Darum sind Integrierte so komfortabel

Ende der Sechziger dachte Erwin Hymer das Wohnmobil neu und baute mit seinem Hymermobil das erste vollintegrierte Fahrzeug. Es dauerte aber noch Jahre, bis sich diese Aufbauform auf breiterer Front etablierte.
Es ging beengt zu in den Pionierjahren des mobilen Fernwehs. Seit Westfalia Anfang der 50er seine Campingbox ins Blech des Wolfsburger Ur-Transporters geschraubt hatte, lag die Aufgabe aller künftigen Wohnmobilbauer gut sichtbar auf dem Tisch: den wenigen Raum möglichst clever und effizient zu nutzen. Transporter waren nun mal für den Transport gedacht, nicht als Wohnzimmer. Wohnwagen boten mehr Platz, doch mit den zeittypisch schwächlichen Zugfahrzeugen davor waren sie nicht annähernd so flexibel und mobil.
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In den 60er Jahren kam der Komfort
Als in den 60er Jahren Einkommen wie Urlaubstage gleichermaßen wuchsen, stiegen auch die Ansprüche an Raum und Ausstattung, und manche Caravanhersteller begannen damit, ihre Wohnkisten einfach Kleinlastern aufs Kreuz zu schrauben. Fahrerhaus und Wohnraum waren anfangs getrennt. Bald zeigte sich, dass ein Durchgang praktisch war und das Bett am besten über dem Fahrerhaus Platz fand – das Alkovenmobil war geboren. Bis Ende der 80er Jahre war es "das" Wohnmobil schlechthin im wachsenden Campingmarkt. Dabei hatte Erwin Hymer schon 1971 mit seinem vollintegrierten Hymer-mobil neue Maßstäbe gesetzt.
Im Gegensatz zum Ende der 80er Jahre von Frankreich her aufkommenden Teilintegrierten, bei dem das Fahrerhaus des Basisfahrzeugs erhalten bleibt, basiert der Vollintegrierte auf einem sogenannten Windlauf-Chassis, also dem Fahrgestell mit Leiterrahmen, Motor und Armaturenbrett – aber ohne blechernes Fahrerhaus. Um diesen Windlauf herum schneidert der Hersteller dann eine individuelle Hülle, was nicht nur mehr Innenraum schafft, sondern auch mehr Freiheiten in der Gestaltung lässt. Vollintegrierte sind deshalb von außen auf Anhieb an dieser eigenständigen Bugmaske mit ihrer meist riesigen Frontscheibe erkennbar.
Hubbett bringt mehr Flexibilität
Die Raumökonomie des Hymermobils überzeugte außerdem deshalb, weil mit der Erfindung des Hubbetts auch hier – ähnlich wie im Alkoven – zwei Schlafplätze im Frontbereich zur Verfügung standen. Bis sich die neue Bauweise jedoch in größerem Umfang durchsetzte, sollten noch rund eineinhalb Jahrzehnte ins Land gehen. Das lag vor allem daran, dass die aufwendige Konstruktionsweise der Front zu deutlich höheren Kosten führte.
Diese Bugmaske besteht heute meist aus einem großen Formteil aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) mit eingesetzter Frontscheibe. Das Bugteil wird dann mit dem Aufbau aus Sandwichplatten und dem Fahrgestell verschraubt und verklebt.
Inzwischen hat sich der Vollintegrierte unter Komfortsuchenden durchgesetzt. Viele haben das nötige Budget für den gegenüber einem vergleichbaren Teilintegrierten meist 10.000 bis 15.000 Euro höheren Grundpreis und arrangieren sich auch gerne mit dem aufgrund der riesigen, weit entfernt stehenden Frontscheibe etwas gewöhnungsbedürftigen Fahrgefühl sowie dem Fehlen der Beifahrer-, teils sogar auch der Fahrertür. Die aufwendige Bauweise macht es allerdings oft schwierig, mit Integrierten das 3,5-Tonnen-Gewichtslimit zu halten – zumindest, wenn man mit vier Personen unterwegs sein möchte.
Bestes Raumangebot bei Wohnmobilen
Unbestreitbar bleiben die Vorzüge im Raumangebot und bei der Wintertauglichkeit. Auch mit abgesenktem Hubbett bietet die Sitzgruppe meist noch ausreichend Platz, um sich bequem hineinzulümmeln. Bei frostigen Temperaturen zeigt sich das integrierte Fahrerhaus zudem besser gedämmt als die Blechhülle des Originals. Ein Doppelboden im Aufbau und eine aufwendige Beheizung verbessern den Winterkomfort oft noch. Neue Ansätze wie zum Beispiel der Hymer Vision Venture lösen die Grenzen zwischen den Aufbauformen aber zunehmend auf.