Das SID-Kalenderblatt am 23. September: Der erste Schwergewichtsweltmeister aus Afrika
Das SID-Kalenderblatt am 23. September: Der erste Schwergewichtsweltmeister aus Afrika
Gerhardus Christian Coetzee, genannt Gerrie, hatte kein großes Interesse an dem Sport, den ihm sein Vater Flip mehr oder weniger aufdrängen wollte.
München (SID) - Weil aber alles nur eine Frage des Geldes ist, ließ sich der kleine Gerrie gerne bestechen. Von seinem Herrn Papa, einem Trainer für Amateurboxer, bekam er jedes Mal 50 Cent zugesteckt, wenn er die Handschuhe anzog und in den Ring kletterte.
Gerrie Coetzee aus Boksburg östlich von Johannesburg in Südafrika wurde ziemlich schnell ziemlich gut und nach (je nach Quelle) 185 oder 192 Kämpfen als Amateur wechselte er 1974 im Alter von 19 Jahren zu den Profis. Coetzee war gefürchtet für seinen Punch, doch schnell wurde auch klar: Der Haudrauf mit dem markanten Schnauzbart konnte wenig mehr als hart zuschlagen.
Nach mehreren Handoperationen und einem dem Sieg gegen den ehemaligen Weltmeister Leon Spinks Anfang 1979 griff Coetzee im Oktober des Jahres erstmals nach der Krone im Schwergewicht. Im Kampf um den vakanten WBA-Titel verlor er jedoch vor 77.000 Zuschauern in Pretoria nach Punkten gegen John Tate aus den USA, dessen Reise nach Südafrika in Zeiten der Apartheid heftig kritisiert worden war.
Ein Jahr später kämpfte Coetzee erneut in Südafrika erneut um den nunmehr von Mike Weaver (USA) gehaltenen WBA-Gürtel. Erneut verlor er, diesmal durch technischen K.o. Am 23. September 1983 erhielt Coetzee eine dritte Chance, in Cleveland/Ohio boxte er gegen den unbesiegten und bestens vorbereiteten Michael Dokes. Coetzee schlug den großen Favoriten in der zehnten Runde k.o.
Die Regentschaft von Coetzee als erster Weltmeister im Schwergewicht aus Afrika und erster Weißer seit Ingmar Johansson aus Schweden dauerte freilich nur 14 Monate. Gleich seine erste Titelverteidigung verlor er durch K.o. gegen Greg Paige (USA). 1986 beendete Coetzee dann seine Karriere erstmals, danach gab es zwei kurze Comebacks, 1993 und 1997.
Seinen letzten Profikampf verlor Coetzee im Juni 1997 im Alter von 42 Jahren gegen Iran Barkley. Danach entzog ihm der Boxverband von Kalifornien die Lizenz und riet ihm dringend, mit dem Boxen aufzuhören. Coetzee gehorchte. Wer will, kann ihn heute als Motivationsredner buchen.