Üppige Ausstattung im Vansation-Sondermodell

Mit dem neuen Modell startet Knaus eine zweite Teilintegrierten-Baureihe auf Basis des MAN TGE. Was ihn vom Van TI Plus unterscheidet und was seine besonderen Vorzüge sind, wird im folgenden Test geklärt.
Mehr als drei Jahre ist es her, dass Knaus mit dem Van TI Plus seinen ersten Teilintegrierten auf MAN-Basis vorstellte. Seiner Van-TI-Baureihe, die bis dato ausschließlich auf dem Fiat Ducato basierte, stellte die Firma somit eine Fahrgestell-Alternative an die Seite. Nun, zur neuen Saison, ergänzt die Marke aus dem Bayerischen Wald ihren MAN-Fuhrpark um ein weiteres Modell, den Knaus Van TI MAN 640 MEG.
Dessen Grundriss mit Einzelbetten im Heck gibt es genauso auch als Modell 650 MEG in der bekannten Van-TI-Plus-Baureihe – warum also braucht es den neuen 640er? Mit 6,89 Metern Länge ist der Neue rund zehn Zentimeter kürzer. Dafür sorgt eine neuartige, bereits beim Van TI auf Ducato eingeführte Heckwandkonstruktion, "FoldXPand" genannt. Durch geschickte Integration des Heckleuchtenträgers in die Rückwand lassen sich zehn Zentimeter Fahrzeuglänge sparen, ohne an Wohnraum einbüßen zu müssen.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich in der Fahrzeughöhe, die beim Neuling 2,87 Meter beträgt und damit drei Zentimeter geringer ausfällt als beim Plus-Pendant. Grund ist die verwendete Chassisvariante. Während der Van TI Plus auf den Leiterrahmen setzt und damit dem Käufer auch die Allrad-Option ermöglicht, nutzt der Van TI MAN den Flachrahmen, der stets mit Vorderradantrieb unterwegs ist.
Wie komfortabel ist der neue Van TI?
Das Design im Fahrzeuginneren gibt sich gediegen und aufgeräumt, was nicht zuletzt an der Wahl der Oberflächendekors liegt. Die weißen Möbelklappen stehen in reizvollem Kontrast zu dem eher dunklen Holzdekor der Möbelkorpusse. Das Hell-Dunkel-Spiel wiederholt sich zudem bei den Polstern der L-Sitzgruppe. Insgesamt geht es hell und freundlich zu im neuen Knaus-Modell, was auch an den großen Fensterflächen liegt. Das Skyroof-Dachfenster über der Sitzgruppe kennt man schon, im neuen 640er findet es aber noch eine eindrucksvolle Entsprechung im Schlafraum (122 x 38 cm) – die allerdings 515 Euro Aufpreis kostet.
Die Einzelbetten mit optionalem Sternenblick sind mit Kaltschaummatratzen, Lattenrosten und Längen von 1,98 und 2,00 Meter bequem eingerichtet und wohlproportioniert. Bei Bedarf lässt sich die Liegefläche mit zwei zusätzlichen Matratzenstücken in der Mitte noch erweitern. Um die Bettlektüre und anderes abzulegen, stehen drei Dachschränke und drei große Ablagen bereit. Kleidung wandert in die beiden beleuchteten Kleiderschränke unter den Bettenden, die zusammen rund 600 Liter Fassungsvermögen aufweisen. Einen Kleiderschrank in Augenhöhe gibt es allerdings nicht.
Für ausreichend Licht sorgen neben den beiden Seiten- und dem Dachfenster bei Bedarf zwei Lesespots und ein indirektes Leuchtband am Kopfende. Dort sind auch dermit hilfreichen Piktogrammen versehene Mehrfachlichtschalter sowie eine 230-Volt-Steckdose und eine USB-Buchse untergebracht, an der Handy & Co. geladen werden können.
Küche, Bad und Sitzgruppe
Im Badezimmer setzt Knaus wie bei anderen TI-Baureihen auf einen Schwenkmechanismus, bei dem die Waschtischwand um 90 Grad zur Toilette hin gedreht wird. So entsteht im Nu eine Duschkabine. Abzüge gibt es hier für den störenden Radkasten, der den Bodenbereich einschränkt. Weiteres Minus ist der fehlende Stromanschluss, beispielsweise für eine elektrische Zahnbürste oder den Föhn. Die sonstige Ausstattung gefällt: Trockenstange an der Decke, Toilettenpapierhalter, Kleiderhaken und zwei große Spiegel sind vorhanden. Frischluft kommt über die Dachluke. Die Banktoilette erfreut mit ausreichend Beinfreiheit. Es gibt drei große, durch Rüttelkanten geschützte Ablagen und einen Schrank mit weiteren Fächern daneben. Vorteil der Lamellenbadtür: Man kann offen lassen, ohne dass sie im Weg wäre.
Die Küche zeigt sich in einheitlichem Look, weil auch die Frontblende des 142-Liter-Absorberkühlschranks das gleiche Dekor aufweist wie die üblichen Fronten. Gekocht wird auf zwei Gasflammen mit elektrischer Zündung. Die Freude beim Kochen wird etwas gebremst, weil es an Arbeitsfläche zum Schnibbeln und Zubereiten mangelt. Das ändert auch die aufklappbare Abstellplatte am Einstieg nur unwesentlich. Die Spüle ist zusammen mit der Armatur mit hohem Auslauf ausreichend dimensioniert. Für große Pfannen und Töpfe reicht der Beckendurchmesser allerdings kaum – die passen aber ebensowenig auf die Kochfelder. Um zwei Personen zu verköstigen, ist die Küche mit den drei Schubladen, dem seitlichen Gewürzregal und dem Hängeschrank aber groß genug.
Die L-Sitzbank lädt zum Verweilen ein. Große Personen werden aber lieber auf den gedrehten Cockpitsitzen Platznehmen, denn der Säulenfuß des quadratischen Tischs beeinträchtigt die Beinfreiheit erheblich. Weiterer Kritikpunkt: Zwar lässt sich die Tischplatte ohne großen Aufwand hin- und herschieben, deren Fläche fällt mit knapp 60 mal 60 Zentimetern jedoch sehr klein aus. Für mehr als das Zwei-Personen-Frühstück reicht es kaum. Eine Erweiterungsplatte gibt es ebensowenig, weshalb auch der Beifahrersitzplatz eher außenvor bleibt. Sehr positiv bemerkbar macht sich dagegen das hohe Maß an Tageslicht an der Sitzgruppe durch die beiden großen Dachfenster.
Bordtechnik
Wohlwollend registriert man zudem, dass der neue 640er – wie auch alle anderen Knaus-Modelle – nun eine breite Gaskastentür aufweist, hinter der zwei Elf-Kilo-Flaschen nebeneinander stehen, die sich so unabhängig tauschen lassen. Einmal mehr gefällt das Knaus-typische Versorgungsfach auf der linken Seite, das Stromanschluss, Tankzugang und Ablassventile zentral zusammenfasst. Geheizt wird bereits serienmäßig mit der stärkeren Truma Combi 6. Noch komfortabler wird es mit der optionalen Alde-Warmwasser-Heizung für 2660 Euro.
Der Aufbau hüllt sich in Aluminium an den Wänden und GfK an Dach und Boden. Die Dämmung ist aus einfachem EPS, die Fenster sind vorgehängt. Ersteres lässt sich durch die Option TVT-Aufbau für 1790 Euro ändern, Letzteres durch Wahl der Rahmenfenster für 808 Euro.
Zum Grundpreis von 66.290 Euro kommen beim Testfahrzeug rund 2.100 Euro hinzu für das Vansation-Sondermodell mit umfangreicher Zusatzausstattung, beispielsweise mit Luftfederung an der Hinterachse, Fahrerhaus-Klimaanlage, Tempomat, Müdigkeitsassistent, Naviceiver, Sat-Anlage mit TV-Gerät sowie Markise und zweiter Garagentür.
In Serie ist die MAN-Basis des Knaus mit 140 PS und Schaltgetriebe bestückt. Für 3.990 Euro Aufpreis erhält man das angenehme Achtgang-Automatikgetriebe und 177 PS.
Preise und Ausstattung
Gurte/Schlafplätze: 4/2 Zul. Gesamtgewicht: 3,5 tLänge/Breite/Höhe: 6,89/2,20/2,87 mGrundpreis ab: 66.290 EuroTestwagenpreis: 68.399 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug)
- Vansation-Sondermodell (u.a. inkl. Hinterachs-Luftfederung, Chassis-Lackierung, Fahrerhaus-Klimaanlage, Tempomat, Müdigkeitsassistent, Naviceiver, linke Garagentür, Sat-Anlage und Smart-TV, Markise): 68.399 Euro
- Achtgang-Wandlerautomatik und 177-PS-Motor: 3990 Euro
- Abstandsregeltempomat: 1232 Euro
- LED-Hauptscheinwerfer: 1250 Euro
- Sitzheizung Fahrerhaus: 645 Euro
- elektrische Trittstufe: 519 Euro
- Alde-Warmwasser-Heizung: 2660 Euro
- Panorama-Dachfenster über den Betten: 515 Euro
- Dachklimaanlage: 2350 Euro
- TVT-Aufbau: 1790 Euro
- Rahmenfenster: 808 Euro
- Wohnraumteppich: 398 Euro
- Fahrradträger für 2 Räder: 645 Euro
Daten und Messwerte
Aufbau: Sandwichbauweise, Wände außen Aluminium, Dach und Boden GfK, Isolierung Wände und Dach EPS, Boden XPS-Schaum, 4 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 3 Panorama-Dachfenster, 2 Dachluken. Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Sitzbank mit 2 Dreipunktgurten, Einzelbetten 1875–2000 x 810 mm, 1980 x 630–740 mm, Bad mit Kassettentoilette und integrierter Dusche, Küche mit Zweiflammkocher und Absorberkühlschrank 142 L. Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung, Frischwassertank 95 L, Abwassertank 95 L, Bordbatterie 80 Ah, Gasflaschen 2 x 11 kg.Basisfahrzeug: MAN TGE 3.180, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1998 cm3, Leistung 130 kW/177 PS, Achtgang-Automatikgetriebe. Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6890 x 2200 x 2870 mm, Radstand 3640 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3500 kg.
Wertung
(maximal 5 Punkte)
- Betten: 3.5 Punkte
- Sitzgruppe: 3 Punkte
- Küche: 3 Punkte
- Sanitärraum: 3 Punkte
- Möbelbau: 3.5 Punkte