Was gehört sich und was nicht?

Ruhestörung, Unordnung oder tobende Hunde: Auf Campingplätzen gibt es so manches, was dem ein oder anderen die Zornesröte ins Gesicht treibt. CARAVANING hat nachgehakt.
- 12 Verhaltensregeln für den Campingplatz
- CARAVANING Leserumfrage
- Die 5 größten Aufreger
- Fazit
Tipps fürs richtige Verhalten
Typische Anfängerfehler beim Camping sind leicht vermeidbar, vor allem wenn es um das Thema gute Nachbarschaft geht. Mit unseren 12 Tipps genießen Sie Ihren Urlaub auf dem Campingplatz in entspannter Atmosphäre.
1. Offenheit zeigen
Sehen Sie sich in Ruhe um, bevor Sie Ihren Caravan, das Wohnmobil oder Hauszelt aufstellen. Unnötige Sichtbarrieren können andere stören, ebenso ein Abstecken des eigenen Terrains nach Art der Wagenburg. Beim Zeltaufbau wenn möglich Stolperfallen vermeiden.
2. Abstand halten
Gerade auf Campingplätzen ohne jede Parzellierung ist Respekt vor der Privatsphäre umso nötiger. Eine scheinbare Lücke ist womöglich der von anderen gewünschte Abstand. Rücken Sie niemandem auf die Pelle, solange es noch genügend Freiraum für alle gibt.
3. Hinsehen und helfen
Ein Gruß ist unter ankommenden Campern selbstverständlich, für eine längere Nachbarschaft kann die namentliche Vorstellung nichts schaden. Üblich ist es auf Campingplätzen ebenso, unaufgefordert Hilfe anzubieten, etwa beim Rangieren des Caravans.
4. Frischluft genießen
Nicht alle Campingplätze erlauben das Grillen. Wo es gestattet ist, sollte es kein Problem sein, den Grill so aufzustellen, dass niemand durch Rauch und Ruß belästigt wird. Sehr praktisch sind hier und da Gemeinschaftsgrillstellen.
5. Ruhe ausstrahlen
Wenn es um die rücksichtsvolle Nutzung von Fernsehen und Radio geht, ist oft von Zimmerlautstärke die Rede. Wo es keine festen Zimmer, sondern Zeltwände gibt, muss der Lautstärkepegel eben noch etwas niedriger sein.
6. Nicht trödeln
Manche Plätze regeln Duschzeiten durch Münzeinwurf. Der Verzicht auf solche Maßnahmen ist kein Freibrief für ausgedehnte Wasserspiele. Helfen Sie in typischen Duschzeiten mit, dass niemand stundenlang warten muss und am Ende nur kaltes Wasser aus der Leitung kommt.
7. Mal wieder aufräumen
Es erweist sich als nützlich, gleich beim Einchecken auf dem Platz nach der (überall unterschiedlich geregelten) Abfallentsorgung zu fragen. Vermüllung nervt, auch herumliegende Wäsche und schmutziges Geschirr machen den Platz übrigens nicht schöner.
8. Entschleunigen
Natur und Technik können auf dem Campingplatz gut harmonieren. Es sei denn, man zieht als sportlicher Fahrer auf dem Weg zum Brötchen holen gleich eine Staubfahne hinter sich her oder lässt den Dieselmotor des Wohnmobils laufen, um die Bordbatterie nachzuladen.
9. Grenzen kennen
Camping ist Urlaub ohne Kleiderordnung, allerdings nicht ganz ohne Kleidung. Wie überall gibt es auch hier gewisse Grenzen der Freizügigkeit. Wer sich wirklich frei machen will, steuert also besser von vornherein einen FKK-Platz an.
10. Nichts verwechseln
Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten für Campingmobile sind auf dem Platz meist an einer Stelle zusammengefasst. Wer hier seine Kassettentoilette mit dem Einfüllschlauch fürs Frischwasser ausspült, zieht sich ganz sicher den (berechtigten) Zorn anderer Camper zu.
11. Gut aufpassen
Wo Hunde und andere Haustiere auf dem Campingplatz erlaubt sind, gibt es immer auch klare Regeln über den Umgang mit den Vierbeinern. Viel mehr gibt es zu diesem unterschwelligen Knackpunkt in der Campergemeinde nicht zu sagen.
12. Sauber bleiben
Einerseits macht man mit einem gepflegten Fahrzeug einen guten Eindruck auf dem Campingplatz, andererseits ist hier nicht der Ort, sich intensiv mit der Reinigung zu befassen. Keinesfalls ist die Wohnmobil-Entsorgungsstation für die Autowäsche gedacht.
Ergebnis der CARAVANING-Leserumfrage
Ein Reiseverbot für Rentner am Wochenende, verpflichtende Benimmkurse für Camper, eine Begrenzung der Hundezahl pro Caravan und Campingplatz – runzeln Sie auch gerade die Stirn? Was sich wie der Wunschzettel einer ziemlich spaßbefreiten Person liest, sind Vorschläge zur „Verbesserung“ der Situation auf Campingplätzen, die die Redaktion tatsächlich in Form von Leserbriefen erreichen.
Schön bei der Vielzahl an Online-Kommentaren und Zuschriften zu diesem Thema: Es sind nicht nur „Schauergeschichten“, die die Redaktion erreichen, sondern auch einige durchweg positive Erfahrungen mit den Campingplatznachbarn. Dass sich Lob und Tadel nicht die Waage halten, mag wohl auch daran liegen, dass viele Menschen grundsätzlich erst dann zum Stift respektive der Tastatur greifen, wenn sie sich über etwas ärgern. Positive Erlebnisse nimmt man hingegen oft einfach hin.
Das eigene Verhalten wird stets als korrekt empfunden
Das Verhalten und das Miteinander auf Campingplätzen ist ein Thema, das offenbar viele CARAVANING-Leser umtreibt. Das zeigt neben den Leserbriefzuschriften nicht zuletzt auch die äußerst rege Beteiligung an einer von der Redaktion gestarteten Campingplatz-Knigge-Umfrage auf Facebook und caravaning.de: Innerhalb weniger Tage hat die Teilnehmerzahl den vierstelligen Bereich erreicht. Was wir wissen wollten: Wie bewerten die Caravaner das Miteinander auf Campingplätzen und die Entwicklung desselben in den letzten Jahren. Und wie schätzen sich die Camper selbst ein? Knapp zwei Drittel aller Umfrageteilnehmer denken von sich selbst, dass sie sich stets korrekt verhalten, und ein gutes Drittel räumt ein, auch mal ein Auge zuzudrücken. Kaum verwunderlich: So gut wie niemand wollte sich zu der Aussage hinreißen lassen, sich im Urlaub total danebenzubenehmen.
Obwohl sich der Großteil also selbst gutes Betragen attestiert, weicht die Wahrnehmung des Verhaltens der anderen davon ab: Knapp die Hälfte der Teilnehmer (47 Prozent) sind der Meinung, dass der Umgang auf Campingplätzen in den letzten Jahren schlechter geworden ist. Torsten Schaefer kommentiert das bei Facebook folgendermaßen: „Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme haben in 30 Jahren Campingleben deutlich nachgelassen. Ich kann mich noch prima an die ersten Jahre mit dem Wohnwagen erinnern: Da gab es noch keinen Mover, und wenn man irgendwo angekommen ist, dann sind sofort viele fleißige Hände zum Schieben da gewesen. Wer heute ohne Mover kommt, muss zusehen, wie er seinen Wohnwagen geschoben bekommt.“
Rund 43 Prozent finden, dass der Umgang gleich geblieben ist, nur zehn Prozent sind der Meinung, dass er sich gebessert habe. Dennoch: Nach der Beurteilung des Status quo gefragt, sind satte 84 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das Miteinander auf Campingplätzen immerhin gut oder befriedigend ist.
Die 5 größten Aufreger
Woran sich Camper stören, haben wir auch abgefragt. Auf Platz eins landet dabei mit deutlichem Abstand Lärm. Der Fernseher gehört für viele Caravaner zwar einfach mit dazu. Worüber sich aber doch einige Umfrageteilnehmer ärgern, ist die platzweite Beschallung mit einem laut eingestellten TV-Programm oder einer aufgedrehten Stereoanlage. Auch lautes Türenschlagen, vor allem in den Abend- und Nachtstunden, stößt auf wenig Gegenliebe. Einen schlechten Ruf haben diesbezüglich Besitzer von Kastenwagen – das saftige „Ratschbumm“ der Schiebetür bringt so manchen Camper auf die Palme. In ihrer Nachtruhe gestört fühlen sich einige Umfrageteilnehmer aber nicht nur von zugeschlagenen Aufbautüren, sondern auch von abends Ankommenden, die dann laut und langwierig einparken.
Beim An- und Abfahren entsteht für den Geschmack vieler Campingplatzgäste zu viel Krach. Ein Umfrageteilnehmer schreibt dazu: „Ich bin gerade auf einem Campingplatz in Holland an der See. Jeden Abend kommen die Wohnmobile an und stören die Ruhe. Morgens ab 7 Uhr wird dann laut Musik gespielt und das Wohnmobil wieder mit viel Krach fertig gemacht.“
„Behandle andere so...“
Als zweithäufigstes Ärgernis auf Campingplätzen wurde bei der Umfrage die „Rücksichtslosigkeit anderer Gäste“ genannt. Darunter fallen zum Beispiel Camper, die bis in die Puppen feiern, auch übermäßiger Alkoholkonsum wurde diesbezüglich bemängelt. Ein Umfrageteilnehmer sieht dieses Problem vor allem in Form von Jugendgruppen, die sich nicht zu benehmen wüssten. Einen anderen bringt in Rage, wenn er Freisteher sieht, die einfach die Infrastruktur des Campingplatzes mitbenutzen.
Auf Facebook resümiert „Brigitte-Ralf Bergs“: „Es ist sehr schade, dass das Verhalten mancher Camper zu wünschen übrig lässt. Es wird nicht mehr gegrüßt. Teilweise wird kreuz und quer ohne Rücksicht über den Stellplatz gelaufen.“ Dieser Ansicht sind auch andere Umfrageteilnehmer, die sich über Camper ärgern, die ohne Not über die Campingplatzparzelle von anderen Gästen spazieren.
„Ich glaub, mein Schwein pfeift“
Dreckige Sanitäranlagen landen auf Platz drei der meistgenannten Ärgernisse. Ein Umfrageteilnehmer schreibt empört: „Ich ärgere mich, dass viele Menschen die Sanitäranlagen hinterlassen, als wären sie im Schweinestall groß geworden!“ Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, denn die Grundlagen der Hygiene sollten wirklich jedem vertraut sein – und danach zu handeln eine Selbstverständlichkeit sein. Das gilt natürlich auch für die Platzbetreiber, die für eine regelmäßige Reinigung sorgen müssen. Dass dem offenbar nicht so ist, ist zwar kein rein campingspezifisches Problem, tritt hier aber gehäuft zutage.
Ein weiteres Ärgerthema ist das unsachgemäße Entsorgen von Grauwasser und des Inhalts der Kassettentoilette. Für beides gibt es ausgewiesene Entsorgungspunkte, und man kann sich nur wundern, dass diese Information bis heute offenbar nicht bei allen Campern angekommen ist. Immer wieder schreiben uns Leser, die mit ansehen mussten, wie jemand aus Bequemlichkeit, Zeitnot oder schlichtweg Unwissenheit sein Abwasser auf der Parzelle ablaufen lässt oder die Toilettenkassette in den Gulli kippt und sie anschließend zu allem Überfluss auch noch mit dem Frischwasserschlauch auswäscht.
Öfter mal eine Runde Gassi gehen
Hunde und der Umgang der Besitzer mit ihnen belegen Platz vier der Ärgernisse auf Campingplätzen, obgleich sich bei diesem Thema die Geister erfahrungsgemäß scheiden. Während die Fraktion der Hundeliebhaber großzügig über frei laufende Hunde auf dem Campingplatz hinwegsehen kann, fühlen sich die weniger Hunde-affinen Camper gestört. Bellen die Vierbeiner dann noch oder hinterlassen gar Tretminen, die die Besitzer nicht wegräumen, wird der Graben zwischen den Parteien noch tiefer. Gegenseitige Rücksichtnahme ist hier gefordert.
Für Hundebesitzer sollte es selbstverständlich sein, ihre Hunde nicht über den Platz streunen zu lassen. Auch die Entsorgung der Hinterlassenschaften der Tiere gehört dazu. Im Gegenzug können aber auch die hundefrei Reisenden etwas Großmut beweisen und über gelegentliches Bellen hinwegsehen. CARAVANING-Leserin Monika Pace-Baumgartner kommentiert das Thema Hund auf Facebook so: „Uns fällt immer wieder auf, dass sich die meisten Hundehalter nicht dazu bequemen, ihre Hunde vom Gelände zu führen, um ihr Geschäft zu verrichten. Ich kann Platzbesitzer absolut verstehen, die keine Hunde erlauben.“
Caravaner kritisieren Reisemobilisten
Für Verstimmung sorgt auch Platz fünf der Ärgernisse: überhebliche Reisemobilfahrer. Ein Umfrageteilnehmer schreibt dazu: „Mich stört am meisten das Verhalten einiger Wohnmobilfahrer, die sich mit ihrem Fahrzeug hinstellen, wo es ihnen gerade passt – ohne Rücksicht auf andere Camper! Gerade habe ich das im Urlaub erlebt: Ein schöner Wohnmobil-Stellplatz ist vorhanden, aber nein, die Superreisenden müssen sich zwischen die Wohnwagen stellen und uns die Aussicht auf das Meer blockieren, die man als Wohnwagen-Camper eh recht selten hat.“
Sandro Larocca schreibt dazu auf Facebook: „Ich finde, die feinen Wohnmobilbesitzer könnten freundlicher sein.“ Und ein weiterer Umfrageteilnehmer ärgert sich über „unfreundliche Wohnmobilisten, die nicht grüßen und die Regeln auf Stellplätzen nicht beachten“. Ob es tatsächlich immer nur die Reisemobilfahrer sind, die unfreundliches Verhalten an den Tag legen, kann man bezweifeln. Tatsache ist aber, dass sich offenbar viele Camper ein besseres Miteinander wünschen – unabhängig ob Zeltcamper, Caravaner oder Reisemobilfahrer. Klar, das Miteinander auf Campingplätzen hält einigen Zündstoff bereit. Von wirklich unnötigen Dingen wie verschmutzten Sanitäranlagen oder absichtlich falscher Entsorgung einmal abgesehen, lässt sich vieles aber mit ein bisschen gutem Willen und Toleranz dem Stellplatznachbarn gegenüber aus der Welt schaffen.
Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit
Neben kleineren Reibereien hält der Campingplatz aber auch viel Potenzial für positive Erlebnisse bereit. Dieser Meinung ist auch Claudia Hiermann auf Facebook: „Bisher haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Ich denke, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“ Und „AnneR“ schreibt: „Ich habe ja noch nicht viel Erfahrung mit Stell- und Campingplätzen – wir sind erst seit rund vier Wochen unterwegs –, habe aber noch nicht eine schlechte Erfahrung mit den Nachbarn gehabt. Das genaue Gegenteil war der Fall: Alle waren freundlich und hilfsbereit, wir hatten gute Gespräche. Wat will man mehr?“