Top Preis-Leistung im Dreizimmer-Caravan

Mit Lounge im Bug, riesigem Raumbad in der Mitte und Schlafzimmer im Heck ist der Brite eine gut ausgestattete Dreizimmerwohnung zum attraktiven Preis. Überzeugen Konzept und Qualität?
Englische Caravans waren schon immer anders – und sind es bis heute. Drei Bugfenster und eine Sitzgruppe mit zwei superbequemen Sofas und ausziehbarem Teetischchen sind quasi ebenso britischer Standard wie der Außenanschluss für einen externen Zusatz-Wassertank und die opulente Küchenausstattung inklusive Ofen.
Beim 635 SR aus dem Hause Sprite, übrigens die letzte offiziell in Deutschland angebotene Marke von der Insel, kommt dazu noch eine einzigartige Raumaufteilung.
Wohnen
An das Wohn- und Esszimmer, in dem ein großer, bei Nichtgebrauch sicher im schmalen Schrank neben der Küche untergebrachter Klapptisch das Platzangebot für Dinner und Gäste erweitert, schließt die Küche an. Neben dem Backofen gehört auch die Mikrowelle im Oberschrank zur Grundausstattung. An Stell- und Arbeitsfläche mangelt es dank klappbarer Erweiterung nicht, auch wenn diese etwas in die Sitzgruppe hineinragt.
Zudem gibt es im Unterschrank noch eine Schneidebrett-Spülenabdeckung sowie eine passend ausgeformte Abtropffläche für den Abwasch. Für Abwertung sorgt die unsinnige Beleuchtungssteuerung, die wir bereits beim Sprite Mondial 470 SE (Heft 6/20) moniert haben.
Damals hieß es, dass es sich um eine fehlerhafte Verkabelung handele. Seltsam ist nur, dass auch im Cruzer der Schalter in der Küche das Sitzgruppenlicht ansteuert und das Küchenlicht auf einen Schalter im Eingang reagiert. Die kurze LED-Leiste unter den Oberschränken muss dennoch separat geschaltet werden. Beim Stauraum machen sich Backofen und Mikrowelle zwar bemerkbar, dennoch reicht der Platz in Ober- und Unterschränken für zwei Personen aus. Komplettiert wird die Pantry vom 133-Liter-Absorberkühlschrank mit doppeltem Türanschlag und perfekter Beleuchtung, der gegenüber dem Küchenblock steht.
So weit, so, zumindest für britische Caravans, normal. Ungewöhnlich wird es in der Wagenmitte, denn dort wartet hinter einer abschließbaren Tür das knapp drei Quadratmeter große Raumbad. Ob dieser Größe erstaunlich ist, wie beengt die Toilette zwischen großem Waschtisch und Rückwand steht.
Das Waschbecken auf dem zweitürigen Unterschrank ist bestens nutzbar, wird allerdings aus billigem und deshalb weichem Kunststoff tiefgezogen. Darum wackelt auch die Mischarmatur, sobald man sie anfasst. Gespart wurde auch an der Beleuchtung: Nur einer von zwei Spots beleuchtet den großen Spiegel.
Das ist zu kümmerlich, wenn es draußen dunkel ist. Eine zentrale Deckenlampe hat das Bad nicht. Dafür aber eine separate, geräumige Duschkabine mit effektvoll hinterleuchteter Duschsäule. Für ausreichend viel warmes Wasser und den nötigen Druck sorgen der 10-Liter-Boiler in der Combi-4E-Heizung und die kräftige, im Caravan seltene Druckwasserpumpe. Ein Ärgernis ist die zu lange Plexiglastür, die auf der Duschwanne aufsetzt und dadurch beim Auf- und Zuschieben schwergängig ruckelt. Ein deckenhoher Wäscheschrank ergänzt die Badeinrichtung.
Schlafzimmer
Eine zweite Tür später öffnet sich das Schlafzimmer mit seitlich angeschlagenem, 1,95 mal 1,50 Meter großem Queensbett. Die 15 Zentimeter dicke Memoryschaummatratze sorgt für erstklassigen Liege- und Schlafkomfort. Über den Verzicht auf verstellbare Kopfteile tröstet die gepolsterte Rückwand weg. Besonderes Lob verdienen die Leseleuchten: Ihr warmes Licht lässt sich über ein Drehrad dimmen.
Zuladung und Stauraum hat der 635 SR reichlich. Mit gemessenen 1.636 Kilogramm fahrfertig bleiben bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 1,9 Tonnen (die Doppelachse ist der Länge geschuldet, nicht dem Gewicht) üppige Reserven für zwei Personen. Wer dennoch mehr braucht, kriegt für 255 Euro eine Zwei-Tonnen-Zulassung. Campingmöbel und andere sperrige Dinge wandern in den großen Bettstauraum, der sich durch die Serviceklappe von außen beladen lässt. Drinnen sollte Sprite bei den Aufstellern nachbessern, da diese Mühe haben, das Bett offen zu halten – selbst ohne Bettzeug.
Jacken, Mäntel reisen am besten in den beiden schmalen, aber ausreichend großen Kleiderschränken rechts und links des Bettes mit. Andere Kleidung ist im Wäscheschrank, im Bad und in den Oberschränken von Wohn- und Schlafzimmer gut aufgehoben. Eine weitere Besonderheit des Sprite sind Schubladen, die sich hinter Schranktüren verstecken, zum Beispiel in der Küche und in den Unterschränken neben dem Bett.
Eine klasse Idee, die es noch nicht in deutsche Modelle geschafft hat, ist die Unterbaukonstruktion der Sitzgruppe. Eine Rahmenkonstruktion trägt die Sitzflächen, weshalb sich die gesamte Front öffnen lässt. Somit lassen sich die Sitztruhen von oben und von vorn beladen. Beim Rest des Möbelbaus lässt Sprite einige Punkte liegen. Detailmängel wie ein zu kurzes Brett am Bedienpanel oder herausquellendes Silikon an der Küchenrückwandblende sind nur ein paar Beispiele. Auf Soft-close-Scharniere verzichtet Sprite beim Topmodell.
Technik und Fahren
Unterwegs gibt sich der Tandemachser gutmütig und berechenbar. Vor der Fahrt ist Trimmen angesagt, da die Leer-Stützlast bei 81 Kilogramm liegt; dafür befinden sich die größten Stauräume hinter den beiden Achsen. Selbstnachstellende Bremsen fehlen im 635 SR und sorgen ebenso für Punktabzug wie die über ein Jahr alten Billigreifen. Das serienmäßige Unterflur-Ersatzrad fließt positiv ein.
Gute Voraussetzungen für Langlebigkeit schafft der holzfreie Aufbau, auf den Sprite zehn Jahre Dichtigkeitsgarantie gibt. GfK kommt sowohl außen als auch innen an den Wänden zum Einsatz. Zwischen diesen Schichten ist der Cruzer mit feuchtigkeitsresistentem XPS isoliert. Für Stabilität sorgen PU-Leisten. Bug- und Heckteil sind solide und je aus einem Stück gefertigt. Vorn stört allerdings die hohe Ladekante beim Flaschentausch.
Voll auf der Höhe der Zeit ist die Bordtechnik des Cruzer. Über ein großes, gut ablesbares Bedienteil und die zugehörige App lässt sich eine Vielzahl an Funktionen steuern. Nur die Umsetzung der Befehle dürfte gern noch flotter gehen. Die Frischwasserversorgung in englischen Caravans ist, wie eingangs erwähnt, eigen: Die Basis bildet ein 38-Liter-Frischwassertank, der sich über ein Rohrsystem um einen externen Tank mit eigener Pumpe erweitern oder umgehen lässt.
Fernsehhalterungen in Form von Einschubadaptern gibt es im Wohn- und Schlafzimmer. Dadurch kann man mit nur einem TV-Gerät zwischen den Räumen wechseln. Größtes Manko der Bordtechnik sind die Einbauposition der Combi-4E-Heizung und der Verzicht auf einen zweiten Temperaturfühler im Heck. In der Folge wird es in Bad und Schlafzimmer nur langsam warm oder bleibt zu kühl, wenn der Wohnraum bei geschlossenen Badtüren die Wunschtemperatur erreicht hat und die Heizung in Stand-by geht. Der Stromanschluss des Cruzer verbirgt sich mit der Batteriebox hinter einer abschließbaren Serviceklappe.
Das Thema Preise lässt sich kurz abhandeln: Neben Auflastung und ATC gibt es keine Sonderausstattungen für den Cruzer. Vom holzfreien Aufbau über die hochwertige Technik bis hin zur Fracht ist alles inklusive. Vergleichbare Modelle sind mit ähnlicher Ausstattung meist deutlich teurer. Auch das macht den Sprite besonders.