Urlaub wie an der Adria, aber in Österreich
Radabenteuer, Wassersport, Naturkino und Genussmomente: Das Burgenland erweist sich für Camperinnen und Camper als vielseitiges Urlaubsziel.
Das Burgenland ist schon lange ein Sehnsuchtsziel gestresster Wiener, aber außerhalb der Alpenrepublik noch ein Geheimtipp. Ganz zu Unrecht, wie schon am ersten Etappenziel, dem Neusiedler See, deutlich wird. 320 Quadratkilometer groß und mit Wassertemperaturen jenseits der 25-Grad-Marke gesegnet, lässt das seichte Steppengewässer Stimmung wie an der Adria aufkommen. Das Netz der Stellplätze ist dicht, und jener beim Weingut Sloboda in Podersdorf hält schon mal einen entspannten Einstieg bereit. Nach einer Heurigenjause spazieren wir zur Strandpromenade hinab und beobachten die Wind- und Kitesurfer, die mit einem Affenzahn am Mini-Leuchtturm in Rot-Weiß-Rot vorbeiflitzen.
Rund um den Neusiedler See
Eine Radfähre verbindet Podersdorf mit dem denkmalgeschützten Städtchen Rust am Westufer des Sees. Gebäude mit Renaissance- und Barockfassaden säumen den kopfsteingepflasterten Rathausplatz. Stuckverzierte Portale mit kunstvoll geschnitzten Holztüren erschließen lauschige Innenhöfe. Zwei Reihen dahinter hebt das Ruster Hügelland an, wo im hitzeflirrenden Sommer die Trauben für den Blaufränkischen, den Chardonnay und den Furmint heranreifen.
Inmitten des 2.000-Einwohner-Städtchens halten die Stars der regionalen Vogelwelt Hof: Weißstörche, die im Frühjahr aus Afrika zum Brüten einfliegen und auf den roten Ziegeldächern ihre Jungen aufziehen. Der örtliche Storchenverein bringt ihre Horste auf Hochglanz und hat vor den Stadttoren eine Futterwiese für die Luftakrobaten frei gemacht. Meister Adebar fühlt sich offenbar wie im siebten Himmel. "22 Brutpaare und über 80 Jungvögel hatten wir heuer. Ein neuer Rekord", berichtet ein Storchenaktivist stolz, bevor wie auf Bestellung eine Etage darüber eine Klappersymphonie anhebt.
Slow Travel und Vogelbeobachtung im Nationalpark Neusiedler See
Herrlich entschleunigt vergehen die Tage im Rhythmus von Ausflügen und Naturabenteuern. Für Slow Travel stehen Stand-up-Paddle-Boards, Kajaks und Tretboote zur Verfügung – und Fahrräder sind das probate Fortbewegungsmittel, um den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel zu erkunden. Im Frühjahr und Herbst verwandelt sich das bis nach Ungarn reichende Schutzgebiet in einen Mega-Tummelplatz auf den großen Vogelzügen. Doch auch im Sommer herrscht rege Betriebsamkeit. Reiher staksen durch die seichten Salzlacken, ein Löffler mischt sich ins Bild, und plötzlich geht ein wüstes Gezeter los – zwei Graugänse kriegen sich keine 50 Meter entfernt in die Federn. "370 Vogelarten sind bei uns rund ums Jahr zu sehen", erzählt Ranger Lukas Vendler auf einer Birdwatching-Tour. Für exotischen Aufputz sorgen Graurinder, Wasserbüffel und eine Herde weißer Esel, die die Steppen des Nationalparks beweiden und sie so für Wiesenbrüter frei halten.
Darf’s noch ein Häppchen Kultur sein? Kein Problem: Österreichs östlichstes Bundesland ist bekannt für seine großartige Musiktradition. Was sich heutzutage in hochkarätigen Musical- und Opernfestspielen manifestiert, hatte seinen Ursprung im beschaulichen Eisenstadt. Mastermind war ein junger Komponist namens Joseph Haydn, den die kunstsinnigen Fürsten Esterházy in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Vertrag nahmen. Als Hofkapellmeister schuf er Opern und erfand das Streichquartett, wie man im ehemaligen Haydn-Wohnhaus erfährt.
Wir schlendern durch die Altstadt, die sich seit den Tagen des Mozart-Zeitgenossen kaum verändert zu haben scheint. Am Rande der Fußgängerzone setzt Schloss Esterházy mit seinem englischen Landschaftsgarten einen weiteren Glanzpunkt in der Landesmetropole.
Das südliche Burgenland
Für den zweiten Teil der Burgenland-Erkundung verlagern wir das Quartier nach Süden, wo Steppe, See und Schilfgürtel einer sanft gewellten Landschaft Platz machen und Wellness-Angebote für den perfekten Ausgleich zum Aktivurlaub sorgen. Im idyllischen Bad Tatzmannsdorf kümmert sich eine öffentliche Therme um die Tagesgäste, und im Kurmittelhaus lassen sich Schnupper-Heilanwendungen buchen.
Mit seinen hunderten Kilometern an Radrouten und einem Netz von über 30 Verleihstationen hat sich das Südburgenland zur Vorzeigeregion für ausgedehnte E-Bike-Abenteuer gemausert. Eine Radstunde nordöstlich des Kurortes grüßt von einer bewaldeten Felsnase Burg Lockenhaus, eines der zahlreichen Bauwerke, denen das Land an der Grenze zu Ungarn seinen Namen verdankt. Waffensammlung und Burgküche versprühen Ritter-Flair, doch es ist der veritable Gruselschwerpunkt, der das Gemäuer unverwechselbar macht.
Auch für Krimi-Fans interessant
"Größte Serienmörderin aller Zeiten" wirbt ein Plakat reißerisch für eine Spezialführung über die ehemalige Burgherrin Elisabeth Báthory, die unter dem Spitznamen "Blutgräfin" im Horror-Genre berüchtigt wurde. 1611 wurde der Adeligen der Prozess gemacht, weil sie auf ihren Besitzungen in Westungarn junge Frauen scharenweise gequält und ermordet haben soll.
Eine fröhlichere Botschaft verkündet die kürzlich renovierte Burg Schlaining. Ihre Dauerausstellung zeichnet nach, wie sich das Burgenland vom "Mauerblümchen" Österreichs zu einer dynamischen Wirtschafts- und Tourismusregion mauserte. Weiter geht der Ritt über die Hügel. Ganz im Süden führt die "Paradiesroute" vorbei an der Kleinstadt Güssing mit ihrer auf einem Vulkanstumpf thronenden Burg, wenig später machen wir im Kellerviertel von Heiligenbrunn halt. Gerade hat ein Weinbauer Tische und Bänke unter einen mächtigen Nussbaum gerückt. "Wollt’s einen Uhudler kosten?", kommt die Frage. Wir wollen – denn als Schorle genossen ist die lokale Weinspezialität der perfekte Durstlöscher an einem heißen Tag.
Österreichs schönster Sonnenuntergang
Großartiges Naturkino hält der Neusiedler See rund ums Jahr bereit. Das größte Spektakel nimmt am Abend seinen Lauf, wenn die Sonne hinter dem Leithagebirge im Westen versinkt und eine Orgie von Gelb-, Orange- und Rottönen an den Himmel zaubert. Ein Schauspiel, das bei gut 300 Sonnentagen jährlich ziemlich verlässlich über die Bühne geht. Zwei der Premium-Aussichtslogen sind der rot-weiß-rote Leuchtturm von Podersdorf und das schicke Seerestaurant Mole West in Neusiedl.
Camping-Tipps
Stellplatz an der St. Martins Therme
Gebührenpflichtiger Stellplatz vor der Therme für 10 Mobile. Nur buchbar in Verbindung mit einem (vergünstigten) Thermenaufenthalt. Ruhelage, übergehend in Wiesen. Befestigter Untergrund, kein Schatten. Einstieg in Radwege. Preis (Mobil/2 Erw.) 26 Euro inkl. Strom, Wasser, Dusche, WC, Entsorgung und WLAN. Kurtaxe: 2,50 Euro pro Erwachsener. Ganzjährig nutzbar.
Stellplatz beim Kellerviertel
Kostenfreier Stellplatz für 5 Mobile auf einem Parkplatz (P 5). Minimal geneigtes Gelände, etwas beschattet durch Laubbäume, Untergrund Schotter. Ruhelage nahe Ortszentrum. Keine V+E, Frischwasser bei der Kapelle, öffentliches WC im Kellerviertel. Mai bis Okt. samstags um 15.30 Uhr Kellergassenführung 5 Euro/Person. Ganzjährig nutzbar.
Stellplatz am Gästehaus Strommer
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 10 Mobile im abgeschlossenen Innenhof eines Beherbergungsbetriebes. Überwiegend eben, Untergrund Rasen, teils schattig. Ruhelage. Preis (Mobil/2 Erw.) 25 Euro inkl. Strom, Wasser, Dusche, WC, Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC, WLAN. Kurtaxe: 2,50 Euro pro Erwachsener. Ganzjährig.
Reisemobilstellplatz Thorschütz
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile am Ortsrand an einem Naturbadesee. Überwiegend eben, kein Schatten, geschottert. Zentrum zu Fuß erreichbar. Am Platz: SB-Automat für Getränke und regionale Speisen, WC, Dusche. E-Bike-Verleih nebenan. Preis (Mobil/2 Erw.) 25 Euro, inkl. Entsorgung, WLAN, Eintritt für Badesee. Kurtaxe: 2,50 Euro/Erwachsener. Saison von April bis Oktober.
Stellplatz CamÖ am Hafen
Gebührenpflichtiger Stellplatz im Hafengelände für 33 Mobile. Ebener Untergrund aus Schotter, kein Schatten, umzäunt. Lokale, Seebad, Wassersportzentrum und Fährenanlegestelle nebenan, Laden in 2 km Entfernung. Preis (Mobil/2 Erw.) 26,50 Euro. Strom 3 Euro/Tag, Kurtaxe 2,50 Euro/Erwachsener. Saison: Mitte März bis Mitte November.
SP "Am Hafen" Neusiedl am See
Gebührenpflichtiger Stellplatz im Hafengelände für 10 Mobile. Untergrund Schotter, teilweise schattig. Preis (Mobil/2 Erw.) ab 25 Euro inkl. Strom, Wasser, Dusche, WC und Grauwasserentsorgung. Kurtaxe: 2,50 Euro/Erwachsener. Saison: März bis Ende November.
Stellplatz am Weingut Sloboda
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 11 Mobile am Ortsrand. Wiesenuntergrund, meist eben, wenig Schatten. Preis (Mobil/2 Erw.) 15 Euro, inkl. Strom, Wasser & Entsorgung. Kurtaxe 2,50 Euro/Erwachsener. Max. Aufenthalt: 3 Nächte. Ganzjährig nutzbar.
Stellplatz beim Weingut Schaller
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 5 Mobile, inmitten von Weingärten, Ruhelage nahe Ortszentrum. Leicht geneigtes Gelände. Untergrund Schotter und Rasen. Geschäfte und Lokale fußläufig erreichbar, 1,5 km zum Strandbad. Preis (Mobil/2 Erw.) 20 Euro inkl. Strom, Wasser & Entsorgung Grauwasser/Chemie-WC, WLAN. Kurtaxe 2,50 Euro/Erwachsener. Bei Kauf von 12 Flaschen Wein 1 Nacht gratis. Verkostung hauseigener Weinspezialitäten. Max. 3 Nächte. Saison: April bis Ende November.
Camping Rechnitz
Einfach ausgestatteter Platz am örtlichen Badesee. Ebenes Wiesengelände. Fünf Stellflächen sind parzelliert (Untergrund Kies), fünf weitere auf Wiese. Ortszentrum mit Lokalen und Bäckerei in 1 km, Supermarkt in 2 km, Imbiss am Platz. Preis (Mobil/2 Erw.) 19,60 Euro inkl. Strom, Wasser, Dusche, WC, Entsorgung Grauwasser und Gebühr Badesee. Kurtaxe 2,50 Euro/Erwachsener. Saison: Mitte Mai bis Ende Oktober.