Barocke Altstadt trifft auf Kulturmetropole

Unweit des Bodensees schlägt das Herz der Ostschweizer Metropole Sankt Gallen im historischen Stiftsbezirk. Dort stehen das Kloster, eine barocke Kathedrale und die berühmte Stiftsbibliothek. Drumherum gruppiert sich eine hübsche Altstadt.
Manche Umwege lohnen sich einfach! Wer auf der Schweizer Seite des Bodensees der Uferlinie folgt, tut gut daran, einen Abstecher ins Landesinnere einzuplanen. Von Rorschach zum Hauptort des Kantons St. Gallen sind es weniger als 15 Kilometer. Schon aus der Ferne ziehen die Doppeltürme der Stiftskirche die Blicke auf sich. Dort angekommen, stockt nicht nur Architekturfans der Atem.
UNESCO-Welterbe in Sankt Gallen
Das Ensemble des Stiftsbezirks ist einzigartig. Hier schlägt nicht nur das Herz der Gallusstadt, hier ist auch ihr Ursprung. Die ganze Geschichte datiert zurück ins Jahr 612 und dreht sich um den irischen Wandermönch Gallus, der inzwischen als Heiliger verehrt wird. Er gilt als Gründer des Klosters, ab 719 steht Abt Othmar von St. Gallen als Stifter der Abtei in den Büchern. Ihnen zu Ehren trägt die Kathedrale den Namen "St. Gallus und Othmar".
Der Neubau war nötig geworden, weil die Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert immer baufälliger wurde. Die berühmten Türme konnten 1766 als Letztes vollendet werden. Als Problem erwies sich die Statik der mächtigen Kuppel im Langhaus, die schon wenige Jahre nach der Einweihung durch ein Gerüst verbessert werden musste. Heute gilt das Gesamtkunstwerk als einer der letzten monumentalen Sakralbauten des Spätbarocks.
Ebenso herausragend ist die Stiftsbibliothek mit ihrem kunstvoll dekorierten barocken Büchersaal. Fachleute sehen in ihm einen der vollendetsten historischen Bibliotheksbauten der Welt. Sein Schatz sind über 2.000 bedeutende Handschriften, 400 davon stammen aus der Blütezeit des Klosters vor 1100. Insgesamt umfasst das Archiv rund 170.000 Bücher! Ein weiterer Star der Sammlung ist die ägyptische Mumie "Schepenese". Kein Wunder also, dass die Bibliothek wie der Stiftsbezirk schon lange zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.
Unterwegs in der Altstadt
Die historische Bausubstanz der in sich geschlossenen Altstadt von St. Gallen ist ein Fall für Romantiker. Einfach schön hier. Vor allem die vielen reich verzierten, extrem vielgestaltigen Erker erzählen ihre Geschichte. Rund 100 solcher Anbauten soll es hier geben. Sie dienten der Vergrößerung des begrenzten Wohnraums, sind also quasi der Vorgänger des Slide-outs im Reisemobilbau.
Die ältesten stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert. Sie künden vom einstigen Reichtum der Stadt, die sich zunächst mit dem Handel von Leinwänden einen Namen machte. Die zweite Blüte erlebte St. Gallen dann um 1900, als die Baumwollindustrie die Geschicke der Region bestimmte. Die St. Galler Stickerei genoss Weltruf. Vermutlich stammte damals die Hälfte der Weltproduktion von hier!
Doch es gibt noch so viel mehr zu bestaunen: Als einziges Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung steht noch das Karltor. Zum Stadtbild tragen auch die Denkmäler und Brunnen bei, etwa der Broderbrunnen oder der Wiboradabrunnen. Manche Umwege lohnen sich einfach...
Der besondere Tipp: St. Galler Brodworscht
Hier geht es um die Wurst: Genauer gesagt, um die knusprige St. Galler Bratwurst, Brodworscht im Dialekt. Einheimische und Kenner schwören auf sie. Am besten schmeckt sie frisch vom Grill in einem Bürli, manchmal kommt sie auch gebraten oder gesotten mit Rösti und Zwiebelsoße auf den Teller.
Die Spezialität, die auch das Schweizer Qualitätssiegel IGP trägt, besteht zu je einem Viertel aus Kalb-, Schweinefleisch, Speck und Milch. All das muss definitiv aus der Schweiz stammen. Gewürzt wird sie mit Salz, weißem Pfeffer und Macisblüte. Nur rund 40 Metzger in den Kantonen St. Gallen, Thurgau und den beiden Appenzell haben die Lizenz, sie herzustellen. sg-bratwurst.ch
Stellplatz-Tipps für Sankt Gallen
In der Stadt selbst gibt es nur einen Wohnmobil-Stellplatz, doch auch in den umliegenden Gemeinden finden sich einige lohnenswerte Orte zum Übernachten im Camper.
1. Stellplatz Allmend Rheintal
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 150 Mobile auf einem für Reisemobile angelegten, weitläufigen Areal am Ortsrand. Überwiegend ebener, geschotterter Untergrund. Zentrum zu Fuß erreichbar, ÖPNV-Anschluss in der Nähe. Maximaler Aufenthalt: 3 Nächte. Preis pro Nacht: 20 CHF inklusive Strom, Wasser, Entsorgung Grauwasser, Entsorgung Chemie-WC, Hund. Ganzjährig nutzbar.
2. Stellplatz Niederbüren
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 1 Mobil am Ortsrand. Ebener, gepflasterter Untergrund, barrierefrei. Brötchen- und Gasflaschenservice. Zentrum zu Fuß erreichbar, ÖPNV-Anschluss in der Nähe. Preis pro Nacht: 20 CHF inklusive zwei Erwachsene, Strom, Wasser, WLAN, Hund. Maximaler Aufenthalt: 7 Nächte. Ganzjährig nutzbar.
3. Stellplatz am Paul Grüninger Stadion
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 2 Mobile auf dem Parkplatz an den Fußballfeldern. Ebener, asphaltierter Untergrund, kein Schatten. Maximaler Aufenthalt: 1 Nacht. Preis pro Nacht: 35 CHF. Strom: 0,50 CHF/kWh, Wasser: 1 CHF/100 Ltr. Ganzjährig nutzbar.