Das SID-Kalenderblatt am 23. August: Bolt wird zum letzten Mal 100-m-Weltmeister

Das SID-Kalenderblatt am 23. August: Bolt wird zum letzten Mal 100-m-Weltmeister
Köln (SID) -
Nach dem Finale im Vogelnest war sie wieder da, die Leichtigkeit, die Bolt groß gemacht hatte, die ihm aber im Herbst seiner unfassbaren Karriere zusehends abhanden kam. In Peking war er sieben Jahre zuvor bereits zum ersten (und zweiten und dritten Mal) Olympiasieger geworden, in Berlin hatte er ein Jahr später die Weltrekorde über 100 m (9,58) und 200 m (19,19) erzielt, die bis heute Bestand haben und die Bolt bis zu seinem Karriereende zunehmend verzweifelt jagte.
Zwei Tage vor dem Pekinger Finale war Bolt 29 Jahre geworden, und gerade für ihn war es unerträglich schwer festzustellen, dass er die Grenzen eben nicht mehr mit der Selbstverständlichkeit seines knapp 23-jährigen Ichs von Berlin sprengen konnte. In dieser Saison 2015 war Bolt sehr schwer in Fahrt gekommen, der Körper spielte nicht mit.
Ausgerechnet der noch vier Jahre ältere Gatlin, obendrein mehrfach erwischter Dopingsünder, war der bestimmende Sprinter der Saison, Bolt - welche Majestätsbeleidigung - nur der Jäger. Doch Bolt war im entscheidenden Moment wieder einmal voll da, rannte Saisonbestleistung von 9,79 Sekunden und holte seinen dritten WM-Titel im Königssprint. "Ich war relaxed und habe mir keinen Stress gemacht" sagte Bolt, doch wer ihn zuvor gesehen hatte, wusste, dass es geflunkert war.
"Mein Ziel ist es, bis zu meinem Karriereende die Nummer eins zu bleiben", sagte er noch, doch der Peking-Triumph sollte sein letzter WM-Titel über 100 m bleiben. Bei Olympia 2016 gelang ihm noch einmal der Kraftakt, aus zunehmend müden Beinen drei Goldmedaillen herauszuholen, danach hätte er als der Größte und praktisch unbesiegt abtreten können.
Doch Bolt machte weiter, trat noch einmal bei der WM 2017 an, es wurde seine letzte. Über 100 m reichte es in einem der langsamsten Finals der Weltmeisterschafts-Geschichte mit Ach und Krach zu Bronze. Der Sieger: Gatlin, 35 Jahre alt.