Sind das die höchsten Wohnmobilstellplätze Europas?

Direkt am Col du Lautaret liegt der Wohnmobilstellplatz Parking in Villar-d'Arène 2052 Meter über Normalnull. Hier gibt es Höhenluft, ruhige Einsamkeit und atemberaubende Alpenblicke.
Wer würde nicht gerne einmal am Scheitelpunkt eines berühmten Alpenpasses übernachten? Das geht nicht immer. Zum Glück gibt es tolle Campingplätze, die um die 2.000 Meter über Normalnull liegen.
Einmal im Leben am Stilfser Joch von der Sonne geweckt werden und danach mit dem ersten Kaffee in der Hand den Blick auf den Ortler genießen. Die hohen Alpenpässe sind Sehnsuchtsorte, auch für Camperinnen und Camper. Leider ist es nicht ohne Weiteres möglich, dort im Wohnmobil zu übernachten. Es gibt dort selten Wohnmobilstellplätze. Vielerorts ist Wildcampen nicht erlaubt oder einfach unagemenssen. Ausgerechnet der Pass am Stilfser Joch ist ein anschauliches Beispiel dafür, weil er inmitten des gleichnamigen Nationalparks liegt. Außerdem ist die Auffahrt auf den Pass in Südtirol für ungeübte Fahrerinnen und Fahrer mit dem Wohnmobil nicht zu empfehlen. Generell verzichten müssen Camperinnen und Camper auf das Übernachten in luftigen Höhen aber nicht.
Es gibt in Europa sogar Stellplätze an Scheitelpunkten wichtiger Passstraßen oder sehr hoch gelegene Campingplätze. Die meisten versprechen ein unglaubliches Panorama – vor allem am Morgen und am Abend. Fünf dieser Stell- oder Campingplätze, die auf fast 2.000 Meter über Normalnull oder sogar darüber liegen, stellen wir Ihnen vor.
Parking in Villar-d'Arène (2052 m), Frankreich – Region Provence-Alpes-Côte d’Azur
Sie kennen den Col du Lautaret nicht? Es liegt vermutlich daran, dass direkt am Scheitelpunkt die Auffahrt zum Col du Galibier abzweigt, der noch einmal 600 Meter höher liegt und zu den bekanntesten Pässen der Tour de France gehört. Am auf 2.052 Metern gelegenen Col du Lautaret gibt es etwas, was seinem höheren Nachbarpass fehlt: einen Wohnmobilstellplatz. Lage und Aussicht sind atemberaubend schön. Das Titelbild zeigt den Blick nach Nordosten auf den Grand Galibier ganz links. Das untere Bild ist der Blick nach Westen auf den Lautaret Gletscher im Ecrins Nationalpark. Im Hintergrund schaut die Spitze von La Meije (3.983 m – zweiter Gipfel von rechts), dem höchsten Berg des Nationalparks und vermutlich zweit berühmtesten Berg Frankreichs.
Der Stellplatz selbst ist eine einfache Schotterfläche, auf der etwa 40 Wohnmobile stehen können. Die Auffahrt an die Passhöhe ist über die ausgebaute D1091 relativ einfach, der Platz liegt etwas versteckt und wird über eine kurze Schotterstraße angefahren. Da es weder Strom- noch Wasserversorgung gibt, sollten Camperinnen und Camper mit ausreichend Wasser und Gas – es wird kalt – anfahren. Am Col du Lautaret gibt es einen botanischen Garten und ein Hotel mit Café. Für Radsportler bietet, die sich den Weg zum Galibier erleichtern wollen, bietet sich der Stellplatz als Basis an. Mit dem Wohnmobil hochfahren ist dagegen weniger ratsam.
Camping Arolla (ca. 1950 m), Schweiz – Wallis
Wenn das Walliser Bergdorf Arolla schon auf 1.998 m liegt, dann befindet sich der Campingplatz im Ort leider nicht über der 2.000er-Marke. Er liegt nämlich deutlich unterhalb des Ortskerns. Das ändert nichts an seiner Schönheit. Umrahmt von einem Wäldchen befinden sich die 40 Stellplätze auf einer saftig grünen Bergwiese, die teilweise abschüssig ist. Direkt daneben fließt ein Bergbach. Der Blick schweift umher auf wuchtige Berge, die alle knapp unter der 4.000-Meter-Marke liegen. Natürlich gibt es in dem Ort heute viele Hotels und Herbergen für Touristen, besiedelt haben Menschen den oberen Talabschluss des Val d’Hérens aber schon im Mittelalter.
Geöffnet hat der Platz ab Ende Mai bis in den Oktober hinein. Camperinnen und Camper finden hier Stellflächen für 40 Wohnmobile und Rundumversorgung: Wasser, Strom, Dusche und Minimarkt. Die Betreiber wirken bescheiden und schlachten nicht aus, dass ihr Campingplatz zu den höchstgelegenen in Europa gehört. Im Übrigen werden keine Reservierungen angenommen, um sich Flexibilität zu erhalten. Im Sommer sollten Camper also früh da sein.
Pont Breuil Camping in Valsavarenche (1950 m), Italien – Region Aostatal
Fast am Ende des Valsavarenche umrahmt vom Gran Paradiso Nationalpark liegt auf einer grünen Wiese ein Campingplatz – es ist vermutlich der höchste Europas. Jedenfalls werben die Betreiber des Pont Breuil Camping damit. 1.950 Höhenmeter sind auch ein Machtwort. Zur Höhe kommt noch die wundervolle abgeschiedene Lage ganz am Ende des naturbelassenen Bergtals, das auch noch am Fuß des Gran Paradiso Nationalparks liegt. Wer darauf keine Lust hat, dem ist nicht zu helfen. Der Platz ist mit allem ausgestattet, was Camperinnen und Camper brauchen – Strom, Wasser, Duschen, Waschküche, Minibar. Ein Restaurant gibt es nicht, der Fußweg bis zur Berghütte Rifugio Tetras Lyre dauert aber nur 15 Minuten. Damit wäre auch schon einer der wichtigsten Vorteile des Campingplatzes genannt: Er ist ein perfektes Basislager für Wanderungen, Canyoning, Radtouren und mehr.
Campingplatz Zeinissee (1820 m), Galtür, Österreich – Tirol
Hoch oben über der Baumgrenze liegt in Galtür der Zeinissee und direkt daneben ein Campingplatz, der zumindest der höchste Sommercampingplatz Österreichs sein dürfte. Die Bege wirken weniger schroff und hoch als auf den anderen Campingplätzen der Liste. Schön ist es hier trotzdem. 40 Plätze für Wohnmobile und Wohnwagen gibt es hier – zusätzlich zu mehreren Zeltplätzen. Strom-, Wasseranschluss, Duschen, Waschraum sind alle vorhanden. Rund um den Zeinissee können die Gäste direkt wandern. Badeseen, Erlebnsiparks oder Musseen gibt es in der Nähe.
Alpina Mountain Resort Caravan Park, Stilfs-Sulden, Südtirol
Mehr Stilfser-Joch-Feeling geht kaum. Natürlich liegt der Campingplatz in Trafoi noch näher am berühmten Alpenpass in den Ortler-Alpen, der Caravan Park des Alpina Mountain Resort liegt noch 300 Meter höher in Sulden. Das Stilfser Ortsteil liegt östlich des Ortler auf 1900 Metern. Ganz so idyllisch wie die anderen Plätze liegt der Caravan Park in Sulden nicht, dafür bekommen Camper alle Annehmlichkeiten des zugehörigen Alpina Resorts mit – das ist fast ein Luxus-Stellplatz. Das Messner Mountain Museum in Sulden ist auch nicht weit. Schier bombastisch ist das alpine Umfeld. Denn das Suldental liegt tiefer als andere in den Ortler-Alpen und wird flankiert von seinen berühmtesten Gipfeln – Ortler, Königspitze und Monte Cevedale.