Was tun eigentlich die Hersteller?

Ein Anspruch auf einen Stellplatz ist im Kaufpreis eines Reisemobils selbstverständlich nicht enthalten. Trotzdem sieht promobil auch die Hersteller beim Stellplatz-Thema in der Pflicht.
- Engagement der Hersteller
- Interview
- Fazit
Damit Reisemobilfahren attraktiv bleibt, muss die Infrastruktur mit den steigenden Zulassungszahlen mitwachsen. Darüber sollte sich jeder im Klaren sein, der in der Reisemobilbranche sein Geld verdient – allen voran die Reisemobilhersteller.
Deshalb hat promobil für das Interview letzten Jahres den Präsidenten und den Geschäftsführer des Herstellerverbandes CIVD, Hermann Pfaff und Daniel Onggowinarso, dazu befragt, ob und wie die Hersteller zur Ertüchtigung der Stellplatzsituation beitragen. „ Jeder versucht, in seiner Region, wo er über entsprechende Beziehungen verfügt, zu bewirken, dass neue Stellplätze entstehen oder vorhandene ausgebaut werden“, war eine der Antworten von Hermann Pfaff.
promobil wollte es genau wissen und hat bei allen deutschen Firmen, die als Reisemobilhersteller Mitglied des CIVD sind, nachgefragt, was sie konkret für die Verbesserung der Stellplatz-Infrastruktur tun.
Die Antworten der Reisemobil-Hersteller
Bimobil hat nicht auf die promobil-Anfrage reagiert.
Bürstner war initiativ und aktiv an der Gestaltung des vor einigen Jahren eröffneten Stellplatzes am Wasserturm in Kehl beteiligt. Der Platz unweit der Fuß- und Radwegbrücke nach Frankreich wurde außerdem zwischenzeitlich erweitert. Auch im französischen Wissembourg ist Bürstner mit der Stadt in Kontakt. Aktuelle Projekte gibt es dort jedoch nicht.
Auf deutscher Seite existieren mehrere kleine Stellplätze in Städten und Gemeinden rund um den Firmenstandort, die der Hersteller zwar nicht alle finanziell unterstützen kann – er versucht aber, für das Thema zu sensibilisieren und Initiativen in dieser Hinsicht zu fördern. Nicht zuletzt gibt es vor dem Bürstner-Service-Center einen kleinen Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsstation und einem Sanitärgebäude zur freien Nutzung. Gerade in der beliebten Ferienregion am Oberrhein will Bürstner auch den wirtschaftlichen Vorteil für die Gemeinden, Unternehmen, Gastronomie immer wieder ins Gespräch zu bringen.
Capron: Als Produzent der Reisemobilmarken Sunlight und Carado unterstützt Capron den Ausbau von Stellplätzen. So berät der Hersteller schon seit Jahren den Tourismusverband Sächsische Schweiz, der dann seinerseits private Stellplatzbetreiber und Interessenten unterstützt, die neue Plätze schaffen möchten. Verschiedene öffentliche und private Anbieter werden auch direkt von Capron beraten. Auf dem Firmengelände in Neustadt in Sachsen wurde 2017 ein gebührenfreier Stellplatz für vier Mobile angelegt. Dieser soll in den kommenden Wochen und Monaten noch mit einer Ver- und Entsorgungsstation sowie einer Sitzgruppe erweitert werden.
Carthago, Malibu: Am Unternehmenssitz in Carthago-City im oberschwäbischen Aulendorf bietet der Hersteller Kunden und Gästen insgesamt 18 Stellflächen an. Diese sind kostenlos. Strom gibt es gegen eine kleine Gebühr. Außerdem befindet sich auf dem Gelände eine Ver- und Entsorgungsstation. Die Stellplätze wurden im Zuge des Neubaus 2013 errichtet und entsprechen den aktuellen Standards. Reisemobilisten aller Marken auf der Durchreise dürfen das Angebot gerne dazu nutzen, um die schöne Gegend um Ravensburg und den Bodensee zu erkunden.
Concorde: In den vergangenen zwei Jahren war der Hersteller verschiedentlich aktiv hinsichtlich Beratung und Ausbau von Stellflächen in der benachbarten Region (Stadt Gerolzhofen). Darüber hinaus gab es Gespräche zusammen mit der Messe Stuttgart, der Hochschule Heilbronn, HES-SO Valais/Section Tourisme und weiteren Partnern, Stellplätze auf Sizilien zu erschließen und die Infrastruktur über ein Studienprojekt als Vorlage für die gesamte Region zu aktivieren und auszubauen. Aktuell laufen Gespräche mit der Stadt Scheinfeld, die darüber nachdenkt, zusätzlich einen Stellplatz für große Fahrzeuge herzurichten. Last not least wird der beliebte gebührenfreie Stellplatz für 16 Mobile vor dem Concorde-Verwaltungsgebäude in Schlüsselfeld-Aschbach regelmäßig gepflegt und modernisiert.
CS Reisemobile ist aktuell in Sachen Stellplätze nicht aktiv.
Dethleffs engagiert sich seit Jahren für Stellplätze in der Region und hat für Plätze in der Innenstadt von Isny, in Leutkirch und in Wangen die Kosten für die Versorgungs- und Entsorgungsstationen der jeweiligen Standorte übernommen. Im Gegenzug dürfen Dethleffs-Fahrer auch eine Nacht kostenfrei den Stellplatz in Isny nutzen. Außerdem gibt es einen Stellplatz auf dem Firmengelände. Im Zuge des Hallenneubaus soll dieser spätestens im Frühjahr nächsten Jahres erweitert werden. Sollten Anfragen zu weiteren möglichen Stellplätzen in der Region eingehen, ist Dethleffs stets bereit mitzuinstallieren und mitzufinanzieren.
Eura Mobil unterhält am Werk in Sprendlingen rund 20 Stellplätze mit Ver- und Entsorgung, kostenlosem WLAN und Strom. Diese werden in den nächsten Monaten gründlich modernisiert. Darüber hinaus hat sich der Hersteller bei der Einrichtung von Stellplätzen in seiner Region engagiert.
Hobby hat sich an der Realisation zweier herausragender Stellplätze beteiligt. Da ist zunächst der Wohnmobilhafen am Schwimmzentrum Untereider in Rendsburg, ein Inklusionsprojekt in Zusammenarbeit mit der Diakonie.
Unterstützung bei den Planungsarbeiten, behördlichen Genehmigungen und Infrastrukturmaßnahmen gewährte Hobby auch dem Reisemobilstellplatz NOK in Hörsten/Schachtholm. Weiterhin unterstützt Hobby die Initiative „Wohnmobilfreundliche Region“, bei der sich der Hersteller an den Infotafeln finanziell beteiligt hat. Aktuell stehen allerdings keine weiteren Projekte an. In unregelmäßigen Abständen berichtet Hobby über Übernachtungsmöglichkeiten für Reisemobilisten im Kundenmagazin „ Hobby heute“, auf Facebook/Instagram sowie auf der Unternehmenswebseite.
Hymer sieht das Thema Engagement für mehr Reisemobilstellplätze als „sehr wichtig und zukunftsweisend“ an. Im Moment ist der Hersteller zwar nicht in Sachen Stellplätze aktiv, das Thema stehe aber auf der Agenda.
Knaus und Morelo geben an,dass an diesen Standorten Übernachtungsplätze für Besucher zur Verfügung stehen: bei Morelo in Schlüsselfeld/Oberfranken, am Werk Sinntal-Mottgers im Main-Kinzig-Kreis und am Hauptsitz im niederbayerischen Jandelsbrunn. Bei der Anlage der Stellplätze im benachbarten Waldkirchen war der Hersteller beratend tätig. Laut CIVD beteiligt sich die Marke auch an der Stellplatz-Planungshilfe des Deutschen Tourismus-Verbandes. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit Campingplatz-Gruppen wie Top Camping Austria und den Leading Campings. Keine Verbindung besteht zu den Knaus Campingparks – außer der Namensgleichheit.
La Strada hat die Einrichtung des Stellplatzes am Firmensitz im hessischen Echzell initiiert, fachlich beraten und finanziell unterstützt. Die Gemeindeverwaltung konnte dank dieser Hilfe einen perfekt gemachten Stellplatz für drei Reisemobile errichten. Die jeweils zehn mal fünf Meter großen Stellflächen an der Horlofftalhalle bieten auch größeren Reisemobilen Platz. Zudem verfügen sie über eine Ver- und Entsorgungsstation sowie vier Stromanschlüsse. Die Übernachtung ist kostenlos, die Nutzung der Ver- und Entsorgung sowie der Stromanschlüsse bezahlt der Gast per Münzeinwurf.
LMC ist mitten in den Planungen, sein Werk zu erweitern und ein Markenzentrum zu schaffen. Im selben Zuge soll auf dem Werksgelände in Sassenberg ein Stellplatz entstehen, der von LMC-Kunden wie auch von Durchreisenden aller Marken genutzt werden kann. Der Spatenstich soll in diesem Herbst erfolgen, mit der Fertigstellung wird im Lauf des kommenden Jahres gerechnet.
Niesmann + Bischoff hat schon vor etwa zehn Jahren am Werksgelände in Polch südwestlich von Koblenz einen Stellplatz für zwölf Mobile angelegt. Strom sowie Ver- und Entsorgung sind vorhanden, Übernachtungsgebühren werden nicht erhoben. Ein weiteres Engagement steht derzeit nicht auf der Tagesordnung.
Pössl ist aktuell in Sachen Stellplätze nicht aktiv.
Reimo bietet zwei Stellflächen für Reisemobile an, und zwar direkt am Camping-Zubehörgeschäft in Egelsbach. In erster Linie sind diese Plätze zwar für die Reimo-Kunden vorgesehen und während der Öffnungszeit stehen auch Toiletten sowie Strom zur Verfügung. Außerhalb der Öffnungszeiten dürfen die Plätze aber von jedem Reisemobilisten genutzt werden. Seit dem Umzug der Büroräume in die Hauptfiliale nach Weiterstadt gibt es nun auch dort einen Stellplatz für vier große Mobile. Duschmöglichkeit und Versorgung sind allerdings nicht vorhanden. Außerdem kooperiert Reimo in Sachen Marketing mit dem Campingplatz Am Hohen Hagen in der südniedersächsischen Gemeinde Dransfeld.
Robel Im Umkreis von 20 Kilometern rund um den Firmenstandort Emsbüren gibt es bereits vier Campingplätze mit Stellplätzen für Reisemobile samt Ver- und Entsorgung. Bei einer aktuellen Imageanalyse hat der Hersteller auch den Punkt „ Stellplatz für Wohnmobile“ in die Diskussion eingebracht. Bei Robel ist man indes jedoch skeptisch, ob ein weiterer Stellplatz in der Umgebung Chancen auf eine Genehmigung hätte.
Tischer hat sich beratend an der Schaffung von Stellplätzen am Standort Kreuzwertheim beteiligt und zur sinnvollen Gestaltung der Ver- und Entsorgungsstation beigetragen. Zudem stellt das Unternehmen schon seit längerem Stellplätze am eigenen Haus für Reisemobilisten zur Verfügung, zwei davon mit direktem Stromzugang. Zukünftiges Engagement sichert Tischer zu, sofern die Gemeinde initiativ wird.
Vario Mobil setzt sich – passend zu den luxuriösen Linern, die das Haus produziert – vor allem für Stellplätze ein, auf denen auch sehr große Mobile Platz finden und die ein exklusives Ambiente bieten. In diesem Sinne gibt es Kooperationen mit dem Golfplatz Gut Arenshorst in Bohmte, dem Berggasthof Wilhelmshöhe in Stemwede-Haldem und dem nur etwa zehn Kilometer entfernten Wohnmobilstellplatz Hollenmühle in Stemwede-Levern an der Erlebnisgastronomie Rila.
Volkswagen hat nicht auf die promobil-Anfrage reagiert.
Westfalia unterstützt lokale Initiativen und unterhält mehrere Stellflächen am Standort in Rheda-Wiedenbrück. In Gotha ist ein Stellplatz am neuen Werk in Planung.
Interview mit Barbara Schell (Phoenix-Geschäftsführerin)
Wie kam es zum Engagement von Phoenix in Sachen Stellplatz?
Wir als Familie sind gerne mit dem Reisemobil unterwegs und erkunden neue Regionen. Wir haben immer wieder von Kunden gehört, dass Reisemobile in den Gemeinden nicht gerne gesehen sind. Das hat uns sehr zu denken gegeben: Wo fährst du hin, wenn du nicht willkommen bist? Deshalb haben wir mit der Stadt Bad Windsheim kooperiert, wo wir 2001 unser Jahresabschlusstreffen hatten. Nun gibt es dort 140 Plätze gleich neben der Therme.
Wie entstand die Zusammenarbeit mit Hülben?
Familie Laumanns aus Hülben, Kunde unserer Marke, hatte uns angesprochen, ob wir nicht bereit wären, auf der Schwäbischen Alb, im schönen Hülben, einen Reisemobilstellplatz mit zu fördern. Wir haben gerne zugesagt und sofort Kontakt mit der Gemeinde aufgenommen, vertreten durch Bürgermeister Siegmund Ganser. Das Projekt stieß auf offene Ohren, was dazu beigetragen hat, dass wir in einem guten Miteinander mit der Gemeinde Hülben eine Partnerschaft eingegangen sind. Wir haben die für einen Stellplatz erforderliche Entsorgungsstation gesponsert, sodass bereits 2008 der Phoenix-Wohnmobilstellplatz Hülben eröffnet werden konnte. Der Stellplatz ist kostenlos und wird gerne angefahren – was dazu führt, dass er schon oft ausgebucht war.
Warum engagieren Sie sich für Reisemobilfahrer?
Es ist einfach ein gutes Gefühl, etwas für unsere Kunden, für die Branche und für alle Reisemobilisten getan zu haben. Denn man kann nicht nur gute Fahrzeuge bauen und auf den Weg bringen, sondern sollte auch Sorge tragen, dass Reisemobilisten Stellplätze finden, auf denen sie gerne gesehen sind. Wir sind selbst passionierte Reisemobilfahrer und finden es wichtig, dass es solche Plätze gibt und diese sich auf die Belange der Reisemobilfahrer einstellen.