Das SID-Kalenderblatt am 18. Mai 2020: George Horine springt zwei Meter hoch

Das SID-Kalenderblatt am 18. Mai 2020: George Horine springt zwei Meter hoch
Köln (SID) - Vielleicht nicht eine solche, welche die Zeitläufe der großen Weltgeschichte umwälzt. Wohl aber eine solche, die eine Sportart auf den Kopf stellt. Wie jene, die einst George Horine im Hochsprung lostrat.
Der Horinesche Backyard im heimischen Kalifornien war nämlich derart beschaffen, dass der junge Hüpfer bei seinen Trainingssprüngen nur von einer Seite aus anlaufen konnte. Die bis dahin übliche Technik des Schersprungs, bei der die Athleten nahezu aufrecht die Latte überwanden, war damit für Horine nicht mehr anwendbar, er musste inmitten der Bewegung den Körper drehen - die Western Roll war geboren.
Sein Trainer an der Universität von Stanford, wo sich die Anlaufrichtungen wieder verdoppelten, wollte Horine später die unkonventionelle Technik austreiben. Letztlich - zum Glück - vergebens: Am 18. Mai 1912 sprang der damals 22-Jährige in Palo Alto als erster Mensch zwei Meter hoch, knackte eine Traumgrenze des Menschenmöglichen. Horine selbst war die Schallmauer damals kaum bewusst: Für ihn als Amerikaner wurden 6 Fuß und 7 Inches gemessen.
Der Ruhm folgte aber: Der Weltverband erkannte die später auf 2,01 m korrektgerechnete Marke als ersten Weltrekord der Hochsprung-Geschichte an. Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm gewann Horine, "obwohl er nicht seinen besten Tag hatte", wie die Stanfords Sportchronik festhielt, Bronze und damit die erste Olympia-Medaille der kalifornischen Talentschmiede. In Stockholm siegte Horine zudem im Demonstrations-Wettbewerb mit den US-Baseballern.
Die Entwicklung im Hochsprung nahm indes erst richtig Fahrt auf: Die Western Roll des 1948 verstorbenen Horine wurde bald vom Straddle abgelöst, einer konsequenten Weiterentwicklung, bei der die Latte auf dem Bauch liegend überquert wurde. Mitte der 60er drehte Dick Fosbury mit seinem berühmten Flop die Disziplin auf den Rücken. Es scheint die letztgültige Entwicklung zu sein - wenn nicht irgendjemandes Garten etwas anderes erfordert.