Universal-Tarp für den Camper selbst nähen

Ganz schön praktisch: ein Universal-Sonnensegel, das nicht nur am Campingbus, sondern auch frei stehend oder zwischen zwei Bäume gespannt als Tarp funktioniert. So wird’s genäht.
Tarps oder Sonnensegel sind an Campingbussen und kompakten Campervans beliebt. Denn nicht jeder hat oder will unbedingt eine festverbaute Markise am Fahrzeug montiert haben. Für ein Vorzelt ist im ohnehin begrenzten Fahrzeug oft schlicht nicht genug Platz. Oder es ist den CamperInnen mit Busle zu spießig. Eine Lösung mit individuellem Charme heißt: selbstgenähtes Tarp. Hier gibt es die Anleitung.
Die Entstehungsgeschichte: Mein selbstgenähtes, kleine Tarp aus gewachster Baumwolle erweckte Timos Interesse bei einem Campingausflug am Bodenseeufer: Ob ich nicht für das CAMPINGBUSSE-Heft ein Sonnensegel entwerfen und nähen könne. Voraussetzung: es soll sowohl mittels Keder am VW-Bus befestigt, aber auch frei stehend mit Teleskopstangen oder einem Seil zwischen zwei Bäumen verspannt aufgestellt werden können.
Entwurf des Sonnensegels
Gefragt, getan: Zunächst mache ich mir Gedanken über den Stoff. Mein Stoffhändler im Stuttgarter Westen empfiehlt einen stabilen "Berufsköper", also einen Stoff, aus dem für gewöhnlich Arbeitskleidung genäht wird. Mischgewebe mit 35 Prozent Baumwollanteil (quillt bei Regen leicht auf und dichtet damit den Stoff), recht UV-stabil und sogar bei 60 Grad waschbar. Den nehme ich und dazu zwei Rollen farblich passendes Garn. Es wird ein Termin mit Frau Mama ausgemacht, um an ihrer schönen Schweizer "Bernina" aus den 80er Jahren nähen zu können.
Zuerst skizziere ich mir das Tarp mit allen Maßen auf, dann geht’s auch schon los: flugs den Stoff auf dem Boden ausgerollt und mittels eines größeren Papierbogens oder Zeitungsblatts im rechten Winkel zugeschnitten. Dabei für die Säume etwa drei Zentimeter Nahtzugabe lassen, um nachher die gewünschten ca. 2,5 x knapp 3 Meter Größe zu haben. (Timos Kederschiene am T4 hat eine rund 2,60 m lange Nut.)
Es schadet nicht, wenn man schon mal an einer Nähmaschine saß. Andererseits ist irgendwann immer das erste Mal, warum nicht anlässlich eines eigenen Stoffsegels?! Nach den Näharbeiten geht’s noch mal zum Stoffhändler mitsamt dem fertigen Werk plus einem Muster. Ich frage mich, ob man an der Stelle, an der die Kappnaht (Verbindung beider Stoffbahnen) umgesäumt vernäht wurde, durch acht Lagen Stoff noch eine Öse pressen kann. Dank Muster und beherztem Druck auf die Ösenzange wird klar: Es klappt!
Dann der erste Test: Das Sonnensegel schlüpft geschmeidig in die Kederschiene, neu besorgte Teleskopschienen werden ausgezogen, Kunststoffspanner auf die 2,5-mm-Zeltleinen geknotet, mittels "Palstek"-Knoten die Leinen an den Ösen befestigt, und schwups steht das Vordach im Herbstwind und spendet Schatten. Anschließend bauen wir das Tarp noch frei stehend mittels der zwei Teleskopstangen und sechs Leinen auf, was ebenfalls bestens klappt.
Wer also Lust auf ein universelles Stoffsegel hat, das dank der flexiblen Kederleine gut verstaubar ist, der könnte mit einem Produkt in Wunschfarbe seine Freude haben. Und auf was Selbstgemachtes darf man ja auch ein bisschen stolz sein.
Material für das DIY-Sonnensegel
- Stoff Berufsköper: 700 x 150 cm in Wunschfarbe
- Garn: 2 Rollen à 100 m, Stärke 40, farblich passend
- Leine: 250 cm, 6 mm Durchmesser, "schwimmfähig" (im Baumarkt)
- Abspannleine: 6 x 300 cm, 2 mm Durchmesser, plus Leinenspanner
- Ösen: 10 Stück, 15 mm Durchmesser
Gut zu wissen: Das ist eine Kappnaht
Bei der Kappnaht werden die Nahtzugaben gegenläufig umgeschlagen, sodass am Ende beide Schnittkanten innerhalb der Naht eingeschlossen sind. Die Kappnaht ist besonders stabil und belastbar, man findet sie zum Beispiel an den Innenseiten von Jeansbeinen.
Aufbau und Zubehör für das DIY-Sonnensegel
- Für alle Funktionen braucht es mindestens sechs Leinen mit Abspannösen (gibt’s einzeln), die Leinen je 3 m lang und Heringe nach Wahl. Heringe im Test gibt es hier.
- Die Teleskopstangen von Campguru in Schwarz und Alu sind wertig. Kosten rund 18 Euro das Stück.
- Selbstgenähter Keder mit Leine.
- Leinenspanner "Line Lok".
Das Sonnensegel – klassisch:
Die einfachste Form des Sonnensegels. Rechteckig und mehr oder weniger parallel zum Boden. Bei Regen kann man eine mittige Stange als Ablaufhilfe ergänzen oder eine der vorderen tiefer teleskopieren.
Varianten des Sonnensegels:
Wenn man an den Kanten viele Ösen verteilt, lassen sich Varianten abspannen. Hier ist der vordere Teil abgeknickt, was oft zur genehmen Abschattung beiträgt. Aber der Fantasie und dem Einfallsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt.
Das Tarp – frei stehend:
Hat den Vorteil, dass es nicht am Auto befestigt sein muss. Der Campervan bleibt beweglich. Zudem kann es als Ergänzung zu einem Vorzelt aufgebaut werden, als zentraler Social-Point zum Essen, zum Spielen, zum Reden. Bei Sonne und lauem Sommerregen, wenn man nicht gleich in den Van klettern muss.