Snowboard in den Campingbus und los geht's
Der Sommer war lang, viel zu lang für all die Schneesüchtigen. Also ab in die Berge zum Wintercamping an der Piste. Der perfekte Begleiter: ein kälteresistenter VW T6 California.
Einmal an einer Skipiste übernachten, um morgens der Erste auf dem Hang zu sein – ein lang gehegter Traum. Wie gut, dass gerade ein VW T6 California, klassisch zweifarbig lackiert, in der Redaktionsgarage parkt. Der Ocean Red bringt alles mit, was ich für meinen Kurztrip brauche: Neben einer vollwertigen Küchenzeile inklusive Herd, Spüle und Kühlschrank bietet der Bulli vier Schlafplätze, vor allem aber eine Standheizung.
Ich schleiche mich an diesem Freitag schon früher als gewöhnlich aus der Redaktion – schließlich droht der Wochenend-Pendlerstau. Außerdem muss ja noch das Equipment mit. Also das angestaubte Snowboard aus dem Keller geholt, Stiefel, Schneeklamotten und Helm eingepackt – schon kann’s losgehen. Netterweise hat mir ein campingerfahrener Kollege seine Grundausstattungskiste überlassen, da sollte alles drin sein, was man zum Überleben im Camper braucht. Essbares wird vor Ort gekauft.
Mit 200 km/h über die Autobahn
Aber habe ich sonst an alles gedacht? Egal. Los geht’s. Das Navi orakelt vier Stunden Fahrzeit – Stau auf dem Fernpass inklusive –, doch bis der Bus und ich dort sind, sollte sich der aufgelöst haben. Ich gebe dem Zweiliter-Diesel mit den drei roten TDI-Buchstaben die Sporen. Tempo 200 km/h auf der unbegrenzten A7 knabbert kontinuierlich an der Ankunftszeit. Kurz vor Ladenschluss entere ich einen Supermarkt in Sölden. Spaghettini No. 3, Tomaten, Zucchini, dazu noch ein Weißwein fürs Abendessen wandern in den Einkaufskorb. Zum Frühstück: Käse und Schinken aus Tirol, vollkommen ist das Campermahl. Aus frischen zehn Grad in Stuttgart sind mittlerweile null Grad geworden, aus Sonnenschein ein bedeckter Himmel, aus dem mal leichter Regen, mal Schnee fällt. Zeit, ein Plätzchen an der Piste zu suchen.
Der anvisierte Parkplatz in Sölden darf wegen Lawinengefahr nicht geentert werden, also rauf aufs 2200 Meter hohe Timmelsjoch. Die Passstraße ist zwar von Herbst bis zum Frühjahr gesperrt, aber bis zur Mautstation in Hochgurgl kommt man laut Navi. Mühelos schraubt sich der 204 PS starke T6 die verwinkelte Bergstraße hinauf. Immer dichter fällt der Schnee, immer höher türmen sich Schneewände am Straßenrand, und immer kälter wird die Luft. Auf 2200 Metern liegt der Schnee buschhoch, sinkt die Temperatur auf minus zehn Grad. Ganz allein, so muss es sein. Es ist bereits dunkel, als der Bulli auf den schneebedeckten Parkplatz rollt. Kein Mensch zu sehen, der Liftbetrieb seit Stunden beendet. Prima, so habe ich mir das immer vorgestellt! In der hintersten Ecke wird geparkt.
Das Hubdach fährt elektrisch hoch. Die Schlafebene muss dagegen manuell nach oben geklappt werden, damit man bequem stehen kann. Aussteigen muss ich trotzdem, um die Gasflasche für den Herd anzuschließen. Frischwasser? Irgendwas musste ich doch vergessen. Kein Problem, denn Schnee gibt es hier oben genug.
Tick, tick, tick, der Gasherd flammt auf und bringt den Schnee im Topf zum Schmelzen. Währenddessen wird Gemüse auf dem Klapptischchen geschnippelt und die Weinflasche entkorkt. Nach der zehnten Schaufel Schnee ist endlich genug Nudelwasser im Topf. Im Pfännchen daneben entsteht derweil eine leckere Sauce, die jetzt schon so gut duftet, wie sie später schmeckt. Von wegen Camping heißt Verzicht. Als der Bauch voll und der Kopf nicht mehr so klar ist, wird die Küchenzeile zurück- und das Bett aufgebaut, sprich die Rückbank umgelegt, denn oben schlafen ist mir dann doch zu frisch. Leise säuselt die Standheizung, während im Tal die Après-Ski-Sause ihrem Höhepunkt zusteuert.
Alleine auf weiter Piste
Ein lauter Knall durchbricht die Stille, reißt mich aus dem Tiefschlaf. Donner grollt durchs Tal, eine Wolke aus Schnee und Eis schießt am Hang gegenüber abwärts. Okay, ich bin dann mal wach. Also auf die Schiebetür. In der Nacht sind gut 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. Die Talauffahrt ist gesperrt. Ich bin allein hier oben und werde es auch noch ein paar Stunden bleiben. Die Aussicht ist gleich null, dicke Wolken schieben sich über die Bergspitzen. Zeit fürs Frühstück.
Die frische Bergluft, heißer Kaffee, dazu milder Blütenkäse und herber Schinken: Warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht? Die Lifte am Timmelsjoch stehen still. Ich schlüpfe in die Schneeklamotten und schnappe mir das Snowboard. Präparierte Piste, von wegen. Hüfttief versinke ich im Schnee, während ich den Hang hinaufstapfe. Es ist saukalt, zumindest außerhalb des Anzugs. Drinnen rinnt der Schweiß. Auf einem kleinen Plateau ist dann Schluss, die eigene Kondition am Ende. Ich lasse mich in den Tiefschnee sinken, die Atmung beruhigt sich langsam.
Plötzlich schlitzt die Bergspitze über dem Timmelsjoch die Wolkendecke auf. Die Nebelsuppe weicht butterweichem Sonnenaufgangslicht, das der Pulverschnee in alle Himmelsrichtungen reflektiert. Innehalten und genießen.
Der Klappdachbulli ist nur noch ein kleiner Punkt im Tal. Noch immer hüllen Wolken die umliegenden Gipfel ein. Ich schnalle das Board unter die Füße, richte meinen Körper auf und drücke mich mit beiden Beinen ab. In absoluter Stille gleitet das Brett den Berg hinab. Der federleichte Neuschnee weicht unter den harten Kanten zurück, bricht wie Wellen in der Brandung. Viel zu schnell wird der T6 immer größer, noch einmal kräftig abdrücken für den Sprung. Landung. Vollkommenes Boarderglück.
Stellplätze fürs Skifahren und Snowboarden
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