Dieses Gespann packt Motorrad und Family

Für ein Hobby-Endurance-Event im katalanischen Alcarras transportieren wir im Cube 5 nicht nur Rennmaschine und Equipment her, sondern auch das Gepäck der mitfahrenden Familie. Ob das gut geht?
Der geliehene VW T6 California Beach (150-PS-Version mit manuellem Schaltgetriebe) sowie der ebenfalls als Leihgabe hintendran hängende Sportcaravan Cube 5 ergeben in Kombination eine Gesamtlänge von gut elf Metern, noch dazu sind wir 2,75 Meter hoch.
Während ich also mit dem einen Auge das beruhigende Meeresblau wahrnehme, registriere ich mit dem anderen den nächsten Felsvorsprung, der frech ein Stück in die Fahrbahn ragt und mich zu einem präzisen Ausweichmanöver zwingt. Der mächtige Cube 5 auf Humbauer-Basis läuft sauber und verhältnismäßig leicht hinterm VW-Bus her – würde er das nicht tun, hätte uns einer der vielen hinterhältigen Felsvorsprünge längst eine grässliche Narbe in die Flanke geschlagen.
Mehrere Tage unterwegs mit dem Gespann
Wir sind an der Costa Brava unweit der südfranzösischen Grenze. Ab dem kleinen Ort Sant Feliu führt eine der berühmtesten Küstenstraßen Europas von hier bis nach Tossa de Mar. Man genießt einen teils gigantischen Ausblick auf das weite blaue Mittelmeer. Ich als Käpten der Karawane studiere aber angestrengt und mit schweißnassen Händen die schmale Strecke direkt vor uns. Hier gibt es Tipps für die Costa Brava.
Schnell voran kommen wir eh nicht, aber wir haben sowieso mehrere Tage Reisezeit eingeplant, bevor ich sonntags mit meinem Kumpel Nik ein Hobby-Langstreckenrennen auf der Piste von Alcarras bestreiten möchte. Einige dieser Rennveranstaltungen habe ich bereits auf dem Kerbholz, die meisten aber ohne die Begleitung meiner Frau und der Kinder. Als sich die Sache mit dem Renneinsatz in Spanien letztes Jahr im Oktober allerdings von der Idee in ein festes Vorhaben verwandelt, kann ich meine reiselustige Frau nicht einfach außen vor lassen: "Was, du fährst nach Spanien zum Rennen und bist mehrere Tage unterwegs? Wir kommen mit!"
Platz für Ausrüstung und Familie
Ursprünglich wollten wir mit einem Wohnmobil ausrücken, aber nachdem auch noch meine Schwester aufspringt, muss größeres Geschütz her. Denn: Wir müssen nicht nur massig Ausrüstung transportieren, sondern es wollen auch alle komfortabel nächtigen. Eine Zugmaschine wie der VW Cali Beach mit Aufstelldach plus angehängtem Sportcaravan Cube 5 sollte so viel Staufläche und Schlafmöglichkeiten bieten, wie wir mit drei Erwachsenen und zwei Kindern tendenziell benötigen. Oder?
Neben der Rennmaschine befindet sich also jede Menge weiteres Equipment im Laderaum des Sportcaravans. Nach Auffüllung des 125-Liter-Frischwassertanks und korrekter Verzurrung der Ladung ist jeder Zentimeter der Garage ausgenutzt, bis zum mächtigen Zuladungsmaximum von 850 Kilo hätten wir aber sogar noch etwas Luft gehabt. Gemächlich rollen wir mit 100 Kilometern pro Stunde ab Stuttgart immer weiter südwestlich.
Später auf der Route werden wir in der Nähe von Perpignan so heftig vom Seitenwind erfasst, dass wir eine gefühlte Ewigkeit im ESP-Regelbereich dahinschlingern – nachdem sich das Phänomen einige Male wiederholt hat und immer noch alle wohlauf sind, verliert es aber seinen Schrecken.
Fahren und Verbrauch
Generell ist der Unterschied in Sachen Leistung und Handling himmelweit, ob der VW T6 California Beach eine Zuglast wie unsere zu bewerkstelligen hat oder ganz ohne Anhänger fährt. Während der Wagen allein spritzig beschleunigt und im dicht besiedelten Ballungsraum durch seine einfache Manövrierbarkeit gefällt, muss der VW-Bus mit dem Cube 5 regelrecht schuften.
Das präzise manuelle Schaltgetriebe hilft bei Anstiegen jedenfalls sehr, den Schwung beizubehalten. Auf unserer Reise über insgesamt 3.340 km braucht der Zweiliter-Turbodiesel des T6 durchschnittlich 14,9 Liter auf 100 Kilometer, was mich vorsichtshalber alle 400 Kilometer an eine Tankstelle lockt.
Stromproblem
Mittlerweile sind wir aber sowieso bereits viele Stunden auf Tour, und die Müdigkeit nagt an allen Reisenden. Irgendwo an der Ardèche beschließen wir deshalb, das Nachtlager auf einem Wohnmobilstellplatz oben in den Bergen aufzusuchen. Die Kurvenstrecke bis dorthin nimmt unsere Karawane als Tagesendspurt regelrecht beschwingt, aber dann: Absolut kein Platz mehr auf dem Stellplatz verfügbar, wir müssen auf dem matschigen Fußballplatz nebenan unter Eichen campieren.
Der Stromanschluss ist zu weit weg, also gibt es heute Nacht keine Heizung für alle, die im Sportcaravan schlafen. Meine Schwester hat im VW-Bus ebenfalls kein Glück – der Wagen besitzt zwar eine Standheizung, aber das haben wir in diesem Augenblick tatsächlich verdrängt. Währenddessen friert meine Frau im Anhänger nicht bloß unter einer großen Schicht Decken, sondern wird auch in unregelmäßigen Abständen von einem lauten Knall aus dem Halbschlaf gerissen, wenn eine Eichel geräuschvoll das Dach bombardiert.
Gaskocher als Notlösung
Erst am nächsten Morgen leiste auch ich mir einen zarten Fluch. Nach dem Umparken (und damit der Verfügbarkeit einer Stromquelle) freuen sich nämlich alle auf eine Portion Rührei und einen heißen Kaffee zum Frühstück. Und was passiert? Die Sicherung des Stromanschlusses am Campingplatz fliegt raus. Kein Problem, gibt ja noch einen zweiten Anschluss – aus dem ebenfalls kurze Zeit später die Sicherung rausfliegt!
Unsere Rettung ist der Gaskocher im VW-Bus. Erst beim nächsten Halt dämmert uns, dass die Stromversorgung immer dann zusammenbricht, wenn mehrere Verbraucher im Cube 5 gleichzeitig betrieben werden und noch dazu die serienmäßige AEG-Elektro-Heizung bollert.
Ab- und Ankoppeln
Auf dem schönen, aber im Zufahrtsbereich eng geschnittenen Campingplatz Les Medes in der Nähe von Girona bin ich dankbar für Beistand, den ich in Form helfender Hände anderer Camper erhalte. Ich muss den Cube 5 abkuppeln, und mit vereinten Kräften schubsen wir den Doppelachser mit seinem großen Achsabstand in kleinen Schlingerbewegungen um die Längsachse hoch über den Absatz auf die uns zugewiesene Stellfläche.
Das Ab- und wieder Ankoppeln geht mittlerweile fix, und wenn der Cube 5 erst fest installiert ist, residiert es sich vortrefflich in ihm. Andererseits spreche ich auch dem Schlafdach des VW California ein großes Kompliment aus, selbst zu zweit kann man auf der dünnen, aber Tellerfeder-gelagerten und dadurch komfortablen Matratze erholsam nächtigen.
An der Rennstecke
Einige Tage später auf der Rennstrecke angekommen, befindet sich der Sportcaravan endlich in dem Territorium, für das er gebaut wurde. Einmal aufgebaut und eingerichtet, bietet er im Fahrerlager ähnliche Annehmlichkeiten wie eine Pension, in die wir jetzt zum Glück nicht fahren müssen – mega!
Apropos fahren: Mein Kumpel Nik und ich belegen gemeinsam im Langstreckenrennen Platz vier. Eine respektable Leistung dafür, dass es Niks erster Renneinsatz war. Andererseits bedeutet der vierte Platz auch immer, das Podest knapp verfehlt zu haben. Schade, denn für eine Trophäe hätten wir in unserer Karawane auch noch einen Platz gefunden.
Daten & Preise: Sportcaravan Cube 5
Aufbau:
- Sandwich-Koffer, Wände und Dach GfK/PU-Schaum/GfK (30 mm), Boden Sperrholz/PU/Siebdruckplatte (50 mm), Heck-Flügeltür, Eingangstür
Möblierung:
- Sitzgruppe, Bugküche, Bad mit Toilette und Dusche m. Außendusche, separater Laderaum mit sechs Zurrpunkten, Airline-Schiene an den Wänden und Auffahrrampe, klappbarer Wäschetrockner
Bordtechnik:
- Elektro-Heizung AEG, Frischwassertank 125 L, Abwassertank rollbar 35 L, Kompressorkühlschrank 80 L (7,9 L Gefrierfach), AGM-Bordbatterie 105 Ah, Induktionskochplatte 230 V, Elektro-Boiler Zanker
Chassis:
- Alko-Rahmen mit Schräglenkerachsen, Klapp-Kurbelstützen
Maße und Gewichte:
- Länge x Breite x Höhe: 600 (optional 700) x 240 x 275 cm
- zulässiges Gesamtgewicht: 2.200 kg (Ab-/Auflastung 1900–2700 kg)
- Leergewicht (Werksangabe): 1350 kg. Zuladung: 850–1350 kg
- Bett oben: 215 x 183 cm
- Sitzgruppe: 183 x 110 cm
Preise und Ausstattungen:
- Grundpreis: 34.900 €
- Anlieferung in Deutschland: 800 €
- 100-km/h-Paket: 890 €
- Auf-/Ablastung: Auflastung von 2.200 auf 2.700 kg bzw. 1.800 kg: 180 €
- Alu-Felgen: 890 €, Solar-Paket: 1090 €
- Deichsel-Box: 440 €
- Markise: Dometic 1.190 €
Laderaumausstattung:
- Motorrad-Vorderrad-Wippe: 130 €
- Motorrad-Beladungssystem: Rollwagen 500 €
- elektr. Seilwinde seitl. verschiebbar: 450 €
Daten & Preise: VW California Beach
Basis-/Testfahrzeug:
- VW T6.1, Vierzylinder-Turbodiesel, 110 kW (150 PS), Vorderradantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe
Gewichte und Anhängelast:
- Leergewicht: 2.378 kg
- zul. Gesamtgewicht: 3.080 kg
- Anhängelast: 2.500 kg
- Zul. Gesamtzuggewicht: 5.200 kg
- Netto-Anhängelast bei voller Beladung: 2.120 kg
Länge/Breite/Höhe:
- 4904/1904/1990 mm
Bettenmaße:
- oben: 2010 x 1200 mm
- unten: 1880 x 1500 mm
Ausbau:
- Aufstelldach mit Aluminium Dachschale und Dachbett, verschiebbare 3er-Sitz-/Schlafbank, ausklappbare Mini-Küche hinter Fahrersitz mit Gaskocher und Arbeits-/Abtropffläche
Preise und Ausstattungen:
- Grundpreis: 55.668 € (2.0 TDI, 81 kW/110 PS)
- Optionen: 110-kW-Motor: 3.623 €
- Automatikgetriebe DSG für 110 kW: 2.713 €
- Allradantrieb 4motion für 110 kW: 2.987 €
- Diesel-Standheizung: 2.190 €
- Anhängerkupplung starr/abnehmbar inkl. Anhängerstabilisierungssystem: 815/1.035 €
- Anhängerassistent mit Kamera und Sensoren: 1.660 €
- Abstands-Tempomat: 928 €
- zus. Einzelsitz drehbar: 619 €