Wohnmobil-Tour Niederrhein

Es ist alles da am Niederrhein: hübsche Städtchen, weites, flaches Land und ein mächtiger Strom, der die Region prägt. Vor allem Radfahrer kommen auf ihre Kosten.
Radfahrer kommen hier voll auf ihre Kosten: Topfeben ist das weite Land. Auf über 2.000 Kilometer, so haben das Touristiker ausgerechnet, addiert sich das Geflecht der Radwege am Niederrhein. Da lohnt es sich, in die Pedale zu treten, denn unzählige asphaltierte oder gut präparierte Strecken durch Wald und Wiesen verbinden die Städte und Dörfer der Region wie ein Spinnennetz. Und das auch grenzüberschreitend. Bis in die Niederlande bedarf es von manchen Orten aus nur des sprichwörtlichen Katzensprungs.
Am Rhein entlang bis in die Niederlande
Ob Emmerich, Goch oder Straelen im Norden, ob Brüggen, Wassenberg, Heinsberg und Gangelt im Süden – überall lockt der kleine Grenzverkehr. Kaum zu glauben, dass es dann nur ein paar wenige Kilometer weiter doch ganz anders ausschaut als im eigenen Land. Umgekehrt haben sich auch diesseits der Grenze niederländische Einflüsse bewahrt. Am deutlichsten wird das durch die vielen Windmühlen am Niederrhein, von denen etliche inzwischen schön restauriert worden sind.
Auch sonst ist dieser Landstrich, der sich abseits der großen Städte am Rhein und im Ruhrgebiet gen Westen duckt, trotz der gravierenden Kriegsschäden mit Baudenkmälern gesegnet. In Emmerich überspannt die Mitte der 1960er-Jahre eingeweihte längste Hängebrücke Deutschlands den Rhein, in der Lohengrinstadt Kleve ist die mittelalterliche Schwanenburg eine der wenigen Höhenburgen am Niederrhein.
Nahe Bedburg-Hau bildet das neugotische Wasserschloss Moyland samt barocker Gartenanlage eine herrliche Kulisse. Und in Xanten, wo angeblich der Drachentöter Siegfried geboren wurde, präsentiert der Archäologische Park römische Reste der einstigen Stadt Colonia Ulpia Traiana, etwa das Amphitheater oder den Hafentempel.
Wallfahrtsorte Kevelaer und Goch
Auch das geistige Leben hat am Niederrhein seine Spuren hinterlassen. Kloster Kamp zum Beispiel kann eine Gartenanlage aufweisen, die eher bei einem königlichen Schloss denn in einer Zisterzienserabtei zu erwarten wäre. Der streng und akkurat gestaltete Terrassengarten soll sogar Kaiser Friedrich II. für sein Schlösschen Sanssouci als Inspiration gedient haben. Spirituell geht es auch in Kevelaer zu, dem größten Wallfahrtsort in Nordwest-Europa, wo Jahr für Jahr rund eine Million Menschen zur Gnadenkapelle pilgern. Deren religiöser Schatz ist ein kleiner Kupferstich mit einem Marienbildnis. Im nahen Goch gibt es seit über einem Jahrzehnt sogar eine spezielle Wallfahrt für Reisemobilisten, die dem in Goch geborenen Missionar Arnold Janssen gewidmet ist.
Überhaupt spielen Reisemobilisten in der ganzen Region eine wichtige Rolle. Immerhin 40 Städte und Gemeinden bekennen sich zum Reisemobiltourismus. Rund 70 Stellplatzangebote stehen bereit. Dazu zählen sowohl kleine und feine wie im Brachter Wald bei Brüggen, am Willisee im Klever Ortsteil Keeken oder an den Bädern von Straelen und Wassenberg als auch solche mit 30 bis 50 Plätzen wie die vorbildlichen Anlagen in Bedburg-Hau, in Gangelt, Issum, Kerken, Kempen, Rees und Wesel.
In der Kategorie darüber sind vor allem die angelegten Stellplätze an der Marina von Emmerich, am ehemaligen Kurpark von Kleve und am Fürstenberg in Xanten herausragend. Die größte Anzahl an Stellflächen findet sich mit insgesamt 220 in den Kevelaerer Ortsteilen Schravelen und Twisteden. Die meisten Stellplätze in einem Ort haben übrigens Kleve und Geldern zu bieten.
Die Liste empfehlenswerter Anlagen ist freilich noch deutlich länger. Jene in Grefrath, Hamminkeln und Kalkar gehören ebenso dazu wie die in Neukirchen-Vluyn, Rheurdt, Sonsbeck, Uedem und Weeze. Ein jeder hat so seine Favoriten. Schließlich dient der Niederrhein auch als Wochenend-Tipp für Städter in den angrenzenden Ballungsräumen. Deshalb kann es vielerorts spätestens ab Freitagabend ziemlich eng werden. Wer von weither anreist, lernt die Gegend nicht zuletzt wegen der vielen Freizeitmöglichkeiten für Naturfreunde und Aktive kennen, die zum Beispiel wandern, Kanu fahren, Wassersport betreiben oder die Bäder der Region besuchen wollen. Für sie schüttet der Niederrhein sein volles Füllhorn aus. Was zeigt: Hier kommen nicht nur Radfahrer auf ihre Kosten.