So wird der Bulli wieder ein Schmuckstück
Ralf Cremer mag luftgekühlte VW. Seine Käfer hat er um einen Camper namens VW T2 Westfalia Champagne Edition II ergänzt. Zu einem echten Schmuckstück wurde der Bulli durch viel Eigenleistung.
Wie kommt man zu einem historischen Bulli in supergutem Zustand? Ralf Cremer weiß wie es geht. Volkswagen mit luftgekühltem Motor haben es ihm angetan. "Schon im Alter von 17 Jahren war ich Besitzer eines VW Karmann Ghia", erzählt Ralf aus Wiehl in Nordrhein-Westfalen. Der Wagen hinterließ einen bleibenden Eindruck, und so folgten weitere VW mit Heckmotor und Luftkühlung, darunter auch Transporter. 2013 machte er sich auf die Suche nach einem T2.
Zuvor hatte er diesen Fahrzeugtyp schon als Neunsitzer und als zum Camper umgebauten Postbus besessen. "An diesen Autos schätze ich das noch unverwässerte Fahrgefühl ohne Elektronik und Assistenzsysteme, die spürbare enge Verbundenheit zur Straße, und wenn der Bulli entsprechend ausgerüstet ist, stellt er ein ideales Reiseauto für zwei dar", fasst Ralf zusammen. Ebenfalls für ihn wichtig: "Man kann viel selbst reparieren."
Ein Bulli mit Potential
Es durfte also ein T2 mit einem gewissen Reparaturbedarf sein. Die Exemplare, die er sich ansah, waren ihm allerdings zu marode. Besonders die Karosserie war meist sehr morsch. "So kam ich auf die Idee, ein US-Modell zu suchen. Die sind vom Blech her meist besser." Bei einem Anbieter in den Niederlanden wurde er fündig. Das Fahrzeug war 2011 aus den USA geholt worden.
Es wies überschaubare Rostschäden an den Radläufen und dem Batterieboden auf und war irgendwann einmal unfachmännisch in Weiß lackiert worden. Immerhin handelte es sich um einen Westfalia, genauer gesagt um das Sondermodell Champagne Edition II.
Bulli-Bad zum Entlacken und Entrosten
Allerdings waren Möbel und Sitze sehr heruntergekommen. Außerdem lief der Wagen nicht, denn im Motorraum des Bullis hatte es mal gebrannt. "Ursprünglich besaß dieser US-T2 eine Einspritzanlage, dann wurde auf Vergaser umgerüstet, aber die elektrische Benzinpumpe beibehalten, die wohl zu viel Kraftstoff förderte", vermutet der 54-Jährige als Ursache. Unter dem Feuer hatte auch die Peripherie des Boxermotors gelitten, Kabel und Kunststoffteile waren angekokelt.
Mit dem Hänger wurde der Camper nach Wiehl überführt, wo sich der Hobby-Schrauber schon bald ans Werk machte. Er begann, den Wagen zu zerlegen, und plante dann, die Karosserie sandstrahlen zu lassen. Der befragte Spezialist hielt das für keine gute Idee, denn viele Hohlräume ließen sich mit diesem Verfahren nicht erreichen. "Er schlug vor, den Bulli in einem Bad entlacken und entrosten zu lassen. Das war gar nicht einfach. Viele Firmen besitzen Bäder mit der nötigen Länge, aber bei der Höhe haperte es immer", erinnert sich Ralf an die Suche nach einer passenden Firma. Schließlich wurde er fündig.
Nach dem ersten Bad wurden die durchgerosteten Bleche ersetzt. Anschließend erfolgte ein weiteres Bad sowie schließlich eine KTL-Beschichtung und Hohlraumversiegelung. Nach dem ersten Bad hatte sich eine dicke Spachtelschicht vom linken Seitenteil gelöst. Dieser Pfusch konnte unmöglich bleiben, und so schweißte Ralf mithilfe eines Bekannten ein neues Teil ein. Alle anderen Schweißarbeiten hat er selbst ausgeführt. Da die erworbenen Reparaturbleche nicht gut passten, hat er jeweils nur den benötigten Bereich herausgetrennt und dann eingeschweißt.
Innenraum-Restaurierung mit Profis
Für die Restaurierung des Innenraums nahm er die Hilfe eines Sattlers und eines Schreiners in Anspruch. Und in das Fach, in dem sich normalerweise das Reserverad befindet, installierte er einen Kühlschrank – eine der wenigen Abweichungen vom Original. In seinem Element war Ralf bei der Revision der Technik.
Motor-Neuaufbau in Eigenleistung
Den Motor hat er komplett zerlegt und mit neuer Kurbelwelle, neuen Nockenwellen und Kolben wieder aufgebaut. Manches benötigte Teil konnte er auch gebraucht erwerben. Nützlich bei der Teilesuche war die Mitgliedschaft in der IG T2. Fahrwerk und Bremsanlage wurden ebenfalls mit Neuteilen restauriert, Achsteile entrostet, grundiert und selbst lackiert.
Alles verlief problemlos, und so stand der Bus schon 21 Monate nach Beginn der Arbeiten beim ersten VW-Treffen – natürlich eines für VW-Modelle mit Luftkühlung.
Oldies beim Camping
Unser Autor hat ausprobiert, wie es sich anfühlt mit einem Oldie zum Campen zu fahren und das Erlebnis mit einem modernen Campervan verglichen. Seine Story können Sie hier nachlesen.