Preisverdopplung beim ersten 3er mit Doppelendrohr

Ein 323i der Baureihe E21 kostet heute mehr als 30.000 Euro. Kaufen, halten, abstoßen? Wir zeigen die Wertentwicklung und ein Beispiel mit besonders wenig Laufleistung – das noch nicht verkauft ist.
1975 stellte BMW als Nachfolger der Bestseller-Baureihe 02 die erste 3er-Reihe vor. Zunächst gab es nur Vierzylinder-Versionen: 316, 318, 320 und 320i leisteten mit kettengetriebener obenliegender Nockenwelle zwischen 90 und 125 PS. 1980 folgen BMW mit 316 (entgegen der Typbezeichnung 1,8 Liter, 90 PS) und 318i (105 PS) zwei weitere Vierzylinder nach, 1981 erscheint das Sparbrötchen 315 mit 75 PS. Alle 4-Zylinder entstammten der gleichen Motorbasis, dem M10, der bereits aus 1602 bis 2002 bekannt war.
Im September 1977 und Februar 1978 lösten zwei brandneue Sechszylinder-Versionen mit zahnriemengetriebener Nockenwelle die vierzylindrigen 320 und 320i ab. Beim 320/6 mit 122 PS übernimmt ein Solex-Doppelvergaser die Gemischaufbereitung, beim 323i ist es eine Bosch K-Jetronic; damit leistete der größere Sechszylinder 143 PS. Verwirrend: Der Reihensechser hieß zunächst M60, dann M20. Später nannte BMW die seit 1992 verkauften Vierventil-V8 intern ebenfalls M60.
6-Zylinder im 3er: Anfang einer Erfolgsgeschichte
Wer fährt, gibt meist zu Protokoll, dass der 320/6 trotz 21 Minder-PS einen Tick besser am Gas hängt und laufruhiger wirkt, obwohl er mit einem Startpreis von 17.980 Mark um über 2.000 Mark günstiger war als der 323i. Sicher ein Grund, weshalb sich fast doppelt so viele Käufer für den 320er mit Vergaser entschieden.
Das macht den 323i heute eben auch seltener, exklusiver und teurer. Außerdem fasziniert heute wie damals sein Alleinstellungsmerkmal: die zweiflutige Abgasanlage mit zwei getrennten Endrohren unter dem linken und rechten Ende der verchromten Stoßstange – ein Merkmal, das ihn mit dem BMW 507, dem teuersten BMW-Oldtimer derzeit verbindet. Der legendäre Roadster der 50er-Jahre kostet gut und gerne das Hundertfache des 323i-Preis.
Allerdings haben sich fast alle E21-Modelle in den letzten zehn Jahren im Wert mindestens verdoppelt, wie Classic Analytics ermittelt hat und prozentual legte der 316 in den letzten fünf Jahren sogar am stärksten zu.
So rasant wird sich die Wertentwicklung in den kommenden Jahren wohl nicht fortsetzen, denn der Nachfolger E30 hat dem E21 in der Beliebtheitsskala schon lange den Rang abgelaufen, so die Einschätzung der Experten.
Beim E21 geriet der Start nach Einschätzung von Classic-Analytics-Experte Frank Wilke eher holprig: Eingefleischten 02-Fahrern war der erste Dreier nicht spritzig und nicht fahraktiv genug, die Entwickler hingegen hatten bewusst auf mehr Komfort und größeren Innenraum gesetzt – und sollten auf lange Sicht auch recht behalten. Variantenreichtum bezieht sich beim E21 nur auf den Motor, wenn man von den Baur Topcabriolets und den Alpina-Versionen absieht. Gesuchtestes Modell ist aus Wilkes Sicht auch heute noch der leistungsstarke 323i als Limousine, gute Exemplare gebe es nicht unter 30.000 Euro.
Lowmiler aus Schweden
Ein Beispiel für Marktpreise des selten gehandelten Modells: Auf der schwedischen Auktionsplattform Bilweb gab es im Mai 2025 einen Lowmiler-323i zu ersteigern: Extrem geringe und nachvollziehbare Laufleistung (rund 36.000 km) und selten genug beim 323i: unverbastelt. Für Frank Wilke "zeigen sich am weiß/blauen Himmel aber auf den zweiten Blick ein paar Eintrübungen: Der Wagen hat den Großteil seiner Gesamtlaufleistung in den ersten fünf Jahren abgespult, danach stand er viele Jahre ungenutzt herum. Wartung und Reparaturen hat der Eigentümer, angeblich ein versierter Schrauber, selbst gemacht und dabei nicht aufs Geld geachtet. Aber warum hat der Wagen dann 30 Jahre alte Reifen? Hinzu kommt, dass die Farbkombination grün/grün nicht jedermanns Sache ist und potenzielle Käufer auf gesuchte Extras wie Sportsitze, Sportgetriebe, sportliche Fahrwerkabstimmung oder gar eine Klimaanlage verzichten müssen. Mit diesen Abstrichen wäre das letzte Gebot von umgerechnet rund 34.000 Euro durchaus marktgerecht, so Wilke. Für das erreichte Gebot wollte der Verkäufer das Fahrzeug allerdings nicht abgeben. Vielleicht findet es sich bald wieder in einer Auktion. Aktuelle BMW-Angebote von Bilweb finden sich hier.