Beucher nach Platz zwölf im Medaillenspiegel gelassen: "Mich stört das nicht"
Beucher nach Platz zwölf im Medaillenspiegel gelassen: "Mich stört das nicht"
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher nimmt das historisch schwache Abschneiden des Team D Paralympics bei den Spielen in Tokio gelassen.
Tokio (SID) - "Die paralympische Leistungssportbewegung ist unwahrscheinlich explodiert, die Leistungsbreite ist größer geworden", sagte der Chef des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) im SID-Interview: "Auf einmal steht ein Land wie Aserbaidschan vor Deutschland im Medaillenspiegel. Mich stört das nicht."
Vielmehr zeige das, so Beucher weiter, "dass die Paralympics ihren Zweck erfüllen. Behindertensport wird auch in Länder getragen, wo früher Menschen mit Behinderung am Rande der Gesellschaft versteckt waren." Deutschland schloss die Paralympischen Spiele in Tokio nach 13 Gold-, zwölf Silber- und 18 Bronzemedaillen mit Platz zwölf im Medaillenspiegel ab, zuvor war Rang elf in Peking 2008 das schlechteste Ergebnis.
Aserbaidschan holte beispielsweise 14-mal Gold. Ihm bereite diese Entwicklung keine Sorgen, erklärte Beucher. "Weil viele Länder, die so aufgeholt haben, etwas gemacht haben, was ich vom Grundsatz her ablehne. Sie verzichten auf Vielfalt und konzentrieren sich auf einige wenige Sportarten", sagte Beucher: "Das ist eine Grundsatzfrage, die der deutsche Sport insgesamt klären muss."
Sehr wohl erkenne er aber auch den Handlungsbedarf. "Es sind wunderbare Grundlagen von Strukturen da, aber es bedarf der Weiterentwicklung", sagte der 75-Jährige: "Ohne der Analyse vorzugreifen, die wir sehr ausführlich nach Tokio machen werden, ist das Problem Nummer eins die Nachwuchsfindung, die Nachwuchssichtung und die Nachwuchsförderung."
Dafür bedürfe es einer Erweiterung des dualen Konzepts, einer Einbindung der Landesverbände in die Leistungssportkonzepte sowie gezielter Bund-Länder-Maßnahmen. "Der Fokus kann nicht nur auf Paris liegen", führte Beucher aus: "Wir müssen bis Los Angeles blicken und überlegen, was die Strukturen sind, um Leistungssport weiter nach vorne zu bringen und den Nachwuchs aufzubauen."