zweiten Woche 2020 produziert wurde. Wichtig ist diese Info vor allem im Hinblick darauf, dass Reifen altern und porös bzw. hart werden können.
Ein gesetzliches Höchstalter gibt es zwar nicht, Experten empfehlen jedoch den Wechsel nach fünf bis sechs Jahren, auch wenn die Profiltiefe noch ausreichend ist. Mindestens 1,6 mm schreibt der Gesetzgeber vor; allerdings tauscht man besser schon bei vier Millimeter Restprofil.
Über die Lebensdauer entscheidet letztlich auch der richtige Luftdruck. Die Angabe auf der Reifenflanke darf keinesfalls überschritten werden. Auch die Tragfähigkeit hängt vom Druck ab. Höchste Traglast erfordert indes meist nicht den Maximaldruck, der bei vielen CP-Reifen bei enormen 5,5 bar liegt. Ist die reale Radlast geringer, genügt ein niedrigerer Druck, der den Reifen zugleich auch komfortabler federn lässt. Reifendrucktabellen gibt’s im Netz und beim Hersteller.
promobil Profi-Tipp: Einer der häufigsten Gründe für Reifenschäden ist das Fahren mit zu geringem Luftdruck. Einerseits sorgt zu niedriger Druck für ein schwammigeres Fahrverhalten und einen erhöhten Rollwiderstand, anderseits erwärmt sich der Pneu stärker und kann überhitzen. Zeitweilig kann ein niedriger Luftdruck allerdings auch helfen, sich aus einer festgefahrenen Situation zu befreien, da dadurch mehr Bodenhaftung aufgebaut wird. So schafft man es eher aus der Sandkuhle oder feuchten Wiese heraus.
Die Angaben auf der Reifenflanke im Überblick
- 225 als Reifen-Nennbreite: Die Breite der Lauffläche ist in Millimetern angegeben. Beim Fiat Ducato als Basisfahrzeug für Reisemobile sind die häufigsten Breiten 215 oder 225 Millimeter.
- 75 als Reifen-Querschnitt: Der Wert bezeichnet das Verhältnis von Reifenhöhe zu -breite in Prozent. Über den Querschnitt lässt sich mit dem Innen- oder Felgendurchmesser der Abrollumfang ermitteln, der immer gleich bleiben muss.
- R als Reifenbauart: "R" steht hier für Radial- oder Gürtelreifen, die heute in der Autoindustrie Standard sind. Ihre Vorgänger waren Diagonalreifen (D), die man in der Regel nur noch in der Landwirtschaft, an Oldtimern oder an Offroad-Fahrzeugen findet.
- 16 als Innendurchmesser: Der Wert entspricht dem Felgendurchmesser in Zoll. Er darf verändert werden, wenn sich dadurch der Abrollumfang des gesamten Fahrzeugrads allenfalls minimal ändert.
- Zusatzangabe: Die Buchstaben zeigen eine spezielle Spezifikation an. "CP" steht für Camping, "C" für Commercial – beides bei Reisemobilen gängig. Manchmal werden aber auch Extra-Load-Reifen (XL) verwendet.
- 116 als Lastindex (LI): Dieser Index gibt die maximale Last an, die der Reifen bei maximalem Luftdruck tragen darf. Mal zwei genommen müssen die Werte mindestens die zulässige Achslast ergeben. LI-Tabellen übersetzen den Indexwert in Kilo-Angaben.
- R als Geschwindigkeitsindex: Hinter diesem Buchstaben verbirgt sich die zulässige Höchstgeschwindigkeit, mit der ein Reifen gefahren werden darf. R steht für 170 km/h. Wie beim Lastindex gilt die Angabe im Fahrzeugschein als Mindestvorgabe.
Radialreifen im Querschnitt
Bis zu 40 Einzelteile: Reifenunterbau, Stahlgürtelverbund und Laufstreifen bilden die wichtigsten Reifenbauteile. Die Gummimischung des Profils enthält hohe Anteile Silica (Kieselsäurederivat), was die gleichzeitige Optimierung von Haftung und Rollwiderstand ermöglicht.
Leichtmetall-Felgen für den Campingbus
AutecGröße: 15/16/17/18'' Geeignet für: Fiat, VW, MAN, Ford, MercedesDie Typ-Q-Quantro-Felge für den Fiat Ducato ist in den Größen 15 und 18 Zoll in insgesamt elf Varianten erhältlich.
BorbetGröße: 16/17/18''Geeignet für: Fiat, VW, MAN, Ford, MercedesInsgesamt 15 Varianten von 16 bis 18 Zoll sind im Angebot für den Fiat Ducato. Die neueste ist die CW5 in 18 Zoll.
DeltaGröße: 18''Geeignet für: Fiat, VW, MAN, Ford, MercedesFür den Ducato sind drei 18-Zoll-Varianten im Angebot. Besonders beliebt für den Offroadeinsatz ist die Klassik B.
GoldschmittGröße: 15/16/18''Geeignet für: Fiat, VW, MAN, Ford, MercedesFünf Felgentypen in 15 Zoll (Ducato 244), 16 und 18 Zoll gibt es für den Fiat in verschiedenen Designs.
ORC ExklusivGröße: 16/18''Geeignet für: Fiat, VW, MAN, Ford, MercedesEs gibt zwei Felgentypen in 18 Zoll für den Ducato in jeweils vier Farbdesigns. DIe neueste Variante ist die Typ 33.
Die Qual der Wahl: Passende Felgen für den Fiat Duacto
Die Auswahl an Felgen ist sehr groß. Deshalb soll es hier speziell um den Fiat Ducato gehen. Neben der Optik sollte besonders auf eine ausreichend hohe Tragfähigkeit geachtet werden. Am gängigsten sind natürlich die ab Werk erhältlichen Reifen-Felgen-Kombinationen. Bei Fiat gibt es hier mehrere Varianten in 15 und 16 Zoll. Möchte man diese ersetzen, ist es wichtig zu wissen, ob es sich um ein Light- oder Maxi-Fahrgestell handelt, denn beide Varianten haben unterschiedliche Lochkreise. Während der Light-Ducato Felgen mit LK 5/118 benötigt, setzt der Maxi auf Felgen mit LK 5/130. Die Serienfelge hat dabei eine Einpresstiefe von 68. Der Wechsel von 15 auf 16 Zoll bringt den Vorteil, dass die größere Felge meist eine höhere Tragfähigkeit mitbringt.
Möchte man noch größere Räder montieren, führt der Weg zu den Fahrwerksspezialisten. Die Auswahl an 17-Zoll-Kombinationen ist groß, und meist reicht schon das Mitführen der sogenannten ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis), um mit den Rädern legal unterwegs zu sein.
Noch eine Nummer größer sind 18-Zoll-Felgen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die Einpresstiefe ist hier deutlich geringer als bei der Serienfelge. So hat die Typ 33 von ORC-Exklusiv eine ET von 52 bei Maxi- und 55 bei den Light-Felgen. Somit rücken die Räder weiter nach außen und die Spur verbreitert sich sichtbar. Im Zusammenspiel mit den 255er Reifen ergibt sich so eine stabilere Straßenlage, allerdings nimmt die Empfindlichkeit für Spurrinnen mitunter etwas zu. Der größte Gewinn liegt jedoch im besseren Komfort.
Möchte man diese Rad-Reifen-Kombination auf einem Light-Kastenwagen montieren – das gilt für alle Anbieter von 18-Zoll-Felgen mit dieser Reifendimension –, müssen allerdings Kotflügelverbreiterungen angebracht werden, da die Räder sonst aus dem Radhaus ragen. Beim Maxi-Kastenwagen mit seinen dicken Beplankungen ist das nicht nötig. Theoretisch können mit den 18-Zoll-Zubehörfelgen samt Rädern mit Lastindex 120 inzwischen Achslasten bis zu knapp 2,8 Tonnen erreicht werden.
Hat man die passende Felge gefunden, muss noch die Reifenart geklärt werden: Sommer, Winter, Allseason, Allterrain (AT) oder Mudterrain (MT) stehen zur Wahl. Das Einsatzgebiet von Sommer- und Winterreifen ist klar. Die Empfehlung, bei Temperaturen unter sieben Grad auf Winterpneus zu wechseln, ist übrigens überholt. Heute haben Sommerreifen auch bei tieferen Temperaturen noch gute Hafteigenschaften auf Asphalt. Dennoch sind solche Wechselregeln ein guter Anhaltspunkt, um nicht plötzlich vom Schnee überrascht zu werden. Extrem robuste AT-Reifen empfehlen sich für gelegentliche Ausflüge ins Gelände, ein MT-Profil hat nur beihartem Offroadeinsatz Sinn, da die Komfort- und Sicherheitseinbußen auf der Straße groß sind. Allseason-Reifen sind geeignet, wenn man im Flachland nur gelegentlich im Winter fährt.
Was ist die Einpresstiefe bei Felgen?
Als Einpresstiefe (ET) wird der Abstand zwischen Felgenmitte und der inneren Auflagefläche des Radflansches bezeichnet. Beträgt die Einpresstiefe 0 Millimeter, fallen die senkrechte Mittelebene der Felge und die Auflagefläche am Fahrzeug in einer Flucht zusammen. Da eine Veränderung der Einpresstiefe die Spurweite des Fahrzeugs verändert, hat diese Größe Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Bei positiver Einpresstiefe ist die Auflagefläche gegenüber der Felgenmitte nach außen hin verschoben und die gesamte Felge sitzt weiter innen im Radhaus. Bei einer negativen ET sitzt das Rad weiter außen. Einige Radhersteller bezeichnen die Einpresstiefe auch mit "IS" oder "Offset".
So entschlüsseln Sie die Felgenbezeichnung: 6J x16 H2 ET 35, LK 5/118
- 6 = Felgenbreite in Zoll.
- J = Ausführung des Felgenhorns (J entspricht 17,3 mm, unsymmetrische Tiefbettfelge).
- 16 = Felgendurchmesser in Zoll.
- H2 = Ein auf der Felgenschulter umlaufender Höcker. Verhindert, dass der Reifen von der Felge rutscht und erhöht dessen Belastbarkeit.
- ET = Einpresstiefe.
- LK = Lochkreis (Anzahl der Bolzenlöcher/Durchmesser des Lochkreises in mm).
Kugel- oder Kegelbund
Alufelgen sollten unbedingt mit den mitgelieferten Schrauben befestigt werden. Während die Radbolzen von Leichtmetallfelgen in der Regel einen Kegelbund besitzen, haben die Schrauben der Stahlfelge oft einen Kugelbund. Die falschen Schrauben können den korrekten Sitz an der Achse beeinträchtigen, im schlimmsten Fall löst sich das Rad sogar während der Fahrt. Achten Sie auch auf die korrekte Länge der Radschrauben, besonders wenn die Felgen unterschiedliche Einpresstiefen haben.
Im Test: 16''- gegen 18''-Räder
Das Popometer ist immer noch unverzichtbar für die Beurteilung des Fahrkomforts. Schließlich ist entscheidend, was Fahrer und Beifahrer im Hintern spüren. Neben etlichen Testkilometern auf der Straße führte promobil – mit Unterstützung von Fahrwerksspezialist Goldschmitt – ergänzend Messungen mit einem sogenannten Beschleunigungssensor durch. Dieser ermittelt genauestens kleinste Auf- und Abbewegungen des Fahrzeugs.