Abgespeckter Campervan für Aktive und Abenteuer

Der neue Rocket Camper Base trägt alle ungewöhnlichen Rocket-Merkmale, nur ist er abgespeckt. Preis und Kilos purzeln.
Während ein Rocket One M mit 6-Meter-Basisfahrzeug bei circa 75.000 Euro beginnt, stehen beim Rocket Base 68.000 Euro auf dem Preisschild. Ziel von Rocket Camper war es, die preisliche Einstiegshürde so weit wie möglich zu verringern.
Der Trick ist einfach: Die Heizung ist nicht im Serienumfang enthalten. Für 2.765 Euro steht eine 4-kW-Dieselheizung samt Montage auf der Aufpreisliste. Den Rest des Geldes spart der Base im Vergleich zum M vor allem beim Möbelbau, der in der Funktion und Anordnung weiterhin dem Rocket-Konzept mit Querküche folgt, aber technisch anders ausgeführt wird. Während beim M das quer eingebaute "Herzstück" (Kocher, Kühlschrank, Schublade…) aus hochwertigem Leichtbausperrholz aufgebaut ist und die Oberflächen aus HPL-Beschichtung samt Echtholz-Eichenfurnier bestehen, ist das Teil im Base neu. Ein Tragrahmen aus Aluminium wird mit Kunststoffleichtbauplatten und Leichtbausperrholz kombiniert.
Grundsätzlich ist der Grundriss in diesem Van also ein ganz anderer, als man das gewohnt ist. Es fehlt das Bad, die Dusche. Eine Toilette gibt es im "Herzstück" als Porta Potti oder Trenntoilette. Was macht das nun mit der Wohnsituation? Sie öffnet sich. So einfach lässt sich das sagen.
Überblick: Rocket Camper Base
- Grundpreis ab: 68.000 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,05/2,65 m
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 3-5/2-5
Intelligentes Raumdesign
Es kommt ein wenig darauf an, wie viele Sitze man hinten eingebaut hat. Drei sind möglich, für Familien beispielsweise. Aber Paaren sollte eine Sitzgelegenheit hinten reichen, und dann hat man richtig Platz vor dem quer gesetzten Küchenmöbel. Weil Dusche, feste Toilette und Heizung fehlen, spricht vieles dafür, ab und an einen Campingplatz aufzusuchen. Oder ein öffentliches Bad. Die Heizung kann natürlich nach- gerüstet werden, oder man heizt mit einem Elektrolüfter. Hilft auch mal an kühlen Herbstabenden.
Da die meiste Zeit im Van das Leben und weniger das Duschen im Vordergrund steht, ist der Gedanke, dem Wohnraum entsprechend mehr Platz zuzugestehen, logisch. Garniert wird der im Base mit filzverkleideten Wänden und Holzpaneelen, die zum Wohlbefinden beitragen. Der Tisch hängt von der Decke, was ungewohnt und improvisiert ausschaut, aber funktioniert. Die durchaus schwere Platte hängt satt im Seil und wackelt überhaupt nicht. An der Dinette und in der Schiebetür gibt es ein Fenster, zusammen mit der Dachluke kommt hier ganz gut Licht rein.
Wenn das Licht draußen bleiben soll oder Mücken, sind die Verdunkelungen auch anders als üblich. Hier gibt es keine Plissees, sondern in ihrer Einfachheit vorteilhafte, aufrollbare und magnetisch an der Wand haftende Fliegengitter und Sichtschutzmatten. Großer Vorteil davon: Sie klappern nicht. Nachteil: Sie sind umständlicher zu bedienen als integrierte Kassettenrollos. Unterm Wohnzimmerfenster findet sich ein großes Staufach für die Dinge, die man am Tisch so braucht. Da passt sogar eine Gießkanne rein, die könnte man im Base durchaus sogar mal brauchen. Gleich mehr dazu.
Die Zusatzsitze, die in diesem Base verbaut wurden, sind Prototypen von Schnierle. Sie lassen sich umlegen und zu einer Liegefläche umbauen. Der hintere Seriensitz lässt sich nur umlegen, umgelegt aber nicht verlängern, Sitz zwei und drei lassen sich auf fast zwei Meter erweitern, umgelegt, wohlgemerkt. So entsteht eine Liegefläche – je nach Wunsch. Als Kinderbett funktioniert sie hervorragend, und Familien sparen sich damit die Ausgaben für ein Aufstelldach. Die Sitze lassen sich natürlich auch komplett herausbauen. Das funktioniert recht schnell, gut ist es, das zu zweit zu erledigen.
Funktionale Küche und cleverer Stauraum
Zur Belohnung gibt es Kaffee. Der Herd ist riesig. Die zwei Brenner sitzen unter einer Abdeckung (nicht ganz so fein furniert wie im Rocket One – Sparmaßnahme). Die Abdeckung lässt sich nach hinten aufs Bett klappen und dient als Ablage. Rechts vom Herd liegt ein Kissen, das braucht es, um mit dem Knie aufs Bett zu steigen, darunter gibt es Arbeitsfläche. In dieser Küche lässt es sich kochen. Keine Frage. Als L-Küche gedacht, sitzt dann rechts das große Becken. Selbst wer hier zu fünft verreist, bekommt alle Münder auf einmal satt.
Das Quermöbel hat noch weitere Funktionen. Es trägt Vorräte, Besteck, die Gasflasche sitzt darin und der Wassertank unterm Waschbecken. Der wird nicht von außen befüllt, sondern von innen, direkt im Fahrzeug. Jetzt lässt sich dafür eine Luke in der Wand öffnen und ein Wasserschlauch durchführen oder mit der Gießkanne von innen befüllen. Nachteil: Es kann mal was daneben gehen. Immerhin ist der Einfüllstutzen im Becken.
Um ins Bett zu gelangen, klettert man über das Herzstück drüber. Dafür wird die große Schublade am Boden herausgezogen, die auf einem Schwerlastauszug gelagert ist (in ihr wird auch die Toilette untergebracht). Der Quader dient als Trittstufe. Dann kommt das Knie auf das besagte Kissen, das als weitere Aufstiegshilfe fungiert, und der Rocketman rollt sich hinein ins großzügige und sehr bequeme Bett. Das Kniekissen könnte dabei durchaus härter sein.
Im Schlafbereich ist es recht dunkel. Keine Fenster seitlich (nur in den Türen), und beim Testwagen waren auch schlicht zu wenig Lampen verbaut. Dazu kommt, dass die optionalen Taschen die LED-Beleuchtung verdecken. Die ist übrigens ebenfalls optional, was dazu anregt, die Preisliste genau zu studieren oder sich bei Interesse ausführlich beraten zu lassen. Denn wer zwar mit den 68.000 Euro Einstiegspreis liebäugelt, darf nicht ignorieren, was "Base" bedeutet.
Der Base muss in seiner Grundausstattung als Start in die Welt von Rocket gesehen werden. Die Reise ist dann noch nicht zu Ende. Man kann sich immer mal wieder auf was Neues freuen: auf Taschen, Lampen, Haken. So entsteht dann ein individueller Camper.
Rocket Camper punktet bei Sportlern und Abenteurern
Eine Zielgruppe von Rocket Camper sind aktive Menschen. So unterstützte die Firma zuletzt den Triathleten Jonas Deichmann bei seinen 120 Langdistanzen, baute ein Fahrzeug speziell für Surfer und Kiter.
Und der Blick in den Stauraum zeigt: Hier passt viel Ausrüstung rein. Zudem wiegt der Base in fahrbereitem Zustand 2.750 Kilogramm, was eine Zuladung von rekordverdächtigen 750 Kilogramm ergibt. Auch der Gummiboden zeigt, wie praxisnah gedacht wurde. Hier verrutscht und verkratzt nichts. Zum Beladen lassen sich die Betten hochklappen. Beide sind mittig angeschlagen und lassen sich durch Gasdruckdämpfer unterstützt leicht anheben.
Das fiel uns auf
(+) Aufstellbares Bett, leicht dank Alurahmen. Gurte dienen als Unterfütterung. Sie sind leichter als Latten.(+) Der Alurahmen, der das zentrale Möbel trägt und hochsteif zwischen den Wänden verschraubt ist.(+) Base heißt nicht billig. Die Verarbeitung ist hochwertig, wie man an der fingergezinkten Verbindung sieht.
(+) (-) Gute, optionale Taschen statt fester Stauschränke. Verdecken aber die optionale Ambientebeleuchtung.
(-) Mag mancher monieren: die offene Tischbefestigungsleiste. Da findet sich bestimmt eine Abdeckung.(-) Elegant versteckt ist der Öffnungsmechanismus. Man greift durch ein Loch, der Schnapper dahinter ist zu kantig.
Technische Daten und Preise
- Aufbau: Stahlblechkarosserie, eine Schiebetür, zwei Fenster, eine Außenluke 90 x 39 cm, zwei Fenster in den Hecktüren.
- Ausbau: Beide Fahrersitze mit Drehkonsole, Tisch ohne Bein 100 x 45 cm, 1 Sitz serienmäßig, zwei weitere nachrüstbar, Bett hinten 190 x 140 cm, Küche mit Zweiflammkocher und Kompressorkühlschrank mit Gefrierfach 80 L, Toilettenauszugsfach für herausnehmbare Campingtoilette
- Bordtechnik: Frischwassertank 48 L, Abwassertank 48 L, Bordbatterie AGM 95 Ah, Gasflasche 1 x 2,75 kg
- Basisfahrzeug: Peugeot Boxer 2.2 Blue HDI, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2198 cm3, Leistung 103 kW/140 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe
- Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 5990 x 2050 x 2650 mm, Radstand 4035 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3.500 kg, Masse in fahrbereitem Zustand: 2.750 kg
- Preise: Grundpreis ab 68.000 Euro, Optionen: Aufpreis Sitze hinten mit Schlaffunktion 350 Euro, vierter Sitz hinten 1.210 Euro, Dieselheizung 2.765 Euro, Aufstelldach 5.990 Euro
Wertung
Maßstab: Kompakt-Campingbus für 2–4 Personen
- Betten: 4 von 5 Punkten
- Sitzgruppe: 3,5 von 5 Punkten
- Küche: 4 von 5 Punkten
- Möbelbau: 4,5 von 5 Punkten