Minimale Ausstattung, maximales Camperfeeling

Der Limited ist der etwas andere Spacecamper. Er hat das Dach des VW California, hat fünf Sitze und ein großes Bett unten. Damit alles an Bord, aber nicht zu viel dabei.
Der Limited ist der etwas andere Spacecamper. Er hat das Dach des VW California, hat fünf Sitze und ein großes Bett unten. Damit alles an Bord, aber nicht zu viel dabei.
Der Mann auf dem Klapprad bringt mich zu meinem Platz auf dem Campingplatz Schachenhorn. "Wir finden für jeden noch ein Plätzle", sagt er und weist mich ein. Rückwärts fahre ich an das Ufer des Bodensees. Motor aus, Heckklappe auf, Dach hoch.
Das Aufstelldach ist das Besondere an diesem Spacecamper, es kommt von VW selbst, ist das gleiche Dach, das jeder California hat. Es ist aus Aluminium, nicht wie die meisten Dächer aus GfK. Rechts und links finden sich innen Sicherheitsfanggurte, die muss man zuerst öffnen. Sie baumeln ein bisschen aufdringlich rum und sind etwas umständlich zu bedienen. Dann klappt man noch die Schnallen auf, die das Dach an die Karosserie pressen, bevor die Gasdruckfedern das große Aluteil nach oben heben. Der Zeltbalg breitet sich über mir auf. Er lässt sich vorn komplett öffnen – aber insgesamt nicht so weit wie beim Spacecamper-eigenen Open-Sky-Dach. Der Blick geht Richtung Felsen und Berge bei Bodman. Vorne der See. So warm und ruhig, so bezaubernd erholsam – trotz oder gerade in diesen seltsamen Corona-Zeiten.
Ich lege die Klappsitzbank um, was zirka eine Sekunde dauert, und lege mich auf das Bett, strecke alles von mir und bin angekommen. Die warme Luft strömt durch das Auto, durch die offene Schiebetür, das Dachzelt, die Heckklappe. Um mich herum friedliches Treiben, Kinder spielen am Handy, irgendwer kocht und grillt, vor mir liegen zwei Rentner in ihren Liegestühlen und lesen. Irgendeiner lässt ein SUP-Board zu Wasser.
Dieser Spacecamper Limited unterstützt einen ziemlich gut bei der Suche nach dem Vanlife-Feeling. Das fängt beim Preis an. 60.000 Euro Grundpreis, klingt nach viel Geld, ist es auch, aber man bekommt einen vollwertigen Camper, der alles Nötige hat und kann, und das in sehr guter Qualität.
Vorgefertigter Bulli mit Aufstelldach
Noch mal zum Dach. Normalerweise kommt so ein T6.1 vom VW-Werk zum Bus-Ausbauer. Der schneidet dann ein großes Loch in das Blechdach, muss die wunden Stellen reinigen und sorgfältig mit Rostschutz versiegeln, das Ganze noch mit einem Rahmen verstärken. Dann setzt er sein Dach auf und verklebt es. Oft sind vorher aber noch Anpassungsarbeiten nötig, weil nicht immer alles so maßgenau sitzt. Das bringt den Zeitplan des Ausbauers durcheinander.
Darum kam in der Ausbauer-Szene der Wunsch auf, ob VW nicht einen leeren Bus mit bereits aufgesetztem Aufstelldach liefern könnte. Dann müssten sie nur noch ihren Ausbau ergänzen. Irgendwann ging VW auf dieses Anliegen ein, doch bislang nutzten nur wenige Marken dieses Angebot, auch weil wieder andere Probleme dabei aufpoppten.
Spacecamper setzt den vorgefertigten Bulli für den Limited ein und hat den Ausbau darauf abgestimmt. Teils mit Modulen, die identisch sind bei anderen Modellen der Marke – wie die Küche und die eigene Schlafsitzbank –, teils mit neu entwickelten Baugruppen.
Am Schachenhorn fällt gerade der SUPler ins Wasser und mein Nachbar kommt vorbei, er mag nun ein Bier trinken. Er gesteht, dass er etwas neidisch sei auf den Limited, weil man bei seinem Marco Polo den Zeltbalg nicht öffnen könne. Da fällt mir ein, dass meine Bekannte an ihrem Marco Polo auch immer rumkrittelt. Weil es so lange dauert, die Rücksitze elektrisch umzulegen, aber noch mehr, weil zum Schlafen auf der unbequem unebenen Fläche immer ein Topper gebraucht wird.
Marco-Polo-Besitzer schlafen lieber oben. Die Spacecamper-Sitzbank wurde dagegen schon oft gelobt. Ihre Konstruktion ist ziemlich einzigartig und sehr durchdacht. Um das Bett zu bauen, öffnet man rechts und links je eine Verriegelung und die Rückenlehne klappt nach vorne. Fertig zum Schlafen. Zurück geht’ s genauso. Einfach hoch und zack, rein in die Verriegelungen. Doch nach so vielen Jahren unveränderter Bauweise gibt es auch etwas Kritik: So einfach und perfekt gelingt es nämlich nur, wenn man die Gurte zuvor etwas umständlich zur Seite gefummelt hat. Hier wäre eine Optimierung der Bank durchaus mal angebracht.
Genial dagegen ist die Möglichkeit, sie schnell aus dem Bus rausnehmen zu können. Zack, Rückenlehne weg, zack, Sitzfläche weg, fertig. Zumindest wenn vorher schon die beiden Schubladen ausgehängt wurden, die unter der Sitzbank für ordentlich Stauraum sorgen. Diese allerdings wieder in ihre Führungsschienen einzufädeln, kann zu einem Geduldsspiel ausarten.
Moderne, aber gemütliche Verarbeitung
An der Verarbeitung der Schubladen, des Küchenmoduls oder des im Testwagen eingebauten Heckschranks (Option) gibt es nichts zu mäkeln. Die Materialien, die zum Einsatz kommen, zeigen sich handschmeichlerisch inklusive der Kantenbearbeitung. Dass Scharniere, Klavierbänder und Verschlüsse nicht aus der Wühlkiste vom nächsten Baumarkt, sondern vom Fachhändler stammen, merkt man schnell. Design, Material und Verarbeitung harmonieren gut miteinander. Sind modern, aber trotzdem noch Bus-like, hier lebt man gern – und da fällt mir wieder meine Bekannte mit ihrem Marco Polo ein, der ihr Daimler zu edel ist.
Der Nachbar tippelt nervös mit den Fingern auf die Karosserie, will jetzt endlich ein Hefeweizen trinken. Doch in meiner Kühlbox ist keines drin. Sie ist zwischen Sitzbank und Seitenwand etwas eingeklemmt untergebracht. Der Griff zum Deckelöffnen will geübt sein.
Also gut, Nachbar, ich komme. Wir gehen zusammen zum Imbiss. Zum Bier esse ich eine Spezialität des Schachenhorn-Camping: ein rotes Thai-Curry mit Gemüse. Die Thai-Köchinnen wissen, was sie tun. Mein Nachbar erzählt mir dabei ernsthaft, er habe heute Morgen beim SUPen eine barbusige SUPlerin getroffen, schnell eine Flasche Sekt aus dem Marco Polo geholt und sie zusammen mit ihr auf dem See im lauen Morgenlicht geleert.
Apropos nackte Tatsachen: Etwas ungewohnt für einen Spacecamper ist das relativ großflächig frei liegende Blech im Innenraum. Weiß und kalt glänzt es im Schein der LED-Beleuchtung etwa an der Schiebetür. Die Isolierung und Innenverkleidung ist im Limited auf das Nötigste reduziert.
Hinten rings um das Bett sind die Wände dagegen mit flauschigem Vlies ausgeschlagen. Hier fühlt man sich wohl, wenn man abends in die Lektüre versunken einschläft. Das Kopfteil lässt sich schrägstellen, sehr angenehm nicht nur beim Lesen – dabei praktisch und einfach gelöst per Spanngurt. Der ist am sogenannten Hängemattenpunkt befestigt, einer soliden Öse, die unten am hinteren Querholm angebracht ist. Die hält einiges aus, nicht nur den Kopfteil des Betts, sondern auch eine Hängematte. Resultat langjähriger Campingerfahrung nach dem Motto: Ein Baum findet sich immer, aber selten ein zweiter, der passt. Dann hilft die Öse.
Das mittägliche Essen und das Weißbier im Bauch machen müde. Die Hitze donnert erbarmungslos auf das beschwingte Haupt. Der See ruft. Das Wasser kühlt, obwohl warm und weich. Ja, weich. 2020 war ein super Jahrgang an Bodenseewasser zum Schwimmen. Trotzdem möchte ich mich kurz abduschen. Der Limited hat eine Außendusche im Heck. Wer Privatsphäre sucht, zieht einfach das Heckzelt aus der Innenverkleidung der Heckklappe und hängt es ringsum ein. Es dient nicht nur als Duschvorhang, sondern kann –ordentlich befestigt und abgespannt – auch als dauerhafter Zusatzraum genutzt werden. Zum Abbau stopft man es wieder in die Verkleidung. Fertig.
Rundum zufrieden mit dem T6.1
Und dann setzt man sich hinter das Lenkrad des T6.1, freut sich über seinen Bulli. Jetzt mag es einige geben, die ihre V-Klasse lieben, ihren Ford Transit Custom oder einen Citroën Spacetourer. Aber das hier bleibt das Original. Der T6.1 als Camper hat die richtigen Proportionen, mit fünf Metern eine gute Länge und mit zwei Metern nicht zu viel an Höhe für alle gängigen Tief- und Privatgaragen. Die im Limited-Grundpreis enthaltene Motorisierung mit 150 PS ist locker ausreichend, jedenfalls hat sie mit dem Bus leichtes Spiel. Empfehlenswert ist auch das DSG, schon weil eine Automatik auf Reisen einfach entspannt. Aber auch das knackige Schaltgetriebe macht wenig Mühe.
Empfehlenswert finde ich zudem den Abstandsregeltempomaten – gerade für lange Autobahnfahrt. Er bremst, wenn das Auto vor einem langsamer wird oder eines auf die eigene Spur wechselt. Er beschleunigt, wenn er merkt, die Straße ist wieder frei. Neu: Du stehst an der Ampel. Die Start-Stopp-Automatik macht den Motor aus. Im Radio läuft Hotel California. Es wird grün und das Auto vor dir rollt an. Das merkt dein Bus, die Start-Stopp-Automatik schmeißt den Vierzylinder an – obwohl du noch auf der Bremse stehst. Wenn du runtergehst, rollt der Bulli entspannt los und du übernimmst das Kommando.
Aber noch sind wir am See, der Limited und ich und der Nachbar. Von der Barbusigen war nichts mehr zu sehen. Er bietet mir Kaffee an. Gut, weil ich nichts zum Kochen dabeihabe. Obwohl die Küche ja ein kleines Schmuckstück ist. Die Front des kleinen Möbels ist Tür und Tisch in einem. Oben angeschlagen, mit Klavierband. Eine Gasdruckfeder klappt den Tisch nach oben. Die Feder lässt sich in jeder Position stoppen, was gut ist, wenn das Auto schräg steht.
Dahinter ist Stauraum für Kaffee und was man so dabeihat. Obendrauf unter einem Holzdeckel ein Kocher, der über eine kleine Gaskartusche betrieben wird. Camp-it-simple passt an dieser Stelle, denn große Küchen sind in Bulli. meist fehl am Platz. Ein kleines Spülbecken gibt’s auch und einen Hahn mit langem Schlauch. Ein letzter Hüpfer in den See. Ein letzter Blick über das Hegau. Wir rollen entspannt und zufrieden heim.
Spacecamper Limited (2021)
Gurte/Schlafplätze: 5/4-5 Zul. Gesamtgewicht: 3000 kg Länge/Breite/Höhe: 4,90/1,90/1,99 m Grundpreis: 59.990 Euro Testwagenpreis: 67.000 Euro
Ausstattung (Auszug)
- 7-Gang-DSG-Automatikgetriebe: 2540 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- 4-Motion-Allradantrieb: 3737 Euro
- Abstandsregeltempomat & Multifun.-Lenkrad: 1320 Euro (empfohlen)
- Vario-Schrank statt Kitetasche: 580 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- Klapptoilette in Schiebetür. 299 Euro (im Testwagen enthalten)
- Geschirrtasche hinterm Beifahrersitz: 99 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- Fahrerhausverdunklung: 198 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)
- Moskitonetz/Spritzschutz für Heckklappe. 189 Euro (im Testwagen enthalten; empfohlen)