Das SID-Kalenderblatt am 24. Mai: Das "Wunderteam" deklassiert Deutschland
Das SID-Kalenderblatt am 24. Mai: Das "Wunderteam" deklassiert Deutschland
Im November 2020 wurde in Fußball-Deutschland die schmerzhafte Erinnerung an ein "Wunderteam" wach.
Köln (SID) - Ein 0:6 wie gegen Spanien, das hatte es zuvor nur einmal gegeben: Am 24. Mai 1931 ging die deutsche Nationalmannschaft in Berlin gegen den kleinen Nachbarn Österreich unter. Die Elf von Trainer Hugo Meisl spielte damals derart geschwind, ja, sie scheiberlte, dass sich der Spitzname für immer in der Fußballgeschichte einbrannte.
"Wunderteam - Quatsch!", polterte Meisl später. Ihm war dieser Beiname nicht so recht. "Die Idioten, die ihm diesen Namen gegeben haben, gehören aufgehängt. Überall verfolgt einen die verwünschte Phrase. Wunderteam! Heute gibt es keine Wunder mehr, und am allerwenigsten bei uns. Der Teufel möge denjenigen holen, der diesen albernen Ausdruck erdacht hat."
Meisl selbst, so will es zumindest die Erzählung, hatte zunächst einen anderen Namen für seine Elf erfunden. Der kritischen Wien.r Sportpresse warf Meisl vor dem Länderspiel am 16. Mai 1931 gegen Schottland im Ring-Cafe einen Zettel mit der Aufstellung hin - und rotzte dazu: "Hier habt's euer Schmiranskiteam!" Wie von den Herren Journalisten gefordert mit den Mittelstürmern Matthias Sindelar von der Austria und Fritz Gschweidl von Vienna Wien.
Das 5:0 gegen die damalige Fußball-Supermacht von der Insel gilt bis heute als die Geburtsstunde des "Wunderteams", das Deutschland eine Woche später in Berlin auseinandernahm und weitere Siege aneinanderreihte. Im September schoss Sindelar beim 5:0 in Wien drei Tore gegen Deutschland, im April 1932 war er beim 8:2 gegen Ungarn erneut dreimal erfolgreich.
Sogar die alles überragenden und in der Heimat noch ungeschlagenen Engländer hatte die Meisl-Elf im Dezember '32 beim 3:4 in London am Rande einer Niederlage.
"A Schupferl, a Gaberl, a Scheiberl, a Goal": Technisch überragend kombinierten sich Sindelar, Gschweidl, Anton Schall und Co. durch die Reihen und gewannen auch einen Titel: Der Svehla Cup, ein Wettbewerb für Nationalmannschaften im Gruppenmodus, galt als Vorläufer der EM. Österreich siegte vor Italien und Ungarn.
Das Ende der Ära des "Wunderteams" ist nicht so exakt wie die Geburtsstunde zu datieren, im April 1933 verlor Österreich jedenfalls 1:2 gegen die Tschechoslowakei.
Geblieben ist der Stolz. Auf seiner Homepage schreibt der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB): "Österreich war gewissermaßen das Brasilien jener Jahre. Was Spielwitz und Technik anbetraf, so gab es keinen besseren Fußball als den österreichischen."