Zwischen Ufer und Alpen
Ausflüge in die Wildnis, dort, wo der Rhein in den Bodensee fließt, dazu Kultur in Bregenz, Wanderungen im Bregenzerwald und Aha-Erlebnisse mit moderner Architektur – diese Reise führt zu überraschenden Entdeckungen in Vorarlberg.
Den besten Blick über die Fußacher Bucht hat man vom Damm aus – hier verläuft der Radweg, der durchs Rheindelta führt. Und irgendwo im Schilf liegt das kleine Boot von Fischer Franz Blum. Wir sagen es lieber gleich: Er ist der Sohn vom Fischer Franz Blum, der wiederum der Sohn von Franz Blum ist, der ebenfalls Fischer war. Bodensee-Berufsfischer in der dritten Generation. Im Morgengrauen fährt er jeden Tag hinaus auf den See und fängt Felchen und, wenn es gut läuft, noch Barsche, Rotaugen, Güster und den einen oder anderen Wels.
"’s Fränzle", wie ihn hier alle nennen, hat vor ein paar Jahren sein Restaurant am Fußacher Hafen um eine schöne Seeterrasse erweitert. Dort trifft man ihn gelegentlich, und dort gibt es jeden Tag das zu essen, was er von seinen Fangtouren mitbringt. Er hat übrigens zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Der Sohn, man ahnt es schon, heißt auch Franz – und wer weiß, vielleicht wird er eines Tages auch Fischer.
Österreich und der Bodensee
Wir sind unterwegs in Vorarlberg, am östlichen Teil des Bodensees und im Bregenzerwald. Der Bodensee hat insgesamt eine Uferlänge von 273 Kilometern, 173 davon liegen in Deutschland, 72 in der Schweiz. Der Anteil des österreichischen Bodenseeufers ist nur 28 Kilometer lang, aber die haben es in sich – und schuld daran ist nicht zuletzt auch der Rhein. Denn dort, wo der in den Bodensee fließt, findet sich eines der artenreichsten Naturschutzgebiete.
Das Rheindelta mit seinen Halbinseln, Buchten und Feuchtgebieten ist nicht nur ein Refugium für unzählige Vögel und Pflanzen. Es ist auch eine einzigartig schöne und aufregende Wildnis. Unsere Radtour führt uns zuerst auf den Rheindamm und dann hinaus zum Rheinspitz, dort, wo der Alte Rhein nahe der Schweizer Grenze eher behäbig in den See fließt. Ein Dschungel aus Schilf, Wiesen und alten, knorrigen Weiden. Zum Glück haben wir die Badesachen eingepackt, denn ganz vorne am Ufer finden wir eine idyllische, erstaunlicherweise sogar fast menschenleere Badestelle – das ist wirklich selten am See. B’sundrig, wie die Menschen hier sagen.
Gestartet sind wir in Bregenz, der Landeshauptstadt von Vorarlberg. Vom Pfänder, ganz oben auf der Aussichtskanzel des Bregenzer Hausbergs, hat man den besten Überblick über den See von der deutschen Grenze bei Lindau bis zur Schweizer Grenze. Direkt unten sieht man die Anleger der Bodenseeschiffe, die Seebühne und die ausufernden Bregenzer Stadtteile. Auch Rheindamm und Rheinmündung sind klar und deutlich zu erkennen.
Wo Moderne auf Tradition trifft
Wer das "Ländle", wie seine Bewohner es liebevoll nennen, verstehen will, der bekommt eine gute Einführung im Vorarlberg-Museum und auf unterhaltsame Weise erklärt, warum hier manches "b’sundrig" ist. Gleich nebenan, im Kunsthaus Bregenz, sind oft einzigartige Ausstellungen der modernen Kunst-Avantgarde zu bestaunen. Und schon allein das Gebäude ist für alle Freunde moderner Architektur einen Besuch wert – es wurde vom berühmten Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen.
Überhaupt ist Architektur in Vorarlberg ein bedeutendes Thema. Nehmen wir mal Andelsbuch – in dem kleinen Örtchen im Bregenzerwald bekommt man eine eindrückliche Demonstration davon, wie ernst es Vorarlberg mit der Baukultur meint. Man nennt es hier nicht Architektur, sondern Baukultur, denn es ist mehr – es ist das Zusammenspiel typischer alter Bregenzerwälder Bauernhäuser auf der einen Seite – auf der anderen stehen sehr moderne, fast ikonische Neubauten – und das passt meist sehr gut zusammen. Denn alles ist geprägt von der traditionellen Handwerkskunst in Vorarlberg.
Das sieht man an vielen Stellen im Ländle. In Andelsbuch steht in Sichtweite der Kirche das moderne Gemeindehaus, ein Kubus aus Glas und Holz – die Holzverkleidung ist durch Sonne und Wetter dunkel geworden. Direkt daneben ein uraltes Bauernhaus, das vor ein paar Jahren mit neuem Holz verkleidet worden ist, und auf der anderen Seite der Straße steht der Werkraum Bregenzerwald, ein einzigartiges Ausstellungszentrum für heimische Holzhandwerker.
Was man in Vorarlberg noch lernen kann: Sogar Buswartehäuschen können super aussehen. Die Gemeinde Krumbach hat vor Jahren einen Wettbewerb ausgeschrieben, sieben Architekten aus aller Welt haben sich beteiligt, Handwerker aus der Region haben die Pläne umgesetzt. Echte Hingucker.
Hier im Bregenzerwald kann man natürlich tolle Wanderungen machen, hat die Qual der Wahl. Heute wollen wir hoch hinaus, fahren mit der Bergbahn auf den Diedamskopf bis zur Bergstation auf 2.020 Meter. Von dort bis zum Gipfel sind’s laut Schild nur zehn Minuten, wir brauchen allerdings mehr als eine Stunde, weil man ja schließlich so viel zu gucken hat. Enzian mit ihrem besonderen Blau, knallgelbe große Trollblumen, rote Alpenröschen, Ausblicke in die Täler rundrum.
An klaren Tagen hat man hier oben den Blick auf 300 Gipfel der Allgäuer und Lechtaler Alpen, das Lechquellen-Gebiet, den Rätikon, die Glarner Alpen, den Alpstock, den Säntis – und natürlich auf den Bodensee. Ausruhen kann man sich auf Holzbänken, die natürlich auch ganz b’sundrig gestaltet sind. Bei einer hängt ein Fernglas in einer Box, die andere erzählt Geschichten (wirklich, die werden auf Knopfdruck vorgelesen!), noch eine steht mit Blick auf das Gipfelbuch, das haushoch ist. Hinter einer Tür liegt dann das echte Gipfelbuch, in das auch fleißig reingeschrieben wird.
Am Ende zieht es uns immer wieder an den See und zweimal auch in Fränzles Dachterrassen-Restaurant im Fußacher Hafen. Felchen, nur in Butter gebraten – dazu ein Glas Bodensee-Wein und den Blick auf "Klein Venedig", wie sie hier liebevoll den Fußacher Hafen nennen. Auch das ist ganz b’sundrig, und zwar ziemlich.
Wo der Rhein in den Bodensee mündet
Wenn man draußen steht, auf der Spitze des Rheindamms, dann hat man die gesamte Bregenzer Bucht im Blick, die Skyline von Lindau – und man sieht, wie der Fluss sich in den See ergießt. Der Rhein durchfließt, aus der Schweiz kommend, tatsächlich den Bodensee. Im Südosten rein, im Westen wieder raus. Dabei bringt er jedes Jahr etwa drei Millionen Kubikmeter Schwebstoffe mit sich. Die ganze Mündungsregion bildet das Naturschutzgebiet Rheindelta. Es reicht vom Alten Rhein an der Schweizer Grenze über den Rheindurchstich bei Fußach, den sogenannten Neuen Rhein, bis zur Dornbirner Ache in Hard.
Und es ist das artenreichste in Vorarlberg. Hier gibt es viel zu entdecken, am besten mit dem Fahrrad auf der Rheindelta-Runde. Den schönen Auenwald am Rheinholz zum Beispiel, den Rohrspitz, eine wilde Halbinsel, die die Fußacher Bucht abschließt, den Rheindamm, auf dessen linker Seite man bis zur Spitze vorfahren kann – und die eine oder andere idyllische Badestelle, die auch im Sommer nicht überlaufen ist.
Die Region im Überblick
Abwechslungsreiche Landschaft, hohe Berge und den See genießen. Holzarchitektur modern oder alt bewundern. Kultur erleben, gut essen. Der östliche Bodensee mit seinem Hinterland ist für Überraschungen gut.
1. Bregenz
Bregenz, die Landeshauptstadt von Vorarlberg, liegt direkt am Bodensee. Tipp: Mit der Bergbahn von der Stadt aus dem 1.064 Meter hohen Pfänder entgegenschweben und die Aussicht genießen. Und unten? Kann man ganz viel renommierte Kunst gucken, zum Beispiel im Kunsthaus Bregenz, einem der Wahrzeichen der Stadt.bregenz.travel
2. Hard
Hard liegt am Ufer des Bodensees, eingebettet zwischen der Bregenzer Ach und der Mündung des Neuen Rheins in den Bodensee. Hier ist der Heimathafen des historischen Schaufelraddampfers Hohentwiel, mit dem man den ganzen See bereisen kann. Und noch eine Besonderheit gibt es hier: ein naturbelassenes, unverbautes Seeufer. hard.at
3. Fussach
Fussach liegt am Bodensee im Naturschutzgebiet Rheindelta. Guter Startpunkt für die empfehlenswerte Rheindelta-Radrunde. Auf dem vier Kilometer langen Rheindamm kann man bis zur Mündung radeln oder wandern. Familien und Jugendliche (Tischtennis!) fühlen sich wohl am Naturbadestrand am Hörnle. fussach.at
4. Dornbirn
Dornbirn ist die größte Stadt im Rheintal. Im inatura, einem Museum für Mensch, Natur und Technik, darf mitgemacht, angefasst und gespielt werden. Mit der Rappenloch- und Alplochschlucht erkundet man eine der größten Schluchten Mitteleuropas. Einen Panoramablick auf See und Berge bringt eine Fahrt mit der Karrenseilbahn. dornbirn.info/de
5. Andelsbuch
Blühende Wiesen, steile Bergweiden und bewirtschaftete Alpen: Andelsbuch ist beliebt bei Aktivurlaubern, das Angebot an Rad- und Wanderwegen reicht von Spaziergängen über gemütliche Radtouren bis hin zu alpinen Bergsteigertouren. Perfekt für Gleitschirmflieger. andelsbuch-bregenzerwald.com
6. Krumbach
Krumbach in der sanft gewellten Landschaft des nördlichen Bregenzerwaldes ist schon allein einen Besuch wert wegen der Busstationen, der "Wartehüsle". Es wirkten ArchitektInnen aus Russland, Norwegen, Belgien, Spanien, Chile, Japan und China mit. Jedes Büro wurde von Handwerkern aus Vorarlberg betreut. krumbach.at
Campingplätze
1. Camping Austria
Kleiner, familiärer Platz. Ebenes Wiesengelände direkt an der Bregenzer Ach, in der Nähe der Straße. Bergpanorama. Rad- und Wanderwege führen am Platz vorbei. Gasflaschen-Service, Gratis-WLAN, Leih-Go-Karts, schnelle Spülmaschinen. Etwa 15 Minuten Fußweg zur Talstation der Diedamskopf-Seilbahn. 0,7 ha, 45 Touristenplätze, 15 Dauercamper. Ganzjährig geöffnet.
2. Seecamping Bregenz
Einfacher Platz bei Bregenz. Ein öffentlicher Weg teilt das ebene Wiesengelände. Direkt am Bodensee-Radweg. Restaurant und Shop am Platz. Zum Badestrand mit großer Liegewiese gelangt man über einen Rad- und Fußweg. Blick auf Bregenz und Berge. 8 ha, 400 Touristenplätze, 25 Dauercamper. Geöffnet von 13. 5. bis 18. 9.
3. Camping Mexico
Kleiner, familiär geführter, ruhiger Platz. Angelegt auf Wiesengelände, auf zwei Bereichen hohe Laubbäume. Am Bodensee-Radweg. Umweltorientierte Betriebsführung. Über einen Rad- und Fußweg zum ca. 80 Meter langen und 10 Meter breiten öffentlichen Badestrand. Angrenzend eine etwa 300 Meter lange und bis zu 100 Meter breite Liegewiese. Zwei Kilometer bis nach Bregenz-City. 0,6 ha, 26 Touristenplätze, 10 Dauercamper. Geöffnet von 29.4. bis 26.09.
4. Camping Dornbirn
Gepflegter Platz zwischen zwei bewaldeten Berghängen, neben der Dornbirner Ach, in der Nähe der Karren-Seilbahn-Talstation. Ortsmitte 1,5 km. Ebenes Wiesengelände, von hohen Bäumen umgeben. Außerdem ein geschotterter Standplatzbereich.Restaurant am Platz. Geführte Wanderungen und E-Bike-Touren ab Platz. Ladestation für Elektro-Pkw vor dem Platz. 1,4 ha, 116 Touristenplätze. Ganzjährig geöffnet.
5. Camping Salzmann
Einfacher Platz bei Fußach im Naturschutzgebiet Rheindelta gelegen, zirka 3,5 km bis zur Ortsmitte. Ebenes Wiesen-Gelände mit Laub- und Nadelbäumen und Sträuchern. An den Platz angeschlossener Yachthafen. Platzeigener Privatstrand, ein etwa 350 m langer und 30 m breiter Sand- und Kiesstrand und Liegewiese. 2,5 ha, 45 Touristenplätze, 137 DauercamperInnen. 1. April bis 15. Oktober geöffnet.
6. Park-Camping Lindau am See
Gehobener Platz direkt am Bodensee, vier Kilometer in die Ortsmitte von Lindau. Schön gelegen zwischen See und Bahnlinie (nachts gibt es keinen Zugverkehr). Ebene Wiese mit altem Baumbestand, Standplätze teils geschottert und gekiest. Teilweise Blick auf den See. Direkter Seezugang vorhanden. Etwa 120 m langer und 10 m breiter Kiesstrand mit Liegewiese und alten Weiden, durch eine kleine Halbinsel mit Badetreppen unterbrochen. 5 ha, 280 Touristenplätze. Geöffnet Anfang April bis Mitte Dezember.
7. Alpencamping Nenzing
Einziger Leading-Camping in Vorarlberg. Alpenländisch geprägter Fünf-Sterne-Platz mit schöner Aussicht auf die Berge und ins Tal, von Wald umgeben. Terrassierter Berghang mit einzelnen, unterschiedlich hohen Laub- und Nadelbäumen. Wellnessbereich mit Schwimmbad und Saunen. Naturbadeteich und Pool auf dem Platz. Geführte Wander-, Rad-, Berg- und Gletschertouren. Indianerdorf am Rand des Geländes. Restaurants am Platz. Ortsmitte 1,5 km. 3,3 ha, 155 Touristenplätze, 15 Mietunterkünfte. Ganzjährig geöffnet.
8. Strandbad Bruggerhorn
Einfacher Gemeindecampingplatz an einem kleinen Badesee zwischen Altem und Neuem Rhein. Ebenes Wiesengelände mit vereinzelten Bäumen und Büschen. Im strandnahen Bereich sind die Plätze für die Dauercamper. Unweit der Autobahn. Öffentliches Strandbad (für Camper freier Eintritt) mit Kiesufer und Liegewiese. Mehrere Badeplattformen, Stege und Sprungtürme. 4 ha, 30 Touristenplätze, 130 Dauercamper. Geöffnet von 1.4. bis 31.10.