DFB-Ethiker: Knobloch erhebt nach Rücktritt schwere Vorwürfe gegen Koch und Osnabrügge

Zurückgetretener Ethiker Schneider wirft DFB-Spitze schlechten Stil vor
Nach seinem Rücktritt aus der Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat Bernd Knobloch die Verbandsspitze scharf angegriffen.
Frankfurt am Main (SID) - In seiner Rücktritts-Mail, aus der die Süddeutsche Zeitung zitierte, schrieb der Jurist vom "Gipfel einer seit Monaten laufenden Kampagne gegen mich als Vorsitzenden", nachdem Irina Kummert am Mittwoch vom DFB-Präsidium zur neuen Vorsitzenden des Gremiums gewählt worden war.
Nach dem Tod des Bundestags-Vizepräsidenten Thomas Oppermann (SPD) im vergangenen Oktober war die Ethikkommission kommissarisch von Knobloch geleitet worden, der vor der Wahl am Mittwoch von seiner Berufung zum ordentlichen Vorsitzenden ausgegangen war. Kummerts Wahl zur neuen Chefin "und die Umstände dieser Wahl lassen für mich eine weitere Mitarbeit nicht zu", schrieb Knobloch weiter, der wie die weiteren Mitglieder Nikolaus Schneider und Birgit Galley am Mittwochabend zurückgetreten war.
Der kicker berichtete, dass Knobloch dabei schwere Vorwürfe der Demontage gegen DFB-Interimspräsident Rainer Koch und Schatzmeister Stephan Osnabrügge erhoben habe. Osnabrügge habe bereits Ende März einen Befangenheitsantrag gegen Knobloch gestellt, den das DFB-Sportgericht aber für nichtig erklärt habe. Zudem habe der Schatzmeister laut Knobloch "auch in anderem Zusammenhang den Mitgliedern der Prüfungskommission angedroht, diese persönlich haftbar zu machen, wenn sie nicht ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse abändern."
Darüber hinaus sei Knobloch von Koch im April aufgefordert worden, eine virtuelle Vorstandssitzung zu verlassen. Noch im Dezember sei er aber als kommissarischer Ethikchef als neues Vorstandsmitglied begrüßt worden. "Ein derartiges Verhalten, das im zeitlichen Zusammenhang mit dem Befangenheitsantrag von Herrn Osnabrügge stand, war Rufschädigung und sollte den Weg bereiten, den Vorsitzenden der Kommission zu demontieren", meinte Knobloch.
Koch widersprach diesen Aussagen vehement. "Herr Knobloch ist nie zum Vorsitzenden der Ethikkommission berufen worden. Folglich hat er auch zu keinem Zeitpunkt dem DFB-Vorstand angehört", sagte er auf SID-Anfrage: "Seine entsprechenden gegenteiligen Behauptungen sind zweifelsfrei falsch." Auch habe er bei besagter Sitzung schließlich davon abgesehen, Knoblochs "satzungsmäßig formal unberechtigte Teilnahme" weiter zu beanstanden, weshalb dieser teilnehmen durfte.
Die Ethikkommission hatte in den vergangenen Wochen vor allem mit der Aufarbeitung des Machtkampfs an der DFB-Spitze um den zurückgetretenen Präsidenten Fritz Keller und Ex-Generalsekretär Friedrich Curtius zu tun. Sie ermittelte auch gegen Koch, der den DFB an der Seite von Profi-Vertreter Peter Peters bereits zum dritten Mal als Interimspräsident führt. Die Frauen-Initiative um Katja Kraus hatte sich an die Kommission gewandt, um einen Vorfall mit Koch bewerten zu lassen.
Laut SZ sollen Knobloch und Galley ihre Rücktritte bereits verbandsintern vorab angekündigt haben, falls Kummert gewählt werde. Da die Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft nun das einzig verbliebene Mitglied der DFB-Ethikkommission ist, ist das Gremium vorerst handlungsunfähig. Mindestens drei Mitglieder sind nötig.