Auch Freitag gegen Spiele in Großbritannien: Hoffentlich kein Superspreader-Event

Freitag: "Es kommt, wie es kommen musste"
Dagmar Freitag sieht EM-Spiele in Großbritannien wegen der Ausbreitung der Delta-Variante kritisch und macht sich für München als Spielort stark.
Köln (SID) - Dagmar Freitag sieht EM-Spiele in Großbritannien wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus kritisch und macht sich für München als alternativen Spielort stark. "Ich hoffe für uns alle, dass das nicht zu einem Superspreader-Event wird", sagte die Vorsitzende im Sportausschuss des Bundestages im Interview mit Bayern2-radioWelt.
Bereits am Montag hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betont, München sei gerne bereit, weitere EM-Spiele auszutragen. Freitag stimmte zu. "Es wäre alles eine gute Idee, die Verbreitung des Virus, insbesondere der Delta-Variante, zu verhindern", sagte die SPD-Politikerin.
Auch CDU-Europapolitiker Peter Liese steht den geplanten Spielen in London skeptisch gegenüber. Die Delta-Variante mache es "unmöglich, dass in London 40.000 Zuschauer beim Endspiel ins Stadion kommen", schrieb der gesundheitspolitische Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament in einem offenen Brief an den UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin: "Hier muss dringend ein strengeres Hygienekonzept her. Vielleicht ist eine Verlegung sogar unausweichlich."
Insbesondere in England breitet sich die als besonders ansteckend geltende Variante aus. Ungeachtet dessen sollen im Londoner Wembley-Stadion zwei Achtelfinalspiele, beide Halbfinals und das Finale steigen. Die Pläne sehen zudem vor, mehr Fans zuzulassen. EM-Spiele finden außerdem in Großbritannien im schottischen Glasgow statt.
In der Vorrunde dürfen 22.500 Zuschauer in die Wembley-Arena, dies entspricht einem Viertel der maximalen Kapazität. Bereits ab dem Achtelfinale (Samstag) sollen jedoch 45.000 Plätze gefüllt werden und damit die Hälfte der 90.000 Sitze.
Vor Freitag hatten auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vor Spielen in London vor Zuschauern gewarnt. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron und der italienische Ministerpräsident Mario Draghi sehen den Spielort kritisch.
Laut einem Bericht der Tageszeitung The Times erwägt die UEFA, die Finalspiele an einem anderen Ort auszutragen. Hauptgrund dafür ist aber nicht die Sorge vor der Delta-Variante, sondern eine Debatte über Reiserestriktionen in Großbritannien. Offenbar möchte der Verband Ausnahmeregelungen für seine VIP-Gäste erwirken, sodass die Quarantäneregeln nicht zählen. Andernfalls könnte man London die Spiele entziehen, Budapest stünde laut Times als Alternative bereit.
Liese hält das für die falsche Herangehensweise. "Die Alternativspielorte sollten durch die UEFA aber nicht danach gewählt werden, wo am meisten Zuschauer zugelassen sind, sondern danach, welche(s) Stadion/Stadt das beste Hygienekonzept hat und der Gesundheitsschutz am besten gewährleistet ist, schrieb er bei Twitter: "Volle Stadien wie in Budapest, als würde es Corona nicht mehr geben, sind ein fatales Zeichen. Die UEFA sollte jetzt mal endlich nicht auf den Kommerz gucken, sondern auf den Gesundheitsschutz."