Neben zwei weiteren Weltrekorden über 25 000 Kilometer und 25
000 Meilen brach Mercedes-Benz mit dem 190 E in Nardò auch die
Marke über 50 000 Kilometer mit einer Schnittgeschwindigkeit
einschließlich aller Boxenstopps von 247,9 km/h.
Der längs eingebaute Reihenmotor hat zwar die Serienleistung von
185 PS, weist aber zahlreiche Detailveränderungen auf. Die beiden
Knöpfe auf dem Ventildeckel wurden eigens angebracht, um das Teil
beim Boxenstopp zum Messen des Ventilspiels abnehmen zu können.
Auch der Innenraum des 190E 2.3 16V wurde für die Rekordfahrten
in Nardò modifiziert. Die beiden roten Köpfe auf der Prallplatte
des Lenkrads zum Beispiel dienten zum Betätigen des Sprechfunks
während der Fahrt, die Zusatzanzeigen in der Mittelkonsole
informierten über verschiedene Temperaturen und Drücke.
Die Zusatzanzeigen in der Mittelkonsole informierten über
verschiedene Temperaturen und Drücke. Per installiertem Funkgerät
waren die Fahrer immer mit der Box verbunden. Regelmäßig mussten
sie während der Fahrt die Werte auf den Zusatzinstrumenten
durchsagen.
Im Bereich der Rücksitzbank sind zahlreiche Ersatzteile
verstaut. Nur die Austauschteile, die sich während der Fahrt im
Auto befanden, durften zur Reparatur verwendet werden.
Der wieder fahrbereit gemachte 190E 2.3-16 ist der
Weltrekordwagen von Team „Weiß“. Die Markierung der Autos mit
unterschiedlichen Farben war ein Wunsch des Weltmotorsportverbands,
der die Rekordfahrt in Nardò überwachte.
Professor Werner Breitschwerdt genehmigte als Vorstand für
Forschung und Entwicklung den Weltrekordversuch in Nardò. Ab
Dezember 1983 war er auch Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz
AG.
Gerhard Lepler war projektbegleitender Ingenieur der Rekordfahrt
in Nardò und saß während der Rekordfahrt selbst am Steuer des 190E
2.3-16 des Teams „Grün“.
Treffen von zwei 190-Legenden: Neben dem Rekordwagen hatte
Mercedes Benz Classic auch den mittlerweile wieder fahrbereiten
Siegerwagen von Ayrton Senna vom Eröffnungsrennen des Nürburgrings
1984 mit nach Süditalien gebracht.
Das idyllische Dämmerungsbild zeigt, dass die Rekordwagen in der
Regel auf der zweiten Bahn unterwegs waren. Die obere Bahn sollte
nur bei Überholvorgängen benutzt werden. Die drei Autos wurden so
dirigiert, dass sie in der Regel im Abstand von etwa vier
Kilometern ihre Runden drehten.
Perfekte Boxenchoreografie 1983: In 25 Sekunden war der
Routinestopp erledigt, der alle 50 Minuten anstand. Etwa alle
zweieinhalb Stunden wurden die Fahrer getauscht und nachgetankt.
Die Boxenmannschaft selbst wurde alle 14 Stunden ausgetauscht.
Eine wichtige Tätigkeit beim großen Stopp war das Nachmessen des
Ventilspiels. Am Ende stellte Cosworth-Konstrukteur Mike Hall
erstaunt fest: „Das Ventilspiel wies die gleiche Höchsttoleranz wie
am Anfang auf.“
Am Kommandostand wurden alle Daten sauber notiert. Das Diagramm
auf Milimeterpapier weist die Verbräuche aus und zeigt, wie sich
die Verwendung der Regenreifen den Benzinverbrauch nach oben
treibt.
Ein nächtlicher Stopp um kurz vor 3 Uhr mit Nachtanken. Im
Kofferraum war ein 160 Liter fassender Benzintank installiert, der
alle 150 Minuten mit 130 Litern befüllt wurde. Der
Durchschnittsverbrauch der Autos schwankte zwischen 21 und 23
Litern/100 Kilometer bei Vollgasbelastung.
Am 19. August 1983 wurde die Bestmarke für 25 000 Meilen
gebrochen. Schnittgeschwindigkeit: 247,8 km/h. Die Distanz von
umgerechnet 40 225 Kilometern entspricht einer in etwa einer
Erdumrundung.
Das erfolgreiche Team „Rot“ mit Schlußfahrer Adolf Zada und
Erich Waxenberger (Sonnenbrille, dunkles Hemd), der die letzten
rund 60 Kilometer fuhr. Davor hatte für eine volle
150-Minuten-Schicht Robert Schäfer am Steuer gesessen.
30 Jahre nach der Rekordfahrt posieren einige Experten und
Zeitzeugen mit einem der drei Autos an der Rekordtafel von Nardò.
Die Personen (v.l.): Weltrekordfahrer Robert Schäfer,
Hinterachskonstrukteur Manfred von der Ohe, Automobilhistoriker
Günter Engelen, der ehemalige Leiter der Fahrzeugentwicklung Frank
Knothe, Motorenentwickler Dr. Jörg Abthoff, der projektbegleitende
Ingenieur und Weltrekordfahrer Gerhard Lepler, der
Entwicklungsingenieur Michael Buck und Gerhard Heidbrink, Leiter
des Mercedes Benz Classic Produktarchivs.