Auf der Suche nach Schnee & Elchen im hohen Norden

Schluss mit dem Schmuddelwetter: Juli und Mike fahren über das Baltikum hinauf nach Finnland und Schweden, wo richtig Schnee fallen sollte. Doch so einfach ist die Sache mit dem perfekten Winter nicht.
Wir lieben es, mit dem Wohnmobil nach Norden zu fahren, allerdings zog es uns bisher eher in die raue Natur an Nordsee und Atlantik. Die Ostsee hatten wir kaum im Blick. Das änderte sich mit einem Norwegen-Trip vor zwei Jahren. Nun wollen wir Finnland und Schweden entdecken. Warum nicht gleich die Ostsee umrunden? Die Route steht schnell fest: Über Polen ins Baltikum, mit der Fähre nach Finnland und über Schweden wieder zurück. Macht zusammen rund 8000 Kilometer, für die wir uns sieben Wochen Zeit nehmen wollen.
Aus beruflichen Gründen starten wir später als geplant und müssen die Tour kürzen, indem wir weniger Zeit in den baltischen Staaten verbringen. Schade, denn dort gefallen uns die breiten – und zu Beginn des Winters menschenleeren – Strände. In Lettland verbringen wir eine Nacht an einem wunderschönen Strand, lauschen dem Prasseln des Regens auf dem Wohnmobildach und wachen am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein auf. Wir sitzen am Lagerfeuer im Wald, essen Stockbrot und fotografieren den höchsten Wasserfall in Estland (der gar nicht so hoch ist, wenn man mal in Norwegen war).
Immer Richtung Santa Clause Village
Baltikum, wir kommen wieder, aber nun steigt die Vorfreude auf Finnland. Unser Wunsch: einen Elch in freier Natur sehen. Helsinki begrüßt uns mit einem fantastischen Sonnenuntergang inklusive feinem Schnee. Wunderschön. Die weiße Decke verschwindet leider am nächsten Tag schon wieder. Immerhin erleichtert das die Weiterreise, denn auf den Nebenstraßen kann es sonst ganz schön glatt werden.
Unser größter Wunsch geht schon nach drei Tagen in Finnland in Erfüllung: Eine Elchkuh läuft in vollem Galopp über einen Acker und überquert vor uns die Straße. Wahnsinn, wie groß die Tiere sind. Und was für ein Tempo sie vorlegen. Schwer beeindruckt fahren wir weiter. Und weil wir uns nach Schnee sehnen, nehmen wir Kurs auf den Polarkreis, genauer das Santa Claus Village bei Rovaniemi.
Unterwegs entdecken wir viele tolle Orte, wandern durch Finnlands fantastische Wälder, die uns ein wenig an eine Märchenwelt erinnern; überall wächst leuchtendes Moos, riesige Felsbrocken durchziehen die Landschaft, bei deren Anblick man sich fragt, welche Riesen sie hierhergeschleppt haben. Auf der Fahrt entlang der Ostseeküste genießen wir abends die meiste Zeit den Meerblick aus unserem "Schlafzimmerfenster". Eingekuschelt unter dicken Decken schlafen wir bei Meeresrauschen ein. Zumindest wenn der Regen nicht so laut ist, dass er die Wellen übertönt, was leider vorkommt. Wir lassen uns die Laune nicht vermiesen und erkunden trotzdem die wunderbare Landschaft.
Nach gut anderthalb Wochen erreichen wir das Weihnachtsmanndorf und sind etwas enttäuscht: Immer noch kein Schnee – und das Dorf besteht fast vollständig aus Souvenirshops. Was aber bei der finnischen Heimat von Santa Claus nicht fehlen darf: eine Rentier-Schlittenfahrt. Wie unglaublich süß und flauschig die Rentiere sind, viel weicher, als man sich das vorstellt. Natürlich gehört es auch dazu, Post an die Lieben zu Hause vom Santa-Claus-Postoffice zu verschicken.
Der Traum vom Winter-Wunderland
Ab hier sollte es für uns eigentlich nach Schweden gehen. Jetzt entscheiden wir uns aber spontan, noch weiter Richtung Norden zu fahren, um vielleicht doch noch die finnischen Wälder mit weißer Pracht bestaunen können. 300 Kilometer weiter, in Inari, fällt endlich der erste Schnee. Da macht es noch mehr Spaß, durch die Wälder zu wandern – ein echtes Winter-Wonderland.
In den Wäldern ist es sehr still – das Knirschen des Schnees unter den Füßen ist das einzige Geräusch. Alle Vögel sind ausgeflogen, und anders als zu Hause, wo wir regelmäßig morgens Rehe entdecken, lässt sich auch kein anderes Lebewesen blicken. Ein Rentier hätten wir gerne beobachtet. Aus diesem Grund besuchen wir in Inari eine Rentierfarm. Am liebsten würden wir eines dieser kuscheligen Wesen mit den riesigen Kulleraugen adoptieren. Pan, unser vierbeiniger Begleiter, hätte sich wohl gefreut, denn er hat Rentiere wie die heimischen Rehe leider zum Fressen gern.
Es ist verrückt: Die Temperaturen steigen, je weiter wir in den Norden kommen. Zwischendurch regnet es, dann friert es wieder. Und so geht es weiter, bis am Ende eine fünf Zentimeter dicke Eisschicht auf den Straßen und Parkplätzen liegt. An der russischen Grenze, dem nördlichsten Punkt unserer Route, kehren wir um. Das Eis lässt uns keinen ruhigen Platz für die Nacht finden. Alle Zufahrten zu den Wäldern und Seen sind einfach nicht passierbar.
Letzter Stop: Schweden
Für Schweden sagt der Wetterbericht Sonnenschein voraus, also los! Wir lassen das Eis hinter uns, das Außenthermometer zeigt Plusgrade an. Doch plötzlich – je näher wir Jokkmokk kommen – wird es wieder kälter, minus 10 Grad. In den nächsten Tagen auf dem Weg Richtung Süden sinken die Temperaturen weiter bis auf minus 18 Grad. Bei Windstille ist das dennoch gut auszuhalten, zuvor kamen uns stürmische minus 2 Grad viel kälter vor.
Wir erreichen den Fulufjället Nationalpark tief im Inland an der norwegischen Grenze. Hier wandern wir zum Njupeskär, dem höchsten Wasserfall im ganzen Land (und der ist mit 125 Metern wirklich hoch).
Auf unserer To-do-Liste steht außerdem ein Elchpark ganz oben, um die majestätischen Tiere einmal aus nächster Nähe sehen zu können. Es gestaltet sich aber schwierig, kurz vor dem Jahreswechsel einen Park zu finden, der geöffnet hat. Vier Gehege, die wir ansteuern, sind verschlossen. Die Elche haben im Herbst Brunftzeit, und die Elch-Herren sind dann nicht so gut auf Störenfriede zu sprechen. Zwar bessert sich im Winter Herrn Elchs Laune etwas, aber das reicht nicht aus, um das Gehege betreten zu können. Im Sommer sind Elche dagegen die liebsten Tiere und genießen die Streicheleinheiten der Besucher.
In Värmland stehen wir vor dem fünften geschlossenen Elchpark. Diesmal klopfen wir einfach an. Der Besitzer ist so lieb, gibt uns eine kleine Führung und lässt uns sogar Elche füttern. Und das alles ohne Eintrittsgebühr. Schweden sind echt toll.
Weiter südlich freuen wir uns über Sonne und milde Temperaturen. Wir schauen uns in Tanum an der Westküste 3000 Jahre alte Felsritzungen an, die von Menschen stammen, die hier in der Bronzezeit lebten. Auf der Insel Tjörn bei Göteborg verbringen wir die letzte Nacht in Schweden. Der Abend ist stürmisch, was sich aber auf Fotos wunderbar macht. Unsere Fähre geht am nächsten Abend von Göteborg nach Kiel. Dank einer stillen Ostsee lassen wir es uns am Schiffsbuffet gutgehen und verbringen eine angenehme Nacht an Bord. In Kiel fühlen sich 10 Grad Außentemperatur fast nach Sommer an.
Pack-Tipps für Camping im Winter
- Schneeschaufel mit Teleskopgriff, um sich wieder zu befreien, wenn man über Nacht komplett eingeschneit wurde. Auch einen Eiskratzer mit langem Griff nicht vergessen.
- Teleskop-Leiter, um den Schnee vor der Fahrt auch vom Dach schieben zu können.
- Schneeketten, um auch dort problemlos fahren zu können, wo Skandinavier üblicherweise mit Spike-Reifen unterwegs sind.
- Frostschutz für die (am besten immer gut gefüllte) Scheibenwaschanlage.
- Schlossenteiser für die Aufbautür des Wohnmobils, die keine Fernbedienung hat.
- Gasflaschen-Inhaltsprüfer (falls keine Duo-Control-Anlage installiert ist), denn nichts ist schlimmer, als wenn bei minus 20 Grad in der Nacht die Heizung ausfällt und du erst wach wirst, wenn du schon Eiskristalle in der Nase hast.
- Gasflaschenadapter, um deutsche Flaschen auch in Finnland und Schweden auffüllen zu lassen.
- Stirnlampe, denn gerade bei der Eiseskälte ist es wichtig, die Hände bei der Hunderunde oder beim Fotografieren von Nordlichtern in den Taschen lassen zu können oder bei handwerklichen Dingen die Hände frei zu haben.
- Fotografen-Handschuhe, also fingerlose Handschuhe, um eine Kamera zu bedienen und für jede andere Tätigkeit, für die man mal kurz die Finger braucht. Man kann Fäustlinge darüber ziehen.
- Wetterfeste, warme Kleidung und natürlich Thermo-Unterwäsche. Ohne diese Schutzschicht hätten wir nicht überlebt.
- "Schneeketten" für die Schuhe, denn ohne diese Spikes für die Schuhe wären wir aufgeschmissen gewesen. Teilweise waren die Wanderwege so glatt, dass man sich besser mit Schlittschuhen fortbewegen könnte.
- Tageslicht-Lampe, um nicht gleich Trübsal zu blasen, wenn die Sonne erst um 9:30 Uhr aufgeht und um 14 Uhr schon wieder verschwunden ist.
- Glühwein für die winterliche Stimmung. Mit der nötigen Vorsicht im Wohnmobil dazu gerne auch ein paar Kerzen.