Para-WM: Abschaffung der Prothesenstaffel für Beucher "realitätsfern"

Para-WM: Abschaffung der Prothesenstaffel für Beucher "realitätsfern"
München (SID) - "Das ist eine Selbstbeschneidung der Attraktivität. Wir wollen im Rahmen der Inklusion auf Augenhöhe mit den olympischen Athleten. Dann muss es auch gleiche Wettbewerbe geben. Das zeigt eine gewisse Realitätsferne", sagte Beucher, Chef des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), dem SID.
Bei der Para-WM der Leichtathleten in Dubai wurde die klassische Prothesenstaffel durch eine Universalstaffel ersetzt, die am Donnerstag WM-Premiere feierte. "Die Tatsache, dass Sportler mit verschiedenen Handicaps zusammen eine Staffel bilden, hat etwas. Aber dafür einen Klassiker wegfallen zu lassen, dafür habe ich kein Verständnis", ergänzte Beucher.
Die Premiere lief für die deutsche Mannschaft auch alles andere als glücklich. Nach einem Protest der Russen und Spanier wurden die eigentlich für das Finale qualifizierten Deutschen wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Auch ein Gegenprotest der Mannschaft um 100-m-Weltrekordler Johannes Floors (Leverkusen), Katrin Müller-Rottgardt (Wattenscheid), Nele Moos (Leverkusen) und Alhassane Balde (Bonn) brachte keinen Erfolg.
"Wir fühlen uns unfair behandelt, weil es aus unserer Sicht keinen Wechselfehler gab. Wir haben alle Beweise erbracht, aus unserer Sicht war es ein regelkonformer Wechsel, den auch beide Athleten so bestätigt haben", sagte Bundestrainerin Marion Peters: "Hier gilt nicht im Zweifel für den Angeklagten, sondern hier wird einfach eine Entscheidung ohne eindeutigen Beweis seitens des Veranstalters gefällt."
Staffel-Paralympics-Sieger David Behre hatte die Entscheidungen des Internationalen Verbandes IPC über die Abschaffung der Prothesenstaffel bereits vor den Titelkämpfen als "ganz klare Fehlentscheidung" bezeichnet. "Mit Leistungssport hat das nicht viel zu tun, das ist ein Rückschritt in Richtung Rehasport", sagte er dem ZDF.
In der Universalstaffel treten zwei Männer und zwei Frauen mit unterschiedlicher Behinderung gemeinsam an. Es startet ein sehbehinderter Läufer, der übergibt auf einen Läufer, der eine Spastik hat. Danach kommt ein Prothesenläufer und den Abschluss macht ein Rollstuhlfahrer.
Das werde das reinste "Kuddelmuddel", warnte Felix Streng, Dritter über 100 m. Und er sollte recht behalten. Vier der 14 gestarteten Staffeln wurden in den Vorläufen disqualifiziert, drei davon begingen wie die Deutschen bereits bei der ersten Staffelübergabe einen Wechselfehler.
Die deutsche Prothesenstaffel war in den vergangenen Jahren eines der Aushängeschilder des DBS. Das Team um Weitsprungstar Markus Rehm gewann bei den letzten vier Großereignissen jeweils den Titel.