Klinke Caravaning schließt

Die angespannte Marktsituation hat eine Insolvenzserie im Wohnmobilhandel ausgelöst. Betroffen sind Betriebe in ganz Deutschland.
Klinke Caravaning erfüllt Fahrzeug- und Reiseträume, heißt es ganz oben auf der Seite des Unternehmens noch. Wer etwas weiter nach unten scrollt, findet aber schon die bedrückende Nachricht. Dort verkündet die Geschäftsleitung, dass sie den Betrieb ab dem 30. Juni einstellen muss. Ab dann werden im niedersächsischen Loxstedt keine Wohnmobile und Campingbusse oder Wohnwagen mehr verkauft und repariert. Die Fahrzeugvermietung wird schon am 31. Mai beendet.
Bestellte Wohnmobile und Caravans werden geliefert
"Die letzten Monate waren für die Geschäftsführung und die Mitarbeitenden ein ständiges Bangen um die Zukunft", schreibt die Geschäftsführung. Tatsächlich hat das Unternehmen schon im November 2024 einen Insolvenzantrag gestellt und seit damals gemeinsam mit der Kanzlei Willmersköster, Spezialisten für Sanierungsrecht und Insolvenzverwaltung, nach Investoren mit tragfähigen Zukunftskonzepten gesucht. Mittlerweile hat die Kanzlei in einer Pressemitteilung verkündet, dass alle potenziellen Investoren ihr Kaufangebot zurückgezogen haben. "Da vor diesem Hintergrund keine wirtschaftlich tragfähigen Perspektiven für eine dauerhafte Fortführung absehbar sind, muss der Geschäftsbetrieb mit Werkstatt, Ersatzteilen, Verkauf und Vermietung zum 1. Juli 2025 eingestellt werden", heißt es in der Meldung.
Die 48 Mitarbeiter von Caravaning Klinke sind über die Betriebseinstellung informiert worden und bis dahin mit der geordneten Abwicklung des Unternehmens beauftragt. Das heißt, dass alle Bestellungen noch ausgeliefert und die Bestandsfahrzeuge des Handelsbetriebs abverkauft werden.
Angespannter Markt treibt Händler in Insolvenz
"Hintergrund der finanziellen Schieflage war die schwierige Marktsituation in der Caravan- und Automobilbranche, die in besonderem Maße von einem Rückgang der Nachfrage und hohem Überangebot gekennzeichnet ist", schreibt die Kanzlei Willmersköster bezogen auf die Insolvenz von Caravaning Klinke. Die Lagerbestände von Wohnmobilen und Wohnwagen sind sehr hoch und die Preise für Neufahrzeuge ebenfalls. Kundinnen und Kunden können davon zwar profitieren, weil Händler Bestandsfahrzeuge eventuell zu besseren Konditionen verkaufen. Die Betriebe machen dadurch weniger Umsatz. Diese Situation betrifft den Caravaning-Handel in ganz Deutschland.
Seit vergangenem Sommer wurde eine ganze Reihe von Camping-Fahrzeughändlern in Insolvenzverfahren oder in die endgültige Pleite getrieben. Der vermutlich spektakulärste Insolvenzfall betrifft die Handelsgruppe Camper Base, deren Betriebe im hessischen Gustavsburg, Freiburg und Maulburg in Südbaden sowie Wesseling im Rheinland im Oktober 2024 Insolvenz anmeldeten. Verbunden mit dem Vorwurf des Betrugs an Kunden, weshalb mittlerweile die Staatsanwaltschaften in Köln und Darmstadt ermitteln. promobil hat über den Fall berichtet:
In Baden-Wüttemberg sind weitere Betriebe von der Insolvenzserie im stationären Handel für Wohnmobile und Wohnwagen betroffen. Die Rettungsversuche von Caravaning Schneider mit Stammsitz in Heidelberg und Filiale im hessischen Weiterstadt sind laut Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung schon gescheitert, sodass der Betrieb im Oktober 2024 eingestellt werden musste. Bei Caravaning Henschel in Aalen im Ostalbkreis hat das Insolvenzverfahren Ende Januar 2025 begonnen. Zum damaligen Zeitpunkt zeigte sich Insolvenzverwalter Tobias Humpf, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, laut Medienberichten zuversichtlich, dass eine Lösung für den Weiterbetrieb gefunden werden könnte.
Wohnmobilvermieter auch betroffen
Die Bayern-Camper GmbH aus Wurmannsquick zwischen München und Passau hat laut Passauer Neuen Presse Mitte Februar Insolvenz angemeldet und die Suche nach einem neuen Pächter und Investor aufgenommen. Die Auto & Freizeit Nord GmbH aus Wesenberg in Schleswig-Holstein muss den Geschäftsbetrieb laut Hamburger Abendblatt schon Ende April diesen Jahres einstellen, nachdem das Insolvenzverfahren im November 2024 begonnen hatte.
Mit Freeway Camper aus München ist ein Unternehmen in die Insolvenz gerutscht, das sich auf die Vermietung von Campern und Wohnmobilen spezialisiert hat. Die Firma sucht seit Ende Februar in einem Insolvenzverfahren nach einem Weg, den Betrieb weiterführen zu können. Im Herbst 2024 sorgten zwei große Insolvenzen für Schlagzeilen: Off, ehemals Camper Boys, sowie Roadfans meldeten fast zeitgleich ihre Zahlungsunfähigkeit an. Tipps für Kunden, die von solchen Fällen betroffen sind, finden Sie hier: