Stellplatz-Tipps im Oberen Mittelrheintal

Das Welterbe Oberes Mittelrheintal ist eine der attraktivsten deutschen Kulturlandschaften und lässt sich perfekt mit dem Wohnmobil erkunden. Eine spannende Stellplatz-Tour von Bingen bis Koblenz.
Manchmal ist es gut, die Perspektive zu wechseln. Deshalb startet die erste Erkundungstour durch das Rheintal ausnahmsweise nicht im Reisemobil. Stattdessen geht es mit dem Ausflugsschiff flussabwärts.
Dort, wo in Bingen die Nahe in den Rhein mündet, endet der Oberrhein, und es beginnt der schönste Abschnitt des legendären Stroms: das Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Wie ein mächtiger Riegel verstellt das Rheinische Schiefergebirge das bis dahin offene und von niederen Weinbergen geprägte, weitläufige Tal. Der Mäuseturm, der auf einer kleinen Insel steht, markiert den Einstieg ins Nadelöhr – das über Jahrhunderte und sogar bis in die 1980er Jahre bei Schiffern gefürchtete Binger Loch. Ohne Lotsen ging hier nichts. Längst ist die gefährliche Passage entschärft, doch die vielen Sagen, die sich um die Engstelle und den Turm ranken, bleiben unvergessen.
Entlang des Rheins auf der Spur von Mythen und Burgen
Das gilt auch für das berühmte „Märchen aus alten Zeiten“, das der Nymphe Lore Lay gewidmet ist. Es machte nicht nur den gleichnamigen Schieferfelsen bei St. Goar weltberühmt, sondern inspirierte zahllose Dichter, Maler und Komponisten. In der Folge wurden etliche der zerstörten Burgen links und rechts des Rheins im Stil der Rheinromantik wieder aufgebaut. Der Mythos war geboren. Und lebt bis heute.
Bei einer Schiffstour ist Konzentration angesagt, denn die vielen steinernen Zeitzeugen reihen sich wie an einer Perlenschnur aneinander und ziehen rasch vorbei: Kaum ist die Ruine Ehrenfels passiert, folgen die Burgen Rheinstein, Reichenstein und Stahleck, die ehemalige Zollburg Pfalzgrafenstein bei Kaub und schließlich die größte Ruine der Region, Burg Rheinfels bei St. Goar. Nur gut, dass hier die Fahrt endet und auf dem Rückweg all das aufgesogene Wissen repetiert werden kann ...
Aus dem Cockpit eines Reisemobil. sieht das dann am kommenden Tag ganz anders aus: Das Rheintal ist eng, die allesamt sehenswerten Orte zwängen sich zwischen Bundesstraße, Bahngleisen und dem Rhein; die Burgen stehen irgendwo oben in der Höhe oder auf der anderen Rheinseite. Dies also alles besser kennenzulernen braucht Zeit, denn der Reichtum an kulturellen Gütern ist hier geradezu unerschöpflich.
Mit dem Wohnmobil durch die Oberrhein-Region
Brücken? Fehlanzeige! Zwischen Mainz und Koblenz existiert seit Ende des Zweiten Weltkriegs kein einziger Übergang – europaweit ein Unikum. Wer diesen Abschnitt des Rheintals entdecken will, fährt zum Beispiel auf der linken Rheinseite von Bingen bis Koblenz. Hier lohnen die Festung Ehrenbreitstein, Schloss Stolzenfels, das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Mosel und Rhein und das Kulturzentrum Forum Confluentes einen ausgiebigen Besuch.
Zurück geht es dann rechts des Rheins bis Rüdesheim. Die Wein- und Sektstadt ist ein touristischer Hotspot, nicht zuletzt wegen der rummeligen Drosselgasse oder des berühmten Niederwalddenkmals mit der Germania. Eine Seilbahn führt hinauf. Zurück nach Bingen geht es recht komfortabel mit den gut getakteten Autofähren. Glücklicherweise bestehen ein halbes Dutzend solcher Verbindungen, die den Wechsel aufs jeweils andere Ufer ermöglichen.
Das ist gut so, denn streckenweise gibt es Stellplätze nur auf der einen oder anderen Rheinseite – der Raum für solche Anlagen ist halt knapp. Außerdem ist es nicht jedermanns Sache, die Nacht direkt neben der Bundesstraße und den Bahngleisen zu verbringen. Deshalb lohnt es sich, eines der Angebote außerhalb der offiziellen Grenzen des Weltkulturerbes zu nutzen. Von Koblenz aus sind sie schnell erreicht. In Bad Ems, in Urmitz oder in Andernach.
Der Stellplatz in Andernach fasst 70 Mobile. Wer ihn überblicken will, geht auf das angrenzende historische Bollwerk, das eine prima Aussicht bietet, auch über das Rheintal. Manchmal ist es eben gut, die Perspektive zu wechseln.