Vom Hobby-Filmer zum Youtuber

Authentische Stellplatz- und Reiseberichte bietet Hartmut Conrad als echter Camper für Reisemobilisten auf seinem Youtube-Kanal. Doch wer steckt hinter Haco? Alles dazu, wie der Friese zum Campen kam und wann die Youtube-Idee entstand.
"Herzlich willkommen zu meiner Reportage", das ist das Markenzeichen von Hartmut Conrad./span>. Fast eine halbe Million Camper haben bislang die Videos des 69-Jährigen auf Youtube angeklickt. Der ehemalige Unternehmer aus dem friesischen Bockhorn ist eine Institution, wenn es um Stellplätze der deutschen und europäischen Camperwelt geht. Sogar eine kostenlose Haco-App hat er entwickelt.
Angefangen hat alles vor 30 Jahren. Auf den Urlaubsreisen mit Frau und Kindern entstanden die ersten Super-8-Videos. Auch damals waren Campingplätze schon in seinem Fokus. "Irgendwann haben meine Kinder gesagt: Papa, hör auf mit deinen Videos. Wir können das nicht mehr sehen", schmunzelt Conrad und erinnert sich daran, dass er dann seine Filme auf DVDs gebrannt und an andere Camper verschenkt hat.
"Für mich war immer wichtig, dass man genau zeigt, wie ein Stellplatz aussieht. Wo er liegt, wie man hinkommt und was er kostet. Wir hatten ja selber sehr wenig Geld." Conrad versucht, möglichst neutral zu berichten. "Ich will beschreiben, nicht empfehlen", sagt er und dass er kein Geld dafür bekomme. "Ich bin einfach technikverliebt und möchte was Schönes damit machen", sagt Conrad.
Früher war der Rentner Techniker bei den Olympiawerken. Nebenberuflich landete er in einer Firma, die Spielautomaten reparierte. Später sprang er ins kalte Wasser, machte sich damit selbständig, nahm seine Frau Rita mit ins Geschäft und war so erfolgreich, dass der Betrieb Lohn und Brot für 80 Angestellte erwirtschaftete. Mit 52 stieg er aus, fuhr mit Wohnmobil und Frau los. "Damals waren wir unbedarft und risikofreudig. Wir waren dann so angetan von unserer ersten etwas längeren Reise, dass wir mehr wollten", erinnert sich der Videofilmer.
Zum ersten Mal hörten die beiden vom Überwintern. "Da waren wir sehr erstaunt. Die Leute erzählten uns, dass man Weihnachten bei 24 Grad am Pool verbringen kann. Genau das wollten wir auch." 26 Jahre ist das jetzt her. Inzwischen leben die beiden Friesen etwa 200 Tage im Jahr in ihrem Wohnmobil. Weihnachten 2006 ging ein Traum in Erfüllung. Die beiden schenkten sich ihren acht Meter langen Vario Star 8210 auf MAN-Basis. Heute hat dieser genauso viele Kilometer auf dem Buckel wie er damals gekostet hat.
Personalisierter Vario Star 8210 auf MAN-Basis
Erst kürzlich hat Conrad die Ledersitze neu beziehen lassen. Man kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn der Videofilmer hat sein eigenes Logo einsticken lassen. "Wir dachten, wenn es Mobile gibt, die in ihre Sitze ‚Morelo‘ sticken, dann können wir doch HACO machen lassen", lacht Ehefrau Rita, die selbst mal Näherin war. Der Rest der Einrichtung ist ebenfalls nicht von der Stange. Die Schränke sind aus Echtholz, alles sieht wertig und langlebig aus.
In der Küche hat der Rentner eine Filterkartusche von 3M für rund 150 Euro eingebaut, sodass lästiges Wasserflaschentragen entfällt. "Die reicht für mehr als 7000 Liter Wasser. Einmal im Jahr wechsle ich sie, da sind auch die Kosten überschaubar", sagt Conrad.
Der Wohnbereich bietet eigentlich Platz für sechs Leute, aber weil Conrads Technik mitreist, verwandelt er sich in ein Studio. Hier werden alle Videos geschnitten und vertont. Ehefrau Rita ist schon längst Teil der Videocrew und hält auch die Kamera in der Hand, wenn ihr Mann wieder einen Stellplatz unter die Lupe nimmt.
Enkel Nils hatte den Hobbyfilmer auf die Idee gebracht, die Filme ins Netz zu stellen. "Opa, wir können damit Geld verdienen, hat er gesagt. Ich hatte das gar nicht im Sinn und brauchte das auch nicht. Aber Nils meinte ganz trocken: Opa, wenn du das nicht willst, ich kann das Geld gebrauchen", lacht Conrad.
Es folgte ein Test, und innerhalb weniger Wochen waren 50.000 Clicks erreicht. "Das war unglaublich. Ich habe die Sachen ja nur mit einem Laptop aus dem Discounter geschnitten." Heute sieht es bei HACO zu Hause in Bockhorn aus wie in einem professionell eingerichteten Studio. 4K-Technik, mehrere Profikameras, Stative, Drohnen und Festplatten, so weit das Auge reicht. Es wird gedreht, geschnitten, recherchiert.
Die Conrads fahren am liebsten dorthin, wo die Plätze überschaubar sind. "Viele wollen ja ans Meer, das interessiert uns weniger", sagen die beiden. Vom Reservieren halten sie nichts. "Es gibt Plätze, die nicht so schön sind. Da stehen wir dann so lange, bis ein attraktiver frei wird." Seit 50 Jahren machen sie es so. Campen hat eben auch etwas mit Geduld zu tun. Heute vielleicht sogar mehr denn je.