Fußball-WM: Schiedsrichter-Bosse bewerten Videobeweis-Einsatz als Erfolg

Fußball-WM: Schiedsrichter-Bosse bewerten Videobeweis-Einsatz als Erfolg
Moskau (SID) - Die Schiedsrichter-Bosse des Fußball-Weltverbandes FIFA haben den erstmaligen Einsatz des Videobeweises bei der WM-Endrunde in Russland als Erfolg gefeiert. "Auch durch den Videobeweis kann keine Perfektion erreicht werden. Aber mit 99,3 Prozent an richtigen Entscheidungen sind wir sehr nahe an der Perfektion", sagte der Kommissions-Vorsitzende Pierluigi Collina am Freitag bei seinem Zwischenfazit nach der Vorrunde: "Wir sind sehr zufrieden damit, wie die Dinge gelaufen sind."
Laut Collina wurden während der bisherigen 48 Spiele insgesamt 335 Szenen überprüft. Damit kam das technische Hilfsmittel im Schnitt 6,9 Mal pro Spiel zum Einsatz. Zu einer tatsächlichen Spielunterbrechung führten 17 Entscheidungen, davon wurden 14 durch den Schiedsrichter am Spielfeldrand überprüft. 14 Referee-Fehler wurden am Ende geändert. Die Entscheidungsfindung dauerte durchschnittlich 80 Sekunden.
Welche Schiedsrichter während der K.o.-Runde noch zum Einsatz kommen und welche nach Hause geschickt werden, ist noch offen. "Wir werden jetzt die Leistungsbilanz ziehen. Wir werden sehr offen reden. Aber wir haben noch keine Entscheidung getroffen", sagte FIFA-Direktor Massimo Busacca.
Eine konkrete Stellungnahme zum Kriegsverbrecher-Vergleich des serbischen Trainers Mladen Krstajic in Zusammenhang mit dem deutschen Schiedsrichter Felix Brych (München) lehnte Collina ab: "Das ist nicht unsere Sache, das ist die Aufgabe der Disziplinarkommission."
Nach Ansicht Collinas ist der neue Strafstoß-Rekord nicht alleine auf den Videobeweis zurückzuführen. "Es herrscht allerdings eine bessere Kontrolle der Strafräume", sagte der Italiener. Bisher wurden 24 Elfmeter gepfiffen, die bisherige Höchstmarke lag bei 18. Laut den offiziellen FIFA-Zahlen wurden sieben Strafstöße aufgrund der Überprüfung gegeben, zwei wurden zurückgenommen.
Für die Kritik am Videobeweis und das Fordern von Erklärungen durch den serbischen sowie den brasilianischen Verband hatte Collina kein Verständnis. "Wir waren davon Überrascht, dass es manchmal Erklärungsbedarf gab. Es gab merkwürdig Fragen und Kommentare", äußerte Collina: "Dabei kam es einem vor, als ob an der Intelligenz der Schiedsrichter gezweifelt wird."
Die Statistik der FIFA weist eine gestiegene Netto-Spielzeit im Vergleich zur Endrunde vor vier Jahren aus. Von 55,24 Minuten pro Partie ging es auf 56,45 Minuten nach oben. Auch aufgrund des Videobeweis-Einsatzes gab es durchschnittlich eine längere Nachspielzeit: 6,15 Minuten im Vergleich zu 5,19 Minuten in Brasilien.
162 (3,4 im Schnitt) Gelbe Karten wurden gezeigt. Es gab eine Rote und zwei Gelb-Rote Karten.