„Ein ganz klares Ja zum Wachstum“
Die Traditionsmarke Frankia feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Wir wollten wissen, wie es weitergeht, und haben mit Vertriebschef Konstantin Döhler gesprochen.
Die Frankia-Palette deckt erstmals ein Spektrum vom Campingbus bis zum Integrierte. der Oberklasse ab. Sehen Sie noch Lücken?
Wie Sie schon sagen, haben wir insbesondere im Modelljahr 2020 unsere Produktpalette deutlich erweitert – zum Beispiel mit dem Microliner Yucon, dem 3,5-Tonner Frankia Neo oder neuen Grundrissen des Frankia Platin, der auf Vollausstattung und einzigartige Technik setzt. In den nächsten Jahren wird es darum gehen, unser Portfolio weiterzuentwickeln und uns noch breiter aufzustellen. Das heißt, sowohl in der Klasse der Premiumliner als auch im Bereich Campervans und 3,5-Tonner kontinuierlich Neuheiten zu präsentieren. Frankia ist immer für eine Überraschung gut, und das wird auch in Zukunft so bleiben.
Das Jubiläumsmodell 1960 ist limitiert. Welche Ideen kommen später in die Serienfertigung?
Das Sondermodell Frankia 1960 ist eine tolle Möglichkeit, komplett neu gedachte Lösungen unseren Kunden in einem exklusiven Fahrzeug präsentieren zu können. Besonders spannend ist, dass es uns im Frankia 1960 gelungen ist, das einzigartige Technik-Paket aus dem Frankia Platin auf Mercedes nahezu komplett auf ein Fahrzeug mit Fiat-Triebkopf und Alko-Tiefrahmen zu übertragen. Damit stärken wir unsere Kompetenz im Bereich Autarkie nochmals deutlich und bereiten neue Wege in die Zukunft.
Bezüglich der Innenraumgestaltung bin ich gespannt auf das Feedback unserer Kunden zum vergrößerten Raumbad. Auch die Platzierung und Größe des TV könnte ich mir in Zukunft in weiteren Frankia-Wohnmobilen vorstellen. Ebenso wie die neue helle Holzart Visby White.
Sind die Campingbusse für Frankia eine Nische oder eine ausbaufähige Sparte?
Als innovativer Wohnmobilhersteller ist es uns schon immer wichtig, auch in Nischen zu denken und zu handeln. Das konnten wir mit der Markteinführung des Microliner Yucon unterstreichen. Dennoch starten wir kein derartiges Projekt, wenn wir uns nicht sicher sind, dass es eine ausbaufähige Sparte für uns darstellt.
Den nächsten enorm wichtigen Schritt zum Ausbau dieser spannenden Produktreihe gehen wir bereits jetzt im Modelljahr 2021, indem wir unseren neuen Grundriss Yucon 7.0 vorstellen. Somit haben wir innerhalb von nur einem Jahr bereits drei verschiedene Grundrisse auf Mercedes-Sprinter-Basis im Programm, jeweils mit einzigartigen und individuellen Lösungen – das ist ein ganz klares Signal, dass wir uns in diesem Segment wohlfühlen und diese Sparte ausbauen wollen.
Frankia gehört nicht zu den ganz kleinen Herstellern, aber auch nicht zu den großen. Wollen Sie die Stückzahlen auf Dauer steigern?
Aus unserer Sicht: ein ganz klares Ja zum Wachstum. Wichtig ist für uns jedoch, dass wir gesund wachsen und somit auch in Zukunft gut aufgestellt sind. Innerhalb der letzten drei bis vier Jahre ist es uns gelungen, die Marke Frankia grundlegend zu verändern und zusätzlich zu unseren treuen langjährigen Kunden neue Zielgruppen anzusprechen. Das heißt, wir haben unser Portfolio Schritt für Schritt erweitert, Frankia-Wohnmobile sind zudem gerade im Hinblick auf das Innendesign deutlich moderner geworden, und wir haben kontinuierlich Innovationen umgesetzt. Dennoch behalten wir unsere Kernkompetenzen im Fokus: Zum Beispiel die ausgezeichnete Verarbeitungsqualität und die Nähe zu den Kunden, um gezielt auf deren Wünsche einzugehen.
Aktuell hat Frankia keinen eigenen Geschäftsführer am Standort Marktschorgast. Werden wichtige Entscheidungen vor Ort oder bei der französischen Muttergesellschaft Pilote getroffen?
Patrick Guilloux ist CEO der Groupe Pilote und gleichzeitig Geschäftsführer der Frankia-GP GmbH, Frankia repräsentiert somit die deutsche Tochtergesellschaft unserer Gruppe. Aufgrund der verschiedenen Segmente, in denen sich die Marken bewegen – Pilote im Volumenbereich, Frankia im gehobenen Preissegment –, werden wichtige Entscheidungen immer für die jeweilige Marke unter Einbeziehung aller notwendigen Aspekte getroffen.
Entscheidungen über die Entwicklung der Marke Frankia oder anstehende Produktentwicklungen werden bei uns vor Ort getroffen und nicht zentral in Frankreich. Unser Geschäftsführer ist dafür auch regelmäßig im Frankia-Werk in Marktschorgast. Als Gruppe ist es uns wichtig, jede Marke gezielt mit deren Stärken weiterzuentwickeln und nicht alles zu vereinheitlichen.
Gibt es bei der Entwicklung neuer Modelle eine Zusammenarbeit mit Pilote?
Ich sehe großes Potenzial darin, unsere jeweiligen Stärken bei Entwicklungen zu nutzen, Erfahrungen auszutauschen oder gemeinsam zu diskutieren. Wichtig ist uns jedoch, die Eigenständigkeiten der Marken zu 100 Prozent zu erhalten und auch weiterzuentwickeln. Jede Marke kann und soll eigene Wege gehen.
Frankia übernimmt den Vertrieb von Pilote in Deutschland. Was verändert sich damit für Pilote-Kunden?
Pilote ist eine der drei großen Reisemobil-Marken in Frankreich und seit langer Zeit auch in Deutschland aktiv. In meinen Augen hat Pilote auch im deutschen Markt sehr großes Wachstumspotenzial, denn die Fahrzeuge bieten tolle Lösungen und ein außergewöhnliches Design, das heraussticht. Wir werden unser Händlernetz aktiv ausbauen, um noch näher am Kunden zu sein. Zusätzlich planen wir, weitere Bereiche wie Marketing oder Service auch aus Deutschland zu steuern.
Mit der Umstellung des Vertriebs können Kunden noch mehr von unseren Stärken profitieren. So können sie zum Beispiel unsere große Produktvielfalt besser nutzen, um für sich den perfekten Begleiter zu finden. Als Gruppe können wir vom Kastenwagen über Teilintegrierte, Integrierte bis hin zum autarken Luxusliner alles anbieten. Auch die Vielfalt hinsichtlich der Chassis-Varianten und der Preissegmente ist eine außergewöhnliche Stärke unserer Gruppe.
Auf der CMT wurde erstmals ein Hanroad-Campingbus gezeigt. Wie geht es weiter?
Aufgrund der sehr positiven Resonanz sind wir uns sicher, dass wir das Produkt auch in Deutschland anbieten möchten. Um konkret zu werden, ist es noch ein wenig zu früh, aber man darf sich auch hier auf neue Produkte und Ideen der Groupe Pilote freuen.
Eine Historie mit Höhepunkten
Den Grundstein von Frankia in Marktschorgast bei Bayreuth legte vor 60 Jahren der Möbelfabrikant Gustav Groß mit einer Wohnwagenproduktion. Parallel zu den Feriela genannten Caravans tauchten ab 1973 erste Reisemobile auf, zunächst als Einzelstücke. In den 1980er Jahren begann die Serienfertigung der ab 1983 Frankia getauften Modelle. 1989 gab es bereits erste Integrierte. Ein Jahr später übernahm die Pilote-Gruppe das Werk.
Unter dem gleichzeitig neu eingesetzten Geschäftsführer Giam Hoang wurde die Marke innovativ: Frankia führte den Doppelboden ein, überraschte die Branche mit dem ersten Slide-out an einem europäischen Serienmobil und entwickelte eine eigene GfK-Aufbaukonstruktion. Auch das heute populäre Raumbad ging zuerst bei Frankia in Serie.