Campingurlaub am Schwäbischen Meer

Ganz im Süden liegt eine von Deutschlands beliebtesten Ferienregionen: der Bodensee. Besonders abwechslungsreich ist der Westen des Binnensees. Baden, Wandern, Radfahren, Kulinarik genießen – da ist für jeden was dabei.
Bodenseewasser macht süchtig. Wir hatten bei manchem Zwischenstopp in Richtung Süden sozusagen daran genippt – jetzt wollen wir das "Schwäbische Meer" ein wenig ausgiebiger genießen. Die Stell- und Campingplätze rund um den See sind im Sommer stets heiß umkämpft, erst recht jetzt, wo sich alle Welt auf schöne Deutschland-Ziele besinnt. Wir konnten gerade noch rechtzeitig eine Parzelle auf dem Campingplatz Wangen auf der Halbinsel Höri reservieren.
Direkt am Untersee residieren wir also, da wo schon die Strömung des abfließenden Hochrheins einsetzt und das Schweizer Ufer gegenüber beinahe zum Greifen nahe ist. Die Sonne scheint – wie wäre es erst mal mit einer Paddeltour?
Für Wassersportler & Genießer
Vera und Ekkehard Floetemeyer vermieten in ihrem Bootsstüble in Wangen Kanus für eine Fahrt auf dem Hochrhein bis fast nach Schaffhausen. Für Neulinge bieten sie auch geführte Touren an. Wir kennen uns schon aus, mit der Strömung lassen wir uns flussabwärts treiben, helfen mit den Paddeln immer wieder nach. Das Strandbad Diessenhofen, direkt vor der großen Holzbrücke, bietet sich als Rastplatz an. Hier schwimmen wir eine Runde, das Wasser ist glasklar, herrlich! Am Spätnachmittag holt Ekkehard uns und andere Kanuten bei Langwiesen auf der Schweizer Seite wieder ab – bei dem Biergarten mit dem schönen Namen Paradies.
Anderntags geht es per Fahrrad auf die Insel Reichenau. Zwei kulinarische Adressen stehen da auf unserer Wunschliste. Einen Stopp in der alteingesessenen Fischhandlung Riebel legen wir auf jeden Fall ein. Von Haus aus ein traditionsreicher Fischereibetrieb, bieten Riebels ihren frischen Fisch auch im dazugehörigen Imbiss an. Im rustikalen Außenbereich genießen wir Bodenseefelchen Müllerin.
So gestärkt, wagen wir uns an die historischen Monumente der Unesco-Weltkulturerbe-Insel. Bei Riebels quasi ums Eck steht die Kirche St. Georg, deren Wurzeln bis in spätkarolingische Zeit zurückreichen. Die gut erhaltenen, einmaligen Wandmalereien aus dem 10. Jahrhundert zeigen Szenen aus dem Leben Jesu Christi. Was es da nicht alles zu sehen gibt! Unsere Bibelfestigkeit wird auf eine harte Probe gestellt. Auch St. Maria und Markus, die romanische Abteikirche des Klosters Reichenau, und St. Peter und Paul, die romanische Säulenbasilika mit dem staunenswerten Apsisgemälde vom Ende des 11. Jahrhunderts, sind uns einen ausgiebigen Besuch wert, dann bummeln wir per Rad und Schiff zurück nach Wangen.
Eine zweite Schlemmeradresse müssen wir heute auslassen: die Restaurantterrasse des Campingplatzes Sandseele an der östlichen Spitze der Insel. Direkt an dessen palmenbestandenem Strand könnten wir hier still beobachten, wie die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Ufer untergeht. Dazu ein Caipirinha in der Hand, und wir fühlten uns wie in die Karibik versetzt. Vielleicht setzen wir das Mobil ja in den nächsten Tagen dorthin um – oder auf den Camping Hegne? Von dort nämlich könnten wir alle Orte am westlichen Bodensee leicht erreichen, auch mit der Bahn, dem "Seehas", der direkt am Eingang des Campingplatzes hält.
Pfahlbauten in Meersburg
Praktisch zum Beispiel für einen Besuch von Konstanz, dem geschäftigsten Ort der Gegend – besonders seit der Schweizer Franken gestiegen ist und die grenznahen Eidgenossen ihn zu ihrem bevorzugten Shoppingparadies gemacht haben. Bei Sonne könnten wir in der historischen Fußgängerzone einen Cappuccino schlürfen, bei Regenwetter ins Sealife-Aquarium gehen. Nichts wird es aktuell hingegen mit dem prachtvollen Seenachtfest, eigentlich für den 8. August geplant. Es fällt diesmal Corona zum Opfer.
An der üppigen Flora der nahegelegenen Blumeninsel Mainau kann man sich zum Glück aber auch in diesem Jahr erfreuen. Wir verbinden damit einen Ausflug zu den berühmten Pfahlbauten, queren dazu den Überlinger See mit der Fähre, die in Meersburg anlegt. In Unteruhldingen gelangen wir über Stege zu den im See stehenden Hütten aus der Jungsteinzeit. Im Unesco-Weltkulturerbe Nummer zwei am westlichen See ist die Lebensweise unserer Vorfahren um 4000 vor Christus anschaulich und auch für Kinder geeignet nachgestellt. Ein Panoramakino zeigt das vorgeschichtliche Leben am See.
Die Landschaft darum herum erinnert uns teilweise tatsächlich an die Toskana. Dazu tragen nicht zuletzt die Weingüter am Seeufer bei. Hier wurde Wein schon im Mittelalter kultiviert, und die aktuellen Erzeugnisse erregen international Aufsehen: Das Weingut Kress aus Überlingen errang beim "Concours International de Lyon" die erstmals vergebene Auszeichnung "Bester Wein der Welt" mit einem 2015er Chardonnay Goldbach. Da heißt es aufpassen, dass uns nicht auch noch der Bodenseewein süchtig macht ...
Bodenseeradweg
Einmal rundherum oder hin und zurück – das hängt auch von der Kondition ab. 260 Kilometer Länge stehen auf dem Tacho für die gesamte Rundtour. Die meisten Radler begnügen sich mit einem Abschnitt am nördlichen Ufer. Die Steigungen sind hier mäßig und die Strecke gut ausgebaut. Geeignet ist der Weg sowohl für E-Biker als auch sportlich Ambitionierte. Im Westen ist die Halbinsel Höri nicht ganz so befahren und daher eher entspannend. Informationen unter: www.bodensee.de
Camping- und Stellplätze rund um den Bodensee