Das SID-Kalenderblatt am 21. Juni: Hary läuft die 100 m in 10,0 Sekunden

Das SID-Kalenderblatt am 21. Juni: Hary läuft die 100 m in 10,0 Sekunden
10,0 Sekunden, Weltrekord - das konnte nicht sein.
Hamburg (SID) - Ungläubig starrten die Kampfrichter im Züricher Letzigrund am Abend des 21. Juni 1960 auf ihre Stoppuhren. Und erklärten den 100-m-Lauf mitsamt der Siegerzeit von Armin Hary wegen eines angeblichen Frühstarts für ungültig.
35 Minuten später bleiben die Uhren beim Wiederholungslauf tatsächlich erneut bei glatten zehn Sekunden stehen. Jetzt war der damals 23 Jahre alte Saarländer auch offiziell der schnellste Mann der Welt und spätestens am Tag danach eine Legende des deutschen Sports.
Nur 72 Tage später steigerte sich der Ruhm fast ins Unermessliche, als er in Rom Gold über 100 m holte und später die deutsche Sprintstaffel zum Olympiasieg führte. Wirklich gefeiert wurde Hary aber nur von den deutschen Sportfans, die Verbandsfunktionäre hatten durchaus ihre Probleme mit dem populären Sprinter und vor allem dessen unangepasster Attitüde.
"Zu meiner Zeit war der mündige Athlet noch nicht erfunden. Ich habe mir nicht viel gefallen lassen", sagte der "blonde Blitz" rückblickend auf so manches Scharmützel mit der sportlichen Führung. Ständig gab es Reibereien.
Auseinandersetzungen über eine Spesenabrechnung und Knieprobleme nach einem Autounfall führten schon 1961 zum Karriereende - mit gerade einmal 24 Jahren.
Zu früh? "Es war nicht leicht aufzuhören. Aber sie haben es mir leichter gemacht", erinnert sich Hary. Und schließlich: "Ich hatte ja alles erreicht."