Italien-Tour mit VW T6 California Ocean

Mit dem Bulli nach Italien – für viele ein Traum. Doch in der Realität viel zu teuer. Sind Mietportale die Lösung? Wir haben uns einen VW T6 California Ocean bei Roadsurfer gemietet und es ausprobiert.
Viele Menschen träumen davon, einen Bulli zu kaufen, das Notwendigste einzupacken, und einfach wegzufahren. Freiheit, Flexibilität, Fahrspaß. Die Realität sieht leider oft ganz anders aus.
Die Fahrzeuge sind in der Anschaffung recht teuer, vor allem für diejenigen, die diese Urlaubsform noch nie ausprobiert haben. Nicht alle können oder wollen sich für 40.000 oder teilweise gar 80.000 Euro einen hippen Campervan zulegen oder trauen sich zu, einen Campingbus selbst auszubauen.
Für alle Camper-Freunde – und die, die es noch werden wollen – könnten Vermietungen die Lösung sein.
Campingbus auf Zeit
Eines dieser Vermietportale heißt Roadsurfer. Das Unternehmen mit Sitz in München hat mittlerweile elf Standorte in Deutschland. Im Laufe des Jahres sollen zwei weitere in Frankreich folgen. Spezialisiert hat sich Roadsurfer auf VW T6-Modelle, die in der Regel nach einer Saison in den Gebrauchtwagenmarkt übergehen. Heißt: Die Fahrzeuge sind meist nicht älter als ein Jahr. 2019 neu im Programm: ein Mercedes Benz Marco Polo.
Roadsurfer scheint einen Nerv getroffen zu haben, denn die Fahrzeuge sind zur Hauptsaison fast ständig unterwegs. Die Buchung erfolgt zunächst online über die Anbieter-Homepage: Zeitraum, Standort und Wunschfahrzeug angeben – das ging fix. Mit der Buchungsbestätigung geht’s – in meinem Fall – ab nach Stuttgart-Zuffenhausen, wo ein gelber California Ocean auf mich wartet.
Ganz ohne Formulare geht es dann aber doch nicht. Deshalb: Personalausweis, Führerschein und Kreditkarte nicht vergessen, sonst gibt es keine Schlüssel. Kreditkarte? Ja, als Kaution werden auf meinem Konto für den Mietzeitraum 800 Euro blockiert. Wer keine Kreditkarte hat, kann auch mit EC-Karte bezahlen. Dann wird der Betrag nach Vertragsende zurücküberwiesen.
Das brauche ich für die Bulli-Miete
- Ein wenig Zeit bei der Online-Buchung, dabei kann der Mieter zwischen drei Versicherungspaketen wählen. Bei Fahrern unter 23 Jahren ist die Selbstbeteiligung höher.
- Einen Führerschein, im Idealfall auch von der Urlaubsbegleitung
- Einen Personalausweis
- Ein Kredit- oder EC-Karte
Tag 1: Bulli-Übernahme und Aufbruch in den Süden
Nach einer Einweisung rund um die Besonderheiten des Fahrzeugs (dazu alles im Video oben), halte ich endlich den Bulli-Schlüssel in meinen Händen und fahre nach Hause, wo bereits erwartungsvoll meine Freundin mit einem Korb voller Lebensmittel und Proviant für die Fahrt auf mich wartet. Geschirr und Kochutensilien brauchen wir nicht mitzunehmen, das ist mit der Küchenbox bereits an Board. Der Rest ist schnell verpackt, der Bulli mit seinen zahlreichen Fächern und Verstaumöglichkeiten bietet ausreichend Platz für uns zwei.
Es geht nach Italien, genauer gesagt an den Gardasee. Davor wollen wir einen Zwischenstopp in Mailand einlegen. Das Wetter scheint mitzuspielen – 20 Grad und Sonnenschein sind für die kommenden Tage angesagt – super!
Über die A81 geht es zunächst Richtung Bodensee und bei Schaffhausen über die Grenze. Die Schweizer Vignette haben wir uns im Vorfeld gekauft, da noch keine angeklebt war. Egal, unsere Nachmieter wird es freuen, und wir haben dafür einen nahezu nagelneuen Bus.
Vorbei an Zürich, Luzern und Como erreichen wir in den späten Abendstunden nach rund sechs Stunden Fahrt Mailand. Wir übernachten auf dem Camping Milano – ein ganzjährig geöffneter Campingplatz am Stadtrand nahe der Autobahn. Wir fahren das Aufstelldach nach oben, drehen die Frontsitze um und spielen Karten ehe uns die Müdigkeit erwischt und wir uns schlafen legen.
Tag 2: Mailand entdecken
Am nächsten Morgen lassen wir unseren Bus stehen und wählen den öffentlichen Nahverkehr für eine kleine Citytour. Die Haltestelle befindet sich direkt vor dem Campingplatz. Tickets gibt es an der Rezeption. Mit der Bus-Nummer 76 geht es dann nach Bisceglie, von da aus mit der Metro M1 weiter direkt zum Mailänder Dom.
Wir entscheiden uns für das Pflichtprogramm: Kaffee auf der Piazza del Duomo, dann in die Kirche, durch die Galleria Vittorio Emanuele in Richtung Teatro alla Scala und mit der historischen Tram Nr.1 ins Hipsterviertel Navigli mit seinen wunderschönen Kanälen. In den zahlreichen kleinen Restaurants schmeckt das Essen – begleitet von italienischer Musik – besonders lecker. Nachdem wir die erste Nacht "oben" verbracht hatten, entscheiden wir uns bei der darauffolgenden für eine Etage tiefer. Da es nachts stark abkühlt, stellen wir die Standheizung auf Stufe 1 – das reicht völlig aus.
Tag 3: Gardasee
Bereits in den frühen Morgenstunden weckt uns das laute Krähen des Hahns. Macht nichts, wir wollen sowie schnell weiterfahren. Unser Ziel: Der Gardasee – rund 130 Kilometer von Mailand entfernt. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen wir Salò, eine kleine 11.000 Seelengemeinde am Westufer. Wir parken etwas außerhalb an einem Straßenrand – ein Polizist vor Ort gibt uns die Erlaubnis – und gehen die letzten Paar Meter in die Stadt mit ihrer wunderschönen Promenade.
Im Anschluss fahren wir immer Richtung Norden am See entlang, ehe wir die Abzweigung auf die berüchtigte Bergstraße hinauf nach Pieve nehmen. Die Straße ist so schmal, dass an manchen Stellen zwei Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikommen. Egal, das schaffen wir, denken wir uns und klappen die Außenspiegel ein. Wegen des Gegenverkehrs gilt es dann an ein paar Stellen tatsächlich den Rückwärtsgang einzulegen. Dank Rückfahrkamera alles kein Problem. Den steilen Anstieg schafft der VW T6 mühelos.
Oben angekommen, werden wir mit einem traumhaften Ausblick auf den See belohnt. Das Wetter spielt auch mit, herrlich! Nach einer Stärkung geht es wieder die Straße hinunter. Nächster Halt: Limone, bekannt für seine zahlreichen Zitrusbäume. Ein Besuch im Museum ist empfehlenswert. Durch Linfano im Norden hindurch fahren wir weiter auf die Ostseite in Richtung Bardolino. Wir parken auf dem Stellplatz Area Comunale Serenella direkt am See, kochen Spaghetti und gehen nach einem ereignisreichen Tag früh ins Bett – gute Nacht.
Tag 4: Verona
Nach einem gemütlichen Promenadenspaziergang gehen wir hinauf zur Bushaltestelle an der Straße. Heute geht es nach Verona, die Stadt in der das berühmte Drama "Romeo und Julia" spielt. Die Nummer 164 fährt uns direkt auf die Piazza mit dem wunderschönen Amphitheater. Natürlich ist ein Besuch dort Pflicht. Danach geht es weiter durch die Gässchen zum berühmten Balkon von Julia und ihrer Bronzestatue.
Das Schöne an Verona: Alle Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß zu erreichen. In der mittelalterlichen Altstadt vergehen die Stunden wie im Flug. Es soll einer der wenigen Tage sein, an denen das Wetter nicht ganz so möchte, wie wir uns das vorgestellt haben. Deshalb fahren wir noch vor der Dämmerung zurück und verbringen den Abend mit Netflix und Musik im Bus, begleitet von einem beruhigenden, leichten Plätschern durch die auf das Dach aufprallenden Regentropfen – richtig gemütlich hier drin.
Tag 5: Goodbye Gardasee und Zwischenstopp in Zürich
Ein Blick am nächsten Morgen hinter die Abdunklungen an der Scheibe verrät uns: die Sonne scheint! Wir laufen hinein in das putzige Städtchen Bardolino und besorgen uns Croissants und andere Süßigkeiten. Unter der ausgekurbelten Bus-Markise wird dann fürstlich gefrühstückt. Im Anschluss machen wir unseren Bulli startklar und fahren weiter an die Südspitze nach Sirmione. Die Stadt ist bekannt für ihre Höhenburg, von der schon Goethe berichtete. Das historische Zentrum liegt auf einer Halbinsel.
Unser letzter Tag am Gardasee neigt sich dem Ende entgegen. Auf dem Rückweg beschließen wir, einen Zwischenstopp in Zürich einzulegen. Der Campingplatz Fischers Fritz hat geöffnet. Der Platz wirkt gepflegt, der Preis in Höhe von umgerechnet rund 45 Euro jedoch nicht ganz billig, sei's drum! Die Anlage befindet sich direkt am Wasser – vom Ocean zum See sind es gerade einmal 20 Meter. Wer nicht selbst kochen möchte, kann im Restaurant direkt nebenan speisen. Wir tauschen Speisekarte gegen Dosensuppe und entscheiden uns für die kleine Campingküche im California mit Zweiflammkocher – guten Appetit!
Tag 6: Rheinfall und Rückkehr
Unser letztes Roadtrip-Ziel: Der Rheinfall bei Schaffhausen. Der bietet sich an, liegt das Naturspektakel doch direkt auf dem Rückweg. Schon beeindruckend, so nah vor den geballten Wassermassen zu stehen. Beeindruckend und so gar kein Reinfall. Die letzten hundert Kilometer legen wir wieder auf der Autobahn zurück.
Unser treuer Begleiter läuft ohne Probleme, die 150 Pferdestärken machen sich bei freier Fahrt im positiven Sinne bemerkbar. Zu Hause angekommen, packen wir alles aus dem Bus. Ich sauge durch das Fahrzeug und fahre im Anschluss eine Runde durch die Waschanlage. Mehr ist nicht nötig, solange man im Inneren keinen Saustall hinterlassen hat. Die Komplettplflege übernimmt roadsurfer am nächsten Tag – saubere Sache.
Tag 7: Unkomplizierte Rückgabe
Schon ist eine Woche rum, wie schnell doch die Zeit vergeht. Vollgetankt geht es wieder zur Roadsurfer-Station. Gemeinsam begutachten Standortleiter Daniel und ich das Fahrzeug nach Schäden. Alles top, die Rückgabe verläuft ohne Probleme – unkompliziert.
Das gilt es bei der Rückgabe zu beachten
- Pünktlich zur ausgemachten Uhrzeit erscheinen.
- Vor der Rückgabe volltanken
- Den Mietbulli im sauberen Zustand abgeben, eine Außenreinigung ist nicht notwendig.
- Zeit und Ärger ersparen: Falls das Fahrzeug kleine Macken abbekommen hat, diese bei der Rückgabe offen ansprechen.