Forderung nach WM-Absage: Hanning "stocksauer" und "fassungslos"

DHB und HBL gegen späteren Saisonstart und WM-Absage
Köln (SID) - Der Deutsche Handballbund (DHB) und die Bundesliga HBL haben den Forderungen nach einem späteren Ligabeginn und einer Absage der WM vom 13. bis 31. Januar 2021 in Ägypten eine klare Abfuhr erteilt. "Ein Saisonstart am 1. Oktober bleibt fest in unserem Fokus", hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme vom Donnerstagnachmittag, "eine weitere Verschiebung konterkariert alle bisherigen Planungen und gefährdet andere, für den deutschen Handball enorm wichtige nationale und internationale Wettbewerbe. Dazu zählt auch die WM in Ägypten. Gastgeber Ägypten und Ausrichter IHF werden alles unternehmen, um eine sichere WM zu ermöglichen."
Zuvor hatten Vereinsvertreter aus Kiel und Flensburg entsprechende Forderungen in einem Doppel-Interview mit der Sport Bild ausgesprochen. DHB-Vize Bob Hanning reagierte "stocksauer und fassungslos". Besonders die Begründung einer WM-Absage von Boy Meesenburg, Beiratschef der SG Flensburg-Handewitt, stieß dem Geschäftsführer der Füchse Berlin mächtig auf: "Es ist arrogant und respektlos, den Ägyptern abzusprechen, Hygienestandards einhalten zu können. Natürlich können sie das. Die gehen doch nicht noch im Vierfüßlerstand über die Straße. Ich distanziere mich von solchen Aussagen."
Meesenburg hatte erklärt: "In Ägypten treffen sich 32 Handball-Völker aus aller Welt, teils aus Corona-Krisengebieten. Ägypten steht zudem nicht gerade in dem Ruf, die höchsten Hygienezustände der Welt zu haben". Diese "WM darf nicht stattfinden", sagte er. Marc Weinstock, Aufsichtsratschef bei Meister THW Kiel, ergänzte: "Nichts gegen Ägypten, aber die Spieler müssten voraussichtlich hinterher 14 Tage in Quarantäne. Das macht überhaupt keinen Sinn."
Auch ein geforderter Saisonstart der Bundesliga erst zum 1. Januar 2021 sei also keine Option. Das sieht auch Hanning so. "Wir müssen so schnell wie möglich wieder auf die Plattform. Diese Möglichkeit aus der Hand zu geben, wäre völlig verkehrt", sagte der 52-Jährige. Die Saison soll trotz steigender Infektionszahlen möglichst auch mit Zuschauern beginnen.
Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi plädiert beim Thema Saisonstart dafür, dass "wir uns eine gewisse Flexibilität erhalten - wir dürfen uns vor nichts verschließen", sagte er dem SID: "Wir haben uns vor zwei Monaten, auch geprägt von einem gewissen Optimismus, auf den 1. Oktober als Ligastart geeinigt. Das sollte aber meiner Meinung nach nicht heißen, dass wir aufhören darüber zu diskutieren, was das Beste für den Handball ist."
Natürlich brauche der Handball "die Plattform Bundesliga, um wieder sichtbar zu werden, alle wollen wieder spielen - aber der Handball braucht auch gesunde Vereine", sagte Szilagyi. Viele Spiele ohne Zuschauereinnahmen könnten die Klubs nicht verkraften. "Die Entscheidung vor zwei Monaten für den Restart war durch geringe Corona-Neuinfektionen gerechtfertigt, aber jetzt haben wir eine etwas veränderte Situation", sagte er: "Und deshalb sage ich: Wir müssen flexibel sein."