Das SID-Kalenderblatt am 18. September: Sperre für Baumann in der Zahnpasta-Affäre

Das SID-Kalenderblatt am 18. September: Sperre für Baumann in der Zahnpasta-Affäre
Hamburg (SID) - Bis heute ist eines der großen Kriminal-Stücke der deutschen Sportgeschichte nicht abschließend geklärt.
"Ich konnte es nicht glauben, denn es konnte nicht sein", sagte Baumann, nachdem man in seiner Dopingprobe das verbotene anabole Steroid Nandrolon gefunden hatte. Am 18. September 2000, unmittelbar vor Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Sydney, wurde der heute 55-Jährige, der Olympiasieger von Barcelona, der 'weiße Kenianer', der engagierte Anti-Doping-Kämpfer, schließlich nach langem Hin und Her vom Weltverband für zwei Jahre gesperrt. Geschlagen und gefrustet flog Baumann zurück in die Heimat.
Baumann beteuerte stets seine Unschuld, das juristische Tauziehen hält die Sportwelt zweieinhalb Jahre in Atem, der Skandal wird sogar verfilmt ("Ich will laufen! Der Fall Dieter Baumann"). Führende Experten im Anti-Doping-Kampf wie der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke glaubten ihm, doch beweisen konnte Baumann es nie. "Das gehört zu meiner Vita. Ich habe den Eindruck, viele wissen gar nicht mehr, was damals passiert ist. Da schwebt nur noch das Wort Zahnpasta drüber", sagte Baumann einmal dem SID.
Ab 2002 durfte Baumann schließlich wieder laufen, bei der Heim-EM in München holte der Altmeister über 10.000 m noch einmal Silber. Ein Jahr später beendete er seine Karriere. Seitdem tourt Baumann als eine Art Mischung aus Kabarettist, Motivator und Geschichtenerzähler über die Kleinbühnen der Republik. Zahnpasta-Witze dürfen in seinem Programm nicht fehlen.