Speer-Star Vetter qualifiziert sich erst im letzten Versuch

"Kann es gerade nicht ändern": Ratloser Vetter müht sich ins Speer-Finale
Ausgerechnet vor dem generalstabsmäßig geplanten Angriff auf das ersehnte Olympia-Gold herrscht bei Johannes Vetter große Ratlosigkeit.
Tokio (SID) - "Es ist, wie es ist. Ich kann es gerade nicht ändern und muss das Beste daraus machen", sagte der deutsche Speer-Rekordler, nachdem er mit Ach und Krach in Tokio die Qualifikation überstanden hatte.
Mit 82,04 und 82,08 m hatte der 28 Jahre alte Offenburger am Mittwochmorgen die zum direkten Einzug in die Entscheidung am Samstag (13.00 Uhr MESZ) geforderten 83,50 m klar verfehlt. Erst im letzten Versuch klappte es mit 85,64 m. Von der kraftvollen Leichtigkeit des Topfavoriten, der Ende Mai 96,29 m geworfen und im Vorjahr mit 97,76 m die zweitbeste Weite der Geschichte erzielt hatte, war aber wenig zu entdecken.
"Es kam heute auf die direkte Qualifikation an, die habe ich geschafft", sagte der merklich angefressene Vetter: "Aber seit den Wettkämpfen vor Olympia ist ein bisschen der Wurm drin. Ich kriege nicht das richtige Timing hin, dass ich sage, da passt alles, und dann knallt es da vorne."
Bis Samstag werde er mit seinem Trainer Boris Obergföll nach Auswegen suchen, mit dem auch für die Fußball-Nationalmannschaft zuständigen Sportpsychologen Hans-Dieter Herrmann will er ausführlich telefonieren. Denn "im Kopf", sagte Vetter in der ARD, sei "relativ viel los."
Chancenlos wird aber auch ein "halbstarker" Vetter im Finale nicht sein - besser war in der Qualifikation nur der Inder Neeraj Chopra. Julian Weber (Mainz) schaffte es als Sechstbester (84,41) in den Medaillenkampf, Rio-Olympiasieger Thomas Röhler (Jena) fehlt in Tokio verletzt.