Nach Sieg gegen die Schweiz: DEB-Team hat erste WM-Medaille seit 1953 vor Augen

Nach Sieg gegen die Schweiz: DEB-Team hat erste WM-Medaille seit 1953 vor Augen
Drei Jahre nach der Silber-Sensation bei Olympia haben die deutschen Eishockey-Nationalspieler den nächsten historischen Coup vor Augen.
Riga (SID) - Nach einer fulminanten Aufholjagd besiegte das Team von Bundestrainer Toni Söderholm im Viertelfinale in Riga den Erzrivalen Schweiz mit 3:2 (0:1, 1:1, 1:0, 0:0, 1:0) nach Penaltyschießen, nur noch ein Sieg fehlt zur ersten WM-Medaille seit 68 Jahren.
"Es ist einer der größten Erfolge für das deutsche Eishockey. Man sieht, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Matchwinner Marcel Noebels, der den entscheidenden Penalty verwandelte: "Ich habe den Kopf einfach nur ausgeschaltet, mein Herz ist mir einige Etagen tiefer gerutscht. Ich bin stolz und froh, Teil der Mannschaft zu sein."
Tom Kühnhackl sprach von einem "unglaublichen Gefühl". Der späte Ausgleich habe dem Team "Auftrieb gegeben", sagte er: "Wir wussten, es geht um die Wurst und haben im letzten Drittel alles gegeben. Wir genießen, was passiert ist und bereiten uns dann auf den nächsten Gegner vor."
Dank der Tore des zweimaligen Stanley-Cup-Siegers Kühnhackl (38.) und des Verteidigers Leon Gawanke (60.) erreichte Deutschland das Penaltyschießen. Dort sorgten Noebels mit seinem entscheidenden Treffer und Torhüter Mathias Niederberger mit starken Paraden dafür, dass die Auswahl des Deutschen Eishockey.Bundes (DEB) ihren Erfolg von 2010 wiederholte. Bei der Heim-WM hatte sie nach einem 1:0 gegen die Eidgenossen am Ende Platz vier belegt und damit das beste Resultat seit Silber 1953 erzielt. Am Samstag kämpft das Söderholm-Team um den Einzug ins Endspiel. Für die Schweizer, die 2013 und 2018 jeweils WM-Silber gewannen, trafen Ramon Untersander (16.) und Fabrice Herzog (34.) zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung.
Aufatmen schon vor dem ersten Bully: Topscorer Noebels war rechtzeitig fit geworden. Der Spieler des Jahres in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) war beim hart umkämpften 2:1 im Vorrundenfinale gegen Gastgeber Lettland verletzt ausgeschieden, nachdem er das Siegtor erzielt hatte. Die Ärzte gaben grünes Licht. Zusammen mit seinen Berliner Klubkollegen Lukas Reichel und Leo Pföderl bildete der 29-Jährige wieder die deutsche Paradereihe.
"Viel Tempo, viel Leidenschaft und aggressive Zweikämpfe" hatte Söderholm erwartet und von einer "großartigen Gelegenheit für uns" gesprochen. Und recht damit: Das K.o.-Duell, das erste Spiel für die Deutschen in der kleineren Halle im Olympiasportzentrum, begann noch intensiver als die Vorrundenpartien.
Die Schweizer, die mit 27 Toren die zweitbeste Offensive der Vorrunde gestellt und zehn (!) Powerplay-Treffer erzielt hatten, hatten zunächst Probleme mit dem aggressiven deutschen Forechecking. Nur mit einer Einzelaktion durch Gregory Hofmann kamen die "Eisgenossen" gefährlich vor das Tor von Mathias Niederberger (6.). Die DEB-Auswahl setzte sich häufiger in der Angriffszone fest.
Als sich die Schweizer erstmals wirklich im deutschen Drittel festspielten, landete der Puck sofort im Tor. Verteidiger Untersander traf zur - zu diesem Zeitpunkt - überraschenden Führung des Favoriten. Erstmals in diesem Turnier stand Routinier Korbinian Holzer bei einem Gegentor auf dem Eis.
Die Schweizer erhöhten im Mittelabschnitt den Druck, ihr NHL-Star Timo Meier kam besser zum Zug. Der Mannheimer Matthias Plachta musste wegen eines Bandenchecks für zwei plus zehn Minuten auf die Strafbank, nur 22 Sekunden später leistete ihm Kühnhackl dort Gesellschaft - und die Eidgenossen konnten ihr gefürchtetes Überzahlspiel sogar mit fünf gegen drei aufziehen. Doch Holzer und Co. verteidigten aufopferungsvoll.
Kühnhackls drittes Turniertor weckte neue Hoffnung. Die DEB-Auswahl ging mit zusätzlicher Energie ins Schlussdrittel, erhöhte den Druck und erzwang mit dem Ausgleich 44 Sekunden vor Schluss die Verlängerung.