Höher, schneller, weiter – darum geht es dem Ford Focus RS nicht
in erster Linie. Der selbst ernannte Fahrspaßsportler muss sich
trotzdem jetzt dem Ernst des Querdynamik-Lebens im Supertest
stellen.
Die Fahrwerksabstimmung des Ford Focus RS ist definitiv nicht
für die Nordschleife ausgelegt worden. Das Fahrverhalten wechselt
immer wieder zwischen leichtem Einlenkuntersteuern in engen Kurven
und leicht nervösem Eigenlenkverhalten bei Lastwechselreaktionen in
schnelleren Wechselkurven.
Lediglich in der Kompression der Fuchsröhre verhärtet sie im
Grenzbereich einmal kurz. Auf den langen Geradeauspassagen könnte
der Motor noch etwas mehr Dampf vertragen.
Schon bei der Optik wird es einem ja irgendwie warm ums Herz,
auch wenn das RS-Vorgängermodell optisch noch authentischer
daherkam. Doch auch der Neuling erinnert mit seinen bulligen
Schürzen, den ausgestellten Kotflügeln sowie dem Dachkantenspoiler
...
Innenraum mit nüchternem Grau und emotionalen Details: Die drei
Analoginstrumente auf dem Armaturenbrett für Ladedruck, Öldruck und
Öltemperatur erinnern an gute alte Rennsportzeiten.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat der RS einen etwas besseren
cw-Wert (0,35 statt 0,36), doch auch er ist kein prädestiniertes
Vmax-Gerät. Ab 240 km/h wird es zäh.
Auf dem Kleinen Kurs von Hockenheim fühlt sich der Ford Focus RS
deutlich wohler als auf der Nordschleife. Das zum Teil auf dem
Nürburgring in engen Bergabkurven auftretende Einlenkuntersteuern
fällt in Hockenheim kaum auf.
Auf dem Prüfstand ging ihm etwas die Puste aus: Auf dem von uns
traditionell beim Supertest genutzten Leistungsprüfstand kam der
RS-Testwagen nicht über 326 PS hinaus.
Die Rundenzeit des Ford Focus RS interessiert in Hockenheim
eigentlich nur bedingt. Noch nie zuvor ließ sich ein
Kompakt-Allradler mit lang gezogenen Drifts so querfahren.
Bei der Beschleunigung hätte man mit 350 PS etwas mehr erwarten
können, doch mit 326 PS erreichte der Vierzylinder-Turbo des
Testwagens auf dem Prüfstand auch nicht ganz die Nennleistung. Die
Verzögerungswerte sind hingegen klar besser als beim Vorgänger.
Dank des optional erhältlichen Sportreifens vom Typ Michelin
Pilot Sport Cup 2 bewegt sich der aktuelle Ford Focus RS mit einer
Querbeschleunigung von bis zu 1,35 g klar über den
Querbeschleunigungswerten des Vorgängermodells.
Der Ford Focus RS ist auf der Nordschleife nicht nur 20 Sekunden
schneller als sein Vorgänger, sondern landet nur knapp hinter dem
stärkeren und teureren AMG A 45.
Leistungsmessung: Um knapp sieben Prozent liegt die gemessene
Leistung unter der Werksangabe von 350 PS. Mit 457 Nm liegt das
gemessene maximale Drehmoment zwar 17 Nm über den Angaben, aber
oberhalb von 4.000/min fällt die Kurve zu stark ab.
Klar, es gibt Kompaktsportler, welche die Nordschleife und den
Kleinen Kurs von Hockenheim schneller absolvieren als der Ford
Focus RS. Aber besteht das Leben nur aus Rundenzeiten? Für die
schnellste Rundenzeit ist das Sportfahrwerk des Focus nicht perfekt
abgestimmt.
Der RS ist kein Performance-Kompaktsportler wie beispielsweise
ein VW Golf GTI Clubsport S oder ein Mercedes-AMG A 45. Der
Power-Focus wurde vor allem unter der Prämisse „Fahrspaß“
konzipiert. Wer nicht nur auf die Rundenzeiten schaut, wird
begeistert sein.
Das Allradsystem ist ein Novum im Kompaktsegment. Noch nie war
ein Kompakt-Allradler so heckagil ausgelegt wie der Focus RS. Kein
VW Golf R, kein Audi RS 3, kein BMW M135i und schon gar kein
Mercedes-AMG A 45 konnten auch nur annähernd so im Drift bewegt
werden wie der neue Ford Focus RS.