Der Vansation bietet ein üppiges Raumgefühl

Mit cleveren Ideen holt die Neuauflage des Van TI noch mehr Wohnkomfort aus den begrenzten Fahrzeugabmessungen heraus. Als Vansation-Sondermodell ist zudem reichlich Ausstattung an Bord.
"Sensationell" ist ein ziemlich überstrapaziertes Wort. Aber – und damit fallen wir gleich mal mit der Tür ins Haus – der Knaus Van TI 550 MF als Vansation-Modell hat ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das einem das "S-Wort" förmlich auf die Zunge legt. Die Tochtermarke Weinsberg hat es mit dem "Pepper" vorgemacht: Sehr viel, meist sinnvolle Zusatzausstattung zu einem kleinen Aufpreis pushte ihn zum absoluten Bestseller.
Nun folgt die Muttermarke und bringt auch die Neuauflage des Knaus Van TI als Vansation-Edition, also mit einem prall gefüllten Paket, das fast 15.000 Euro Preisvorteil verspricht. Dabei hat der Van TI gerade erst eine grundsätzliche Überarbeitung erfahren, ist damit auch ohne Paket attraktiv. Ein Ziel dabei: das Platzangebot im Wohnraum weiter zu optimieren – was dem nur 5,99 Meter langen, neuen Grundriss in der Baureihe, dem Knaus Van TI 550 MF, besonders zugutekommt.
Versteckte Kniffe für größeres Raumgefühl
Der eigentliche Kniff versteckt sich recht unscheinbar am Heck des schlanken Teilintegrierten. Anders als bei vielen anderen Reisemobilen ragt der Leuchtenträger nicht über, sondern endet plan mit der Rückwand. Bei gleicher Gesamtlänge kann so der Aufbau um rund neun Zentimeter länger ausfallen, was innen ein bequem zugängliches Längsdoppelbett ermöglicht – das identisch lange Vorgängermodell Van TI 550 MD hatte ein Querbett im Heck.
Mit 1,95 mal 1,37 Meter großer Liegefläche ist das Längsbett des MF nicht riesig, aber respektabel groß, angesichts der Fahrzeuglänge und -breite. Mit 2,20 Meter bleibt der Van TI angenehm schlank, was das Durchschlängeln im Großstadtdschungel erleichtert.
Auch hier ist ein ähnlicher Trick im Spiel. Die Wand zwischen Bett und Bad hat auf etwa 1,50 Meter Höhe einen Absatz, der dafür sorgt, dass die untere Wandhälfte dem Bett ein paar Zentimeter zusätzlich schenkt, auf Schulterhöhe aber im Bad etwas mehr Platz verfügbar ist. Variabel verbreitern lässt sich das Bett zudem am Fußende, indem man ein gepolstertes Brett aus dem Bettkasten herausklappt – was den Gang freilich ein Stück weit verengt. Ansonsten überzeugt das Bett mit seiner angenehm flauschigen Matratze und einer schön verkleideten Rückwand am Kopfende. Ein Vierfachlichtschalter, zwei Leselampen und ein Ablagebord mit 230-Volt- und USB-Steckdose nebst einem Vorhang vervollständigen die gute Ausstattung.
Wer sich auch im Urlaub gerne schminkt und zurechtmacht, wird sich im 550 MF über den offenen Waschtisch freuen. Der grell durchleuchtete Spiegel legt jeden Makel im Gesicht offen. Es wäre ganz angenehm, wenn man diesen Teil der Beleuchtung separat schalten könnte – am Vierfachtaster wäre hier noch ein Feld frei.
Fünf Schrankfächer und drei offene Ablagen nehmen reichlich Badaccessoires auf. Eine Netzsteckdose für den Fön gibt es ebenfalls – das Haaretrocknen geht auch ganz bequem im Sitzen auf der Bettkante. Eine Gliederschiebetür führt ins Bad. Ganz hinten ist – allerdings etwas niedrig – die Banktoilette eingebaut. Eine Faltwand trennt davor die Duschkabine ab. Zuvor kann man Kleidung und Handtuch spritzwassergeschützt auf der Toilette ablegen – noch praktischer wären allerdings ein paar Haken oder eine Handtuchstange in diesem Bereich. Letztere gibt es über der Dusche zum Herunterklappen von der Decke. Darauf kann man immerhin hinterher das feuchte Badetuch trocknen. Allzu wildes Gespritze sollte man sich in der nur 1,84 Meter hohen Dusche übrigens verkneifen, damit die hölzernen Baldachine mit den LED-Spots nicht zu sehr leiden.
Ausreichend Stauraum für zwei Personen
Zwischen Waschtisch und Sitzgruppe steht der deckenhohe Kleiderschrank, der zwar ganz ordentlich Platz bietet, aber bei weitem nicht so viel, wie es scheint, denn die untere Hälfte wird überwiegend durch den Gaskasten eingenommen. Einiges an Wäsche kommt in den vier Hängeschränken über dem Bett unter. Ein weiteres, relativ großes Exemplar findet sich über der Sitzgruppe, um Reisezubehör und Stellplatzatlas unterzubringen. Sonnenbrille und Co. finden ihren Platz in den offenen Ablagen über dem Fahrerhaus. Das große Skyroof und das Heki über dem Tisch – beides Serie im Vansation – lassen reichlich Licht herein.
Einen Schuss Großzügigkeit trägt auch die L-Bank bei, die sich – kaum merklich – in einem Winkel von etwas mehr als 90 Grad öffnet. Das ist aber auch gut so, denn Sitzgruppe und Küchenblock stehen vorn schon spürbar gedrängt beieinander. Entsprechend klein muss die Tischplatte ausfallen. Für ein reines Zwei-Personen-Mobil noch okay, wünschte sich mancher aber sicherlich noch eine Erweiterungsmöglichkeit.
Die gibt es in Form einer klappbaren Verlängerung im Einstieg für die Küchenarbeitsplatte. Zum Abstellen ganz brauchbar, ist die Fläche zum Arbeiten jedoch zu klein – beim Gemüseschnibbeln würde die Hälfte auf dem Boden landen. Zweiflammkocher und Rundspüle nehmen den Rest der Arbeitsplatte weitgehend ein. Der größte Teil des Unterschranks ist für den 110-Liter-Kühlschrank reserviert. Um an den Inhalt ranzukommen, muss die höhenverstellbare Tischplatte allerdings stets in oberster Position sein, sonst lässt sich die Tür nur einen Spalt weit öffnen. Küchenstauraum bietet vor allem der große Hängeschrank mit zwei Fächern.
Für Sperriges wie Campingmöbel und alles, was sonst noch mit soll, steht der Außenstauraum zur Verfügung. Die Heckabsenkung reicht unter dem Bad hindurch bis zur linken Seitenwand gegenüber. Einen Zugang gibt es dort nicht, kleine Gepäckstücke können in unerreichbare Ferne rutschen. Für lange Ladegüter wie Skier ist das Fach aber praktisch. Allerdings besteht der Boden nur aus einer robusten, aber ungedämmten Siebdruckplatte.
Und damit sind wir beim schwächsten Kapitel des Van TI: dem Aufbau. Auch wenn das Formteil für die T-Haube im modernen LFI-Verfahren mit integrierter PU-Schaumdämmung hergestellt wird, ist die übrige Kabine eher konservativ konstruiert mit Holzverstärkungen und EPS-Isolierung. Der Boden vertraut einer einfachen Sperrholzplatte mit Schutzanstrich. Es empfiehlt sich darum, in die sogenannte TVT-Ausführung mit PU-Leisten statt Holzlatten und in die Rahmenfenster zu investieren.
Das fiel uns auf
(+) Zusätzlich zum Kleiderschrank gibt es eine offene "Kleiderhängeecke" als Garderobe – praktisch. (+) Beim Vansation Serie: Ablassventile und Abwassertank sind durch eine Thermohaube geschützt.(+) Klasse Idee: In die Heckwand integrierter Leuchtenträger schafft ca. 9 cm mehr Wohnraumlänge.(+) Hochwertige Griffe mit integrierten Hakenschnäppern veredeln den insgesamt soliden Möbelbau.(+)(-) Praktische Mehrfach-Lichtschalter und modernes Kontrollbord, allerdings mit kleiner Schrift.(-) Hoher Einstieg. Eine zusätzliche, elektrische Trittstufe gibt es selbst beim Vansation nur gegen Aufpreis (503 Euro).
Basisinformationen Knaus Van TI 550 MF (2021)
Grundpreis: 49.700 Euro Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,20/2,76 m Grundpreis ab: 49.700 Euro Testwagenpreis: 56.741 Euro
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, Holz-Verstärkungen, außen Wände Alu, Dach GfK, Boden Holz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS, Stärke Wand/Dach/Boden 31/ 32/ 40 mm, kein Doppelboden, 2 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 1 Alu-Rahmenfenster, 2 Dachhauben, 2 Dachfenster.
- Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, 9 Ausströmer (2 x Fahrerhaus, Sitzgruppe, Küche, Einstieg, hinterer Gang, Bad, Heckstauraum, Abwassertank), Wasseranlage: Tauchpumpe, Frischwasserschläuche, Abwasserrohre.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 35 L, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 103 kW/140 PS bei 3600/min, Drehmoment 350 Nm bei 1400/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
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Fahrleistungen: Beschl. 0–50/80/100 km/h 5,6/13,4/20,6 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. G.) 5,0/12,1//7,1/15,0 s, 80–100 km/h 6. G. 8,5 s; Testverbrauch 10,7 L/100 km.
Ausstattung des Testwagens
- Vansation-Paket: 140-PS-Motor, Fahrerhaus.Faltverdunkelung, Fliegengittertür, Skyroof, Midi-Heki, Truma CP-Plus & iNet, isolierter AW-Tank, Wasserfilter, 16"-Alu-Räder, Tempomat, man. Klimaanlage, Beifahrer-Airbag, Lederlenkrad mit Bedientasten, 90-L-Tank, Naviceiver, Rückfahrkamera, Ambientelicht, Markise, Sat-TV-Anlage u. a. (128 kg): 4299 Euro (empfohlen)
- Energy-Plus-Paket: 2. Bordbatterie, verstärktes Ladegerät, Ladebooster, Display-Kontrollbord (24 kg): 775 Euro (empfohlen)
- TVT-Aufbau/Rahmenfenster(0/0 kg): 1670/788 Euro (empfohlen)
Wertung