An der Küste entlang und ins Hinterland

Strände aus Fels und Sand, dazu nette Städtchen und lässige Urlaubsstimmung: Diese Reise führt vom Süden Schwedens an der Küste entlang ein gutes Stück nach Norden und biegt ab zum Vänern, dem größten See im Land.
Erste Erkenntnis dieser Tour: Der Strand von Skanör ist sagenhaft – feiner heller Sand, bewachsene Dünen, flaches Wasser – und das Meer ist an diesem Sommertag wunderbar warm. Ein lauer Wind weht, der Himmel ist voller Wölkchen, die immer mal wieder die Sonne verdecken. So fühlt sich der Sommer an im Süden Schwedens. Kinderlachen und Urlaubslaune liegen in der Luft.
Wir sind gestern spät am Abend hier angelandet. Direkt von der Fähre, die uns von Rostock nach Trelleborg gebracht hat. Skanör, der schöne Badeort auf der Westseite der Halbinsel Falsterbo, ist nur 25 Kilometer vom Fährterminal entfernt. In Skanör, das hatten wir in der promobil-App Stellplatz-Radar gesehen, gibt es einen Stellplatz für 36 Mobile. Heute Morgen: Aufwachen mit Blick aufs Wasser, ganz entfernt schimmert in leichtem Blau die berühmte Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Malmö verbindet. Der lange, feine, weiße Sandstrand mit seinen bunten Badehütten auf der einen Seite und netten Restaurants und Cafés auf der anderen ist natürlich sehr beliebt, besonders bei Familien mit Kindern. Das Coolste sind in diesem Sommer die dreirädrigen Lastenfahrräder mit der großen Transportbox vorne, in der am Morgen gut gelaunte Kinder an den Strand geradelt werden. Oder die Gattin nebst Mini-Hund. Schon ein bisschen Bullerbü hier!
Skanör ist ein guter Startpunkt für diese Mobil-Tour. Nach ein paar Tagen am Strand machen wir uns auf ins Wikingerdorf Foteviken. Die Führung auf Deutsch im authentischen Dorf-Nachbau direkt an der Ostsee ist spannend, das Leben dort vor ungefähr 1000 Jahren wird so lebendig. Hier war einer der größten Handelsplätze der Wikinger. Die von einem Schutzwall umgebene Siedlung umfasst 24 originalgetreu nachgebaute Gebäude. Es war eine wilde Zeit damals, das merkt man an vielen Details: Es gibt eine Schmiede, einen Kaufmannshof, auch eine Richtstätte. An den Eingangstoren stehen Wachen mit sehr schweren Kettenhemden. Das und die anderen Kampfutensilien bekommen wir reihum in die Hand gedrückt – "Vorsicht Kinder, schwer", sagt der Guide immer wieder – und er hat recht. Der Wikingerkönig Harald Blauzahn ließ hier einen Hafen für seine Kriegsflotte errichten.
Und jetzt kommt die Verbindung ins Jahr 2020: Der Funkstandard Bluetooth wurde ihm zu Ehren benannt, denn es war ihm gelungen, verfeindete Teile von Norwegen und Dänemark zu vereinen. Das Bluetooth-Logo setzt sich aus altnordischen Runen zusammen. Reisen bildet eben doch.
Auf dem Rad durch Malmö
Auch nach unserem Besuch in Malmö, der Hauptstadt der Provinz Skåne, sind wir hinterher ein bisschen klüger: Malmö, die fahrradfreundlichste Stadt Schwedens mit erstklassigem Radwegenetz, errollern wir uns. Überall stehen Leih-Roller. Also, App laden, ein bisschen schimpfen, weil die suboptimal programmiert ist, und los. Über den großen Marktplatz Stortorget im Herzen der Altstadt Gamla Staden mit dem imposanten roten, historischen Rathaus, Brunnen und Reiterstandbild von König Karl X. Gustav. Von Malmös Südstrand sieht man das spektakuläre neue Wahrzeichen der Stadt: den höchsten Wolkenkratzer Skandinaviens mit 190 Metern und 54 Etagen, den "Turning Torso" vom spanischen Architekten Santiago Calatrava. Jedes Stockwerk ist um ein paar Grad gedreht, bis es sich oben auf 90 Grad summiert hat.
Auf unserem Weg in den Norden kommen wir immer wieder zu schönen, lebendigen Städtchen wie Helsingborg, Varberg und Göteborg, landen in wilder Natur wie der schönen Kullen-Halbinsel. Und immer wieder machen wir Rast an tollen Stränden – eindrucksvolle Felslandschaften wie auf der Halbinsel Getterön bei Varberg. Und auch an weiten Sandstränden – wie zum Beispiel in Tylösand, der zu den schönsten im ganzen Land zählt. Das Tylösand-Hotel ist eine der Attraktionen des Ortes. Es gehört Per Gessle, dem Sänger von Roxette, der es zur größten Kunstgalerie Schwedens für zeitgenössische Fotografie gemacht hat.
Der Abstecher ins Hinterland ist mehr als eindrucksvoll: Zuerst bleiben wir einen Tag in Trollhättan und staunen über die große Schleuse im Göta älv, dem Fluss, der den Vänern-See mit dem Kattegatt verbindet. Nach Vänersborg fahren wir mit dem Fahrrad – auf einem gut ausgeschilderten Weg, immer am Flussufer und am See entlang. Erste Station sind die Wasserfälle von Trollhättan. Hier wird der Göta älv zur Stromherstellung aufgestaut. Die Schleusen werden dafür von Mitte Juni bis Mitte August jeden Tag genau um 15 Uhr geöffnet. Ein Schauspiel der Extraklasse: Dann donnern 15 Minuten lang unglaubliche 300.000 Liter Wasser pro Sekunde über 30 Meter in die Tiefe und fluten im Nullkommanix das Flussbett.
Vänersborg selbst ist ein ruhiges Städtchen, die Attraktion ist der Vänern-See, der übrigens der größte in ganz Schweden ist. Was sollen wir tun? Hier könnten wir angeln gehen, das ist sogar ohne Angelschein erlaubt; wir könnten eine Kanu-Tour unternehmen, ein SUP mieten, in den See springen und ein bisschen schwimmen – oder wir könnten im Ufercafé frische Waffeln mit Erdbeeren und Schlagsahne essen. Ist das nicht schön, wenn man so eine Auswahl hat?
Räksmörgås, das Krabbenbrot
Ein, zwei Salatblätter, etwas Dill und saure Sahne, ein paar Spritzer Zitrone, Gurke oder Ei und am besten so viele Krabben, dass die Brotscheiben gar nicht mehr zu sehen sind – fertig ist das schwedische Krabbenbrot. Die Räksmörgås gehören in Schweden zu den beliebtesten Smörgås und sind fast überall zu bekommen. Kaum etwas schmeckt so sehr nach Skandinavienurlaub wie dieser Berg frischer, kalter Krabben. Gesund und fettarm ist das Ganze außerdem.
Smörgås sind reichhaltig belegte Brotscheiben, sie sind typisch für Skandinavien – in Dänemark heißen sie Smørrebrød –, gelten als vollwertige Hauptmahlzeit und machen richtig satt. Durch den Belag mit Ei oder Käse, Fleisch oder Fisch, dazu Salatblätter oder verschiedene Gemüsestücke, sind sie mit dem im deutschsprachigen Raum üblichen "Butterbrot" nicht vergleichbar.
Tipp für Radfahrer: Kattegattleden
Die Kattegatt-Route wurde 2018 zum Europäischen Radwanderweg des Jahres gekürt. Er verbindet über 390 Kilometer Helsingborg im Süden mit Göteborg im Norden, immer in Meeresnähe und fast durchgehend asphaltiert. Vorbei an Sandstränden, Fischerdörfern, lebendigen Städten und grandiosen Aussichtspunkten. Man kann nahezu an jedem Punkt losfahren oder aussteigen, denn die Strecke ist gut mit anderen Verkehrsmitteln zu erreichen. Räder dürfen mit eigener Fahrkarte im Zug mitgenommen werden.
Schlossgärten von Malmö
Südlich des Schlosses Malmöhus erstreckt sich ein weitläufiger Schlosspark im typischen Stil der Jahrhundertwende mit großen Waldflächen, künstlichen Hügeln, Aussichtsplätzen und einigen Teichen. Ein Highlight ist der hier ebenfalls zu findende Schlossgarten. Erst Ende der 90er Jahre auf Initiative einiger gartenbegeisterter Malmöer Bürger geschaffen, wurde hier eine große Anzahl unterschiedlichster Nutz- und Zierpflanzen kultiviert. Die in verschiedene Areale wie Küchengarten, Obstgarten und Rosengarten unterteilte Anlage ist ein besonderer Ort der Ruhe und Entspannung mitten im quirligen Malmö. Ein gemütliches Café bietet Getränke und kleine Snacks an.
Kultur und Natur im Großformat
Mächtige Wasserfälle, mysteriöse Runensteine und lebendige Städte – Schweden ist immer eine Reise wert.
1. Skanör und Falsterbo Die beiden Stadtteile des 7.000-Einwohner-Ortes im Westen der Halbinsel Falsterbo zählten zu den ältesten Städten Schwedens. Sehenswert sind die aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammenden Kirchen in Skanör und Falsterbo sowie der kleine Fischerei- und Yachthafen von Skanör.
2. Malmö Die mit gut 300.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Schwedens war noch bis 1658 Teil Dänemarks. Die einstige Industriestadt hat sich inzwischen zu einem erstklassigen Kultur- und Gourmetreiseziel entwickelt. Zu den Highlights gehören das Renaissanceschloss Malmöhus, die Markthalle Saluhall und die charmante Altstadt mit dem zentralen Platz Lilla Torg.
3. Helsingborg 104.000 Einwohner zählt die an der schmalsten Stelle des Öresunds gelegene Stadt im südschwedischen Schonen. Neben einem großen Kulturangebot und diversen Museen weiß Helsingborg vor allem durch seine äußerst ansprechenden Strände, seine hervorragenden Restaurants sowie zahlreichen Kneipen und Cafés zu überzeugen.
4. Insel Tjörn Über Jahrhunderte prägten Fischerei und Bootsbau das Leben auf der sechstgrößten Insel Schwedens. Der Hauptort Skärhamn hat sich seinen Charme als historischer Fischerort erhalten. Hier befindet sich ein äußerst sehenswertes Aquarellmuseum. Alte Grabfelder und Runensteine lohnen einen Abstecher ins Landesinnere.
5. Trollhättan Der 48.000-Einwohner-Ort in der historischen Provinz Västergötland ist bis heute ein wichtiger Industriestandort. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten gehören die mächtigen Trollhättan-Wasserfälle. Wenn in den Sommermonaten die Schleusen geöffnet werden, bietet sich ein Naturspektakel der ganz besonderen Art.
6. Vänersborg In dem Hauptort der gleichnamigen Gemeinde am Südende des Vänern-Sees leben gut 23.000 Menschen. Rund um das Stadtzentrum mit vielfältigen Shoppingmöglichkeiten und gemütlichen Restaurants und Cafés ranken sich der Skräcklepark, das Vänersborg-Museum und das Erlebnisbad Vattenpalatset.
Übernachtungsmöglichkeiten in Schweden