Chemnitzer Turnskandal: Olympiastützpunkt kontert mit Gegenexpertise

Kunstturnen: Cottbus bleibt bis 2024 Weltcupturnier
Der Streit um die suspendierte Chemnitzer Kunstturntrainerin Gabi Frehse geht in eine neue Runde.
Hamburg (SID) - Der Olympiastützpunkt hat mit einer Gegenexpertise einen Kontrapunkt zu einem vom Deutschen Turner-Bund (DTB) initiierten Untersuchungsbericht gesetzt.
Die ehemalige Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer und weitere Athletinnen werfen ihrer früheren Betreuerin Beschimpfungen, überhartes Training und die Verabreichung von Medikamenten ohne ärztliche Absprache vor. Der DTB fordert daher vom Olympiastützpunkt Chemnitz die Entlassung Frehses.
Autor der Chemnitzer Expertise ist Udo Rudolph, Professor für Allgemeine und Biopsychologie am Institut für Psychologie der TU Chemnitz. "Es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die für deutliche Mängel in der Durchführung der Untersuchung sprechen", heißt es in Rudolphs Schlussfolgerungen.
Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf fehlende Begleitung der Befragungen durch psychologisch geschulte Fachkräfte. Auch die Wahrung der zugesicherten Anonymität sei nicht konsistent eingehalten worden. Der DTB reagierte am Donnerstagabend in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe.
Der Verband, so heißt es, habe "zur Kenntnis genommen, dass der Olympiastützpunkt seine Bemühungen offenbar auf den Versuch konzentriert, die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung zu diskreditieren, statt aus diesen Ergebnissen die gebotenen Konsequenzen zu ziehen".
Die "Expertise" sei "nicht im Ansatz geeignet, die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung infrage zu stellen. Erst recht ist die 'Expertise' nicht dazu geeignet, die Schilderungen der betroffenen Athletinnen in Zweifel zu ziehen", schreibt der DTB.
Mit den Vorfällen in Chemnitz wird sich der Sportausschuss des Deutschen Bundestages am 5. Mai in Berlin erneut beschäftigen. Dann ist eine öffentliche Anhörung mit dem Thema "Physische, psychische oder sexualisierte Gewalt gegen Sportlerinnen und Sportler" geplant.